Full text: A bis E (1. Band)

  
20 Adrianopel (Einnahme und Friede von) 
geht. Eine andere Abtheilung unter dem Generalmajor Siewers beſebte Demotifo 
(eine Stadt von 8000 Einw.) und ſchlug die Straße nah dem Meerbuſen von 
Enos ein, um die Verbindung mit dem ruſſiſchen, 18 Segel ſtarken Geſchwader 
unter dem Admiral Grafen von Heyden, das vor den Dardanellen in der Nähe von 
Tenedos kreuzen ſollte, zu bewirken. Enos ſelbſt wurde am 26. Aug. vom Eene- 
ralmajor Siewers mit Capitulation genommen. Noch bedrohte General von Roth 
NRodoſto, eine befeſtigte Hafenſtadt von 40,9000 E. am Marmormeere. Zulegt am 
6. Sept. befeßte das zweite Armeecorps unter Pahlen die Stadt Bifa, und drang big 
Sarai, zwei Tagemärſche von Konſtantinopel, vorz das ſehste Armeecorps, das in 
Araba-Burgas ſtand, hatte ſeine Vorpoſten bis Kaliſtran und Tſchorli vorgeſcho- 
ben. So waren die beiden Straßen, welche von Adrianopel nah Konſtantinopel 
führen — die über Kirkhiliffa und die über Araba-Burgas — in der Gewalt 
der Ruffenz ihre linke Flanke war von der Seefeite des fchwarzen Meeres, und 
ihre vechte von Enos her und nah Nodofto hin gede>t. Alle Operntiongg der 
ruſſiſchen Seemacht aber waren untcr die allgemeinen Anordnungen des Oberbe- 
fehlshabers geſtellt. Zu derſelben Zeit hatte in Aſien der Fall von Erzerum (f.d.) 
dem ruſſiſchen Heere das Vordringen nach Trebiſonde (Tarabofan, Trapezunt) er- 
leichtert. Ein Aufgebot des Sultans, das ſchon am 29. Jul. alle Moslim unter 
60 Jahren zur heiligen Fahne (Sandſhak Sheriff) rief, ward nicht vollzogen. Der 
allgemeine Unmuth lähmte jeden Aufſ<wung, und fortwährende Verſchwörungen 
der 1826 nur zum Theil vernichteten Janitſcharen nöthigten den Kaiſer Mah- 
mud zu blutigen Hinrichtungen. Er ſelbſt hielt fich zu feiner Sicherheit in dem 
Lager von Namis-Tſchiftlik auf, wo er ein Heer von 20,000 M. regulairer Trup- 
pen verſammelt hatte. Zugleich ließ er thätig an der Befeſtigung von Ejub (einem 
Dorfe, oder eincr Vorſtadt von Konſtantinopel) unter Leitung eines engliſchen Jn- 
genieurs arbeiten. Aber auch der ruſſiſche Oberfeldherr wagte es niht, mit 50,000 
M. den Angriff auf Konſtantinopel, das 80,000 waffenfähige Männer zählte, zu 
unternehmen. Hier konnte der Kampf der Verzweiflung und noh mehr das Ein- 
ſchreiten fremder Mächte eine gefahrvolle Verwickelung des Friedensgefchäfts, wel: 
ches der Kaiſer Nicolaus mit Mäßigung und Großmuth zu beſchleunigen ſuchte, 
herbeiführen. Überdies dauerte der Eleine Krieg am linken Ufer der obern Donau 
nod) fort, wo die Feftung Giurgewo hartnädigen Widerftand leiſtetez auch hatte 
die Belagerung von Schumna erſt am 31. Aug. begonnen, und zwiſchen Philippo- 
poli und Sophia ſtand das von der Donau herbeigezogene Armeecorps des Paſcha 
von Scutari. Auf der andern Seite zeigte der von allen Seiten bedrängte Sul: 
tan jeßt weniger Abneigung gegen Rußland; ſein Stolz war durch den Fall von 
Adrianopel gebeugt , und er vertraute mehr auf die perſönliche Großmuth des 
Kaiſers Nicolaus als auf den ungewiſſen Beiſtand einer entfernten europäiſchen 
Macht. Dagegen beförderte der König von Preußen weſentlih den Gang der 
Friedensunterhandlungen. Hierüber gab die „Preußiſche allg. Staatszeitung“ 
vom 13. Dct. folgenden Aufſchluß: Jn den Unterredungen, welche der König von 
Preußen während der im Sommer 1829 ſtattgefundenen Anweſenheit des Kaiſers 
von Rußland in Berlin mit feinem erhabenen Schwiegerfohne über die orientali= 
ſchen Angelegenheiten hatte, erklärte der Kaiſer ſich bereit, zur Beendigung des 
Krieges Alles, was mit den unabweislichen Intereffen ſeines Reichs irgend verein: 
bar ſei, eifrig beizutragen, ſobald die Pforte ernſtlich den Frieden nachſuchen würde. 
Der König fah ſich dadurch, mit Einſtimmung des Kaiſers, bewogen, dieſe feine 
Überzeugung auf entfchiedene Weife gegen die Pforte auszufprechen und zugleich 
den andern Höfen kund zu thun. Der Öenerallieut. v. Müffling erhielt daher den 
Auftrag, die Pforte durch die beſtimmte Verſicherung der unveränderten Friedens- 
geneigtheit des Kaiſers zu bewegen, daß ſie ohne Verzug in das ruſſiſche Hauptquar- 
tier Bevollmächtigte zur Einleitung des Friedensgeſchäfts abordnete ; eine unmit- 
  
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