„ernten
438 Choulant
den beiden entgegengeſeßten Punkten der Stadtz die Einrichtung eines Dampf-
bhootes zwiſchen Trieſt und Venedig — des erſten in der öfreichifchen Monarchie —;
die Errichtung eines neuen Strafhauſes in Capo d’Jſtriaz; die Einleitungen zum
Bau der großen und wichtigen Straße von Optſchina, bezeichneten ſeine dortige
furze Verwaltung, während welcher Trieſt zwei Mal vom Kaiſer beſucht
wurde. Bei der zweiten Anweſenheit deſſelben wurde Graf C. 1818 zum Ge-
heimrath und Vicepräſidenten in Tirol ernannt, wo damals die Landesverwaltung
unter der ſchwachen Leitung des alten Grafen Biffingen fo herabgekommen und
des Vertrauens im Lande ſelbſt \ſo gänzlich beraubt war, daß eine Umgeſtaltung
derſelben nothwendig wurde. Sein Großoheim und ſein Großvater hatten in
dieſem Lande ein rühmliches Andenken hinterlaſſen. Nachdem Graf C. ein
Fahr lang als Vicepräſident gedient und das ganze Land bereiſt hatte, wurde er
zum Gouverneur von Tirol und Vorarlberg ernannt und bekleidete dieſe Stelle bis
1825. Seiner Thätigkeit und Einſicht. gelang hier manches ſchwierige, wichtige
und wohlthätige Werk. So führte er die bis dahin für unmöglich gehaltene Rekru-
tirung eines Jäâgerregiments ein und organiſirte es nah dem Geiſte der Nation,
ſicherte der Provinz eine bewaffnete Landwehr von 20,000 Mann, regulirte die
Landesfchuld und traf Anſtalten zur Tilgung der frühern Kriegsſhuld. Dies und
die Errichtung eines tiroler Nationalmuſeums, die Erhebung des innsbru>er Ly-
ceums zu einer Univerfität, die Stiftung eines geregelten Armeninflituts, einer
Sparcaffe in Innsbrud und einer öffentlichen Heilanſtalt für die Jrren in Hall,
die Einführung einer Feuerſchadenaſſecuranz, die Herſtellung wichtiger Straßen-
ſtre>en und Umbauung der Straße über den Arlberg, die Regulirung der Etſch und
dadurch bewirkte Austrodnung fehr bedeutender verſumpfter Landesſtre>en, die
Verbeſſerung der Pferdezucht und viele andere wohlthätige Anſtalten mehr, ſicher:
ten auch ihm ein dankbares Andenken in dieſem Lande. Der Kaiſer berief ihn 1825
als Hofkanzler und Präſidenten der Studienhofcommiſſion nah Wien und ver-
traute ihm anderthalb Jahre ſpäter, im Herbſte 1826, die oberſte Verwaltung des
Königreichs Böhmen an, die er aus den Händen des ausgezeichneten Grafen Ko:
lowrat übernahm. Was der geniale und energiſche Staatsmann ſeit dieſer Zeit
zum Beſten des Landes und des Staats gethan hat, kann hier niht Alles be-
rührt werden. Es genüge nur, an die Maßregeln zur Hebung der böhmiſchen
Induſtrie, an die pilſener Eiſenbahn, an die zahlreichen Verbeſſerungen und An-
ſtalten in den böhmiſchen Badedörtern, an die neuen Anlagen und Verſchönerungen
in und bei Prag, an die Organiſirung des Armeninſtituts und die Gründung des
Arbeitshauſes daſelbſt, an die zwe>mäßige Einrichtung des allgemeinen Kranken-
hauſes zu Nrag, die Errichtung eines anatomiſchen Theaters u. |. w. zu erinnern.
Seine Alles umfaſſende raſtloſe Thätigkeit erwies ſich vorzüglich wohlthuend, ſeit-
dem Böhmen von der verheerenden Choleraepidemie heimgeſucht wurde. Er wurde
1832 zum Präfidenten der vereinigten böhmiſch-mähriſch-\chleſiſchen Hofkammer
und Conferènzminiſter in Wien ernannt. 32
Choulant (Ludwig), geboren zu Dresden am 12. Nov. 1791, erlernte
die Apothekerkunſt in der Hofapotheke daſelbſt vom Sept. 1807 bis Sept. 1811,
begann dann die mediciniſchen Studien auf dem damaligen Collegio Mn öckogsehr
rurgico zu Neuftadt- Dresden unter Koberwein, Tobias, Raſchig, Oble u. f. w.,
bezog die Univerſität Leipzig 1813, wo er in den Jahren 1814 und 1815 die phy-
fieatifche Famulatur bei Gilbert verſah, ſowie in den Jahren 1815 — 17 die ob-
ftetricifche bei Jorg und als Amanuenſis am Entbindungsinſtitute. Jm No-
vember 1817 ging er auf Einladung des Hofraths Pierer nah Altenburg als
Gehülfe bei deſſen literariſchen Arbeiten und ward ſpäter praktiſcher Arzt daſelbſt.
Er promovirte zu Leipzig 1818 und ſchrieb ſeine Diſſertation: „Decas pel-
vium spinarumque deformatarum cum annotationibus nonnullis“, zu der
TAY