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thinge beträchtliche Summen auf dem Budget angewieſen haben. Es werden im
Durchſchnitt jährlich 13,000 Bände meiſt an Einwohner Chriſtianias ausgeliehen,
mie denn überhaupt die Bibliothek auf die liberalſte Weiſe verwaltet wird. Ein
unſchäßzbares Geſchenk. erhielt dieſelbe 1830 vom König von Baiern, welcher
ihr eine Sammlung von nordiſchen Urkunden überließ, die während der Unru-
hen bei der Thronentſezung Chriſtians Il. nach den Niederlanden und von da
nah Deutſchland gekommen waren und Über die Geſchichte jener Zeit ein neues
Licht verbreiten. Der Univerfität gehört das von ihrem königlichen Stifter ge-
ſchenfte Gut Toien unweit der Stadt. Hier iſt ein botanifcheöfonomifcher Garten
mit zwei Zreibhäufern, welcher wegen feiner heitern Lage auf einem nach Süden
geneigten Abhange zu Spaziergängen benust wird. Das Bermögen der Univerz
fität beftand 1831 aus 146,184 Speciesthalern. Außerdem erhält fie zur Bes
foldung der Lehrer aus der Stantscaffe jährlich etwa 33,000 Speciesthle. Die
+Kehrer erhalten kein Honorar von den Studirenden, allein vom Staate, je nach ih-
rem Dienſtalter einen Gehalt von 600 — 2000 Speciesthlrn. Die Univerſität hat
den ausfchließenden Verlag des Kalenders. Eine neue Sternwarte nebſt einem
Wohngebäude und einem Garten für den Profeſſor der Aſtronomie, wozu das Stor-
ching von 1830 eine Summe von 18,000 Speciesthlrn. bewilligt hat, wird im
Weſten der Stadt erbaut. Unter den Lehrecn haben ſich Hanſteen (f.d.), Esmarf
und Keilhau durch ihre Schriften auch im Auslande Ruf erworben. (1)
Chrzanowsfki (Adalbert von), geboren um 1788 in der Woiwodſchaft
Krakau, erhielt ſeine erſte Erziehung in der Stadt Krakau, wo er fic) vorzüglich den
mathematiſchen Wiſſenſchaften widmete. Seit ſeiner erſten Jugend zeigte er viel
Borliebe zu dem Kriegerſkande, und eine bürgerliche Anſtellung, für welche ſein Er:
zieher, der gelehrte Soltykowicz, ihn beſtimmt hatte, wollte ihn nicht anſprechen. Als
1809 das Gebiet von Krakau dem Herzogthume Warſchau einverleibt wurde, trat
C. in das Corps der Jngenieurs, wo er ſich bald die Zufriedenheit ſeiner Vorgeſeß-
ten erwarb. Er wohnte dem Feldzuge gegen Rußland bei und leiſtete in der Schlacht
bei Leipzig durch die geſchi>te Leitung eines Theils der Artillerie wichtige Dienſte.
Seitdem verfchwand er auf lange Zeit von der kriegeriſchen Schaubühne, bis ihn
der Feldmarſchall Diebitfch, der E.’8 militairifche Kenntniſſe ſchäßte, 1828 nach der
Türkei berief. C. war beſonders in der Schlacht bei Varna dem ruſſiſchen Heere
nüslic) und terug viel zur Eroberung dieſer Feſtung bei. Zur Belohnung wurde er
zum Dberſten befördert. Nach dem Ausbruche der Revolution in Warſchau ward er
in der Generalcommiſſion für die Quartiere angeſtellt, im Januar 1831 aber zum
zweiten Befehlshaber der Feſtung Modlin ernannt, wo er in dieſer Eigenſchaft bis
zum Februar blieb und während dieſer kurzen Zeit das Seftungsgefchüg in die beſte
Ordnung brachte. Nach ſeiner Rückkehr wurde ec als Chef des Generalſtabs der Ar:
mee angeſtellt, Man hat ihm den Vorwurf gemacht, daß er während der Verwaltung
diefes Amtes den Oberbefehlshaber Skrzynecii bewogen habe, die Rationen für die
Pferde zu vermindern. "Dies hatte ſehr nachtheilige Folgen. Die Pferde der Reiterei
und Artillerie mußten fouragiren, da man kein Heu mehr austheilte, ſondern nur Ha-
fer. Roggen oder gar Mehl gab. Die Magazine waren ztvar leer, es fehlte aber nicht
an Geld, um ſowol im Lande als in Preußen und Deſtreich, da der Verkehr noch frei
war, Borrâthe einzukaufen. Die Folge davon war, daß die Pferde bald vor Erſch0-
pfung zu Tauſenden niederfielen. C. wurde im April zum Brigadegeneral ernannt,
nachdem es ihm gelungen war, die Ruſſen von dem Übergange über den Wieprz ab-
zuhalten. Jm Mai beſiegte er den General Thiemann bei Kod und trat darauf den
Rüdzug nad) Zamosc an, den er glüdlich ausführte. Er ſtand ſeitdem mit drei
Diviſionen in der Woiwodſchaft Vodlachien und focht mit großer. Auszeichnung
gegen das Corps des Generals Rüdiger. Am 14. Jul. erkämpfte er einen bedeu-
tenden Sieg bei Minsk, Obgleich dieſe Kämpfe auf das Schickſal Polens keinen
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