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Blockade hatte der Feind, deſſen Hauptmacht ſi in einem befeſtigten Lager vor
Athen befand, in kurzer Zeit alle Communication mit der Akropolis abgeſchnitten.
Die Noth der Belagerten ſtieg aufs höchſte; bereits in den lezten Tagen des März
1827 fah man der Übergabe der Akropolis entgegen. Alle Streitkräfte unter Ge-
neral C. follten fic zum Entfage vereinigen, während Lord Cochrane von der See-
ſeite mit den ihm zu Gebote ſtehenden Schiffen die Operationen der Landmacht
unterſtüßen wollte. Als C. vor Athen ankam, belief ſi die Geſammtmacht
der Griechen auf 10,000 Mann; das Belagerungscorps unter Reſchid Paſcha
fhäste man auf 8000 Mann, wovon ein großer Theil Neiterei war und alſo nur
auf der Ebene mit Erfolg wirken konnte : ein Umſtand, welchen die Griechen eben
nicht zu ihrem Bortheil zu benußen verſtanden. Nach mehren kleinern Gefechten
ward der erſte Hauptangriff am 25. April auf das von etroa 300 Türken beſebte.
Kloſter St.-Spiridion am Piräos gemacht. Schon hier zeigte ſich Zwieſpalt. Erſt
nach einer dreiſtündigen Beſchießung ward man durch eine für die Belagerten höchft
ehrenvolle Capitulation Herr dieſes wichtigen Poſtens, den man mit leichter Mühe
bei dem erſten entſchloſſenen Anlauf hätte nehmen können. Am 28. April geſtattete
General C. den Türken freien Abzug mit Beibehaltung der Waffen. Kaum hat-
ten die wenigen Türken undAlbaneſer das Kloſter verlaſſen, um fi) im Piraos ein-
zuſchiffen , als ein zügelloſer Haufe vom Corps des Karaiskakis über ſie herfiel und
die dur langen Kampf Erſchöpften niedermegelte; nur wenige der Unglüdlichen
verdankten ihre Rettung der perſönlichen Anſtrengung des Generals C. Auf die Er-
klärung deſſelben, daß er die Armee unverzüglich verlaſſen würde, wenn die Schuldi-
gen nicht der verdienten Strafe Überliefert würden, zog man zwar einige der Rädels-
führer zur Verantwortung; allein die übeln Folgen der Greuelthat offenbarten ſi
nichtsdeſtoweniger nur zu bald. Die Stellung des Generals E., welcher im Heere
ſelbſt, neben Karaiskatis und den übrigen Griechenhäuptlingen, nur wenig Anerken-
nung gefunden hatte, ward immer unſicherer; das täglich wachſende Mistrauen un-
ter den Führern erſchwerte die Ausführung gemeinſchaftlicher Unternehmungen und
vernichtete die faſt erfüllten Hoffnungen der Beſagung in der Akropolis. Von fei:
nen Gegnern ungerechterweife mit der Schuld des Treubruches belaſtet, zog ſich
C. auf ſeine Goelette im Hafen zurü> und beobachtete faſt theilnahmlos den Gang
der Ereigniffe, welchen er, feinem Berufe getreu, hätte leiten follen. Über allen feinen
Unternehmungen, ſcheint es, waltete ein feindliches Geſchi>. Jn der äußerſten Be-
drängniß ſammelte er am 6. Mai noch einmal ungefähr 3000 Mann zum Entfase
der Afropolis, beging aber die Unvorſichtigkeit, dieſe Truppen ohne Cavalerie und
Seldgefchüß auf der weiten Ebene den furchtbaren Angriffen der türkiſchen Reiterei,
unter Reſchid Paſchas eigner Führung, bloßzuſtellen, während er ſelbſt auf ſeiner
Goelette zurü>blieb. Der unglü>liche Ausgang des Gefechtes vollendete das Ge-
[chic der Akropolis. Schon Tags darauf erließ C. an die Commandanten der Be-
ſabung den Befehl, die von dem Seraskier angebotene Capitulation anzunehmen ;
die Belagerten aber wieſen die Capitulation zurück. (S. Jourdain's „Mémoi-
res historiques et militaires“, Bd, 2, S. 354 fg.) Am 8. wurde das Bom-
bardèment gegen die Afropolis erneuert; C., welcher nach der Niederlage am
6. Mai mit den Trúmmern des Heeres auf den Anhöhen des Phaleros ein
verſchanztes Lager bezogen hatte, fah fich völlig außer Stand, den Bedrängten
Erleichterung zu verfchaffen; felöft von allen Seiten durch feindliche Truppen be-
unruhigt , verließ er ſeine feſte Stellung und brachte den Reſt der Truppen nah
Salamis in Sicherheit. Wenige Tage darauf, am 5. Sun., fiel die Akropolis
mittels Gapitulation in die Gewalt des Feindes. Dieſer unglü>liche Ausgang
ber Operationen vor Athen, wovon die Schuld weit mehr in den ungünſtigen
Verhältniſſen Ing, unter welchen E. das Commando übernommen hatte, als in
ſeinen perſönlichen Leiſtungen, that dennoch ſeinem Anſchen großen Eintrag. Je