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528 Cornelius
Miniſterium. Jm Mai 1832 erſchienen fie zu Paris mit andern politiſchen
Schriften wieder in der ſechsten Auflage ber „Lettres súr la charte, la pairie et
la liste civile, suivies de réponses à MM. de Schonen et Casimir Périer“,
Seine neueſte Schrift iſt ein Brief über die Sigung der Kammern von 1831, un:
ter dem Titel: „Aide-toi, le ciel t’aidera“, die im Mai 1832 zu Paris erſchien
und Frankreichs gegenwärtige Lage mit bitterm Tone ſchildert. C. nahm Theil an der
Herausgabe der „Thémis ou bibliothèque des jurisconsultes“. Die vielen Angriffe,
welche in den miniſteriellen Blättern gegen C. gerichtet werden, tragen nur dazu
bei, ihn in der Gunſt des Volks zu heben. . (15)
*Cornelius (Peter von), Maler, eines Malers Sohn, geb. zu Düſſel:
dorf im October 1787, ſeit 1825 Director der königlichen Akademie der bilden-
den Künſte zu München. Aus der Bewegung der Zeit hervorgegangen , begabt
mit ſeltener {höpferiſcher Fülle und Kraft, von Anfang an unverrú>t die ein:
geſchlagene Bahn verfolgend und gebildet durch die Werke einer reichen, beglückten
Vorzeit, außerdem vom Schiekfal begtinffigt duch die Berufung zu Arbeiten von
größter Ausdehnung, repräfentirt er mehr als feine gleichgefinnten Freunde, die
Beſtrebungen der neuern Kunſt. C. war der Erſte, welcher in den Formen der
Malerei wieder Seele und Jnhalt zu erwe>en ſuchte und die bloße Vollendung der
Technik als etwas Todtes von ſeinen Leiſtungen zurü>wies. Dieſe eigenthümliche
Richtung, die er mit einigen verwandten Mitſtrebenden verfolgte, und welche ihn
beſonders die Religion als Aufgabe ſeiner Kunſt erkennen ließ, führte ihn auf das
Studium der vorrafaeliſchen Zeit, auf die florentiniſchen Meiſter des 14. Jahr-
hunderts zurü>, von denen aus er ſi dann inniger und genauer mit dem derſel:
ben Schule entwachſenen Geiſt und Styl eines Rafael und Michel Angelo be-
freundete. Schon von Beginn ſeiner Laufbahn an ſchlug ©. einen ſehr glücklichen
Meg ein, indem er fich ſtets davor hütete ſeine künſtleriſchen Kräfte an einzelnen
Skizzen zu zerſplittern, ſondern ſeinen Geiſt immer mit irgend einem Gegenſtande
ganz erfüllte und dann in einer Reihefolge mehrer unter ſich zuſammenhängender
Bilder ein Ganzes darſtellte, wodurch er niht nur für ſeine künſtleriſche An-
ſchauung Stetigkeit gewann, ſondern vor Allem die Emancipation der Kunſt her-
beiführte, ſie des Nachcomponirens, des bloßen Scenendarſtellens enthob und in
ihre urſprünglichen Rechte einer freien ſelbſtändigen Production wieder einſetzte.
In dieſem Sinne ſind ſeine Bearbeitungen des Göthe'ſchen „Fauſt“ und der „tibe:
hingen” zu nehmen; und deutlicher als dieſe würde fein Dante das Geſagte be-
thätigen, hätte er ihn vollenden können. Bekanntlich aber rief ihn, als er gerade
mit den Cartons dazu beſchäftigt war, die er für die Villa Maſſimi in Rom
ausführen wollte, der damalige Kronprinz, jegige König von Batern, nach
München, um die Glyptothek mit einer Darſtellung der Götter- und Heroen-
welt der alten Griechen zu fhmüden. Ein großes, veiches Feld war nun vor
ihm aufgethan, und es bewährte fich hier vor Allem fein dichterifcher Sinn, der
aus dem DBielerlei des Stöffs das Verwandte heraushob und ein zuſammen-
hängendes Ganzes aufbaute. Noch in Rom zeichnete er einige Cartons, und im
Frühjahr 1820 begann er die Ausführung dieſes großen Werkes mit Eros, als
Bezwinger der Elemente. Dieſe Darſtellung enthält den leitenden Gedanken für
den ganzen Götterſaal : Gemeinſchaft der Götter und Menſchen, Sieg der Liebe
wie über die rohe Natur, fo über die Götter, und Triumph des Geiſtes ſelbſt Úber
die ſeligen Herrſcher des Olympos. Die Deke theilt fi) nach den vier Bogen
des Kreuzgewölbes in ebenſo viele Haupttheile; in der Mitte ſieht man den Eros, in
Verbindung mit den Elementen, in vier Feldern ; weiterhin Die Jahreszeiten, dann
die Zageszeiten, oder die fie repräfentirenden Gottheiten: Aurora, Phöbus, Luna
und die Nacht. Jedes dieſer Bilder iſt von zwei kleinern eingeſchloſſen, in denen
der Mythus der betreffenden Gottheit näher ausgeführt wird; fo zeigt fich bei