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Cotta von Cottendorf 531
wünfchten Srescogemälde zum Schmud ihrer Kandfige, und wandten fich deshalb
an C. Dieſer nahm für ſeine Schüler die Arbeit an, ſtellte Jeden an den paſſen-
den Ort, ſodaß Viele zugleich Beſchäftigung fanden und die Lehren ihres Mei-
ſers unmittelbar zur That werden laſſen konnten. Als im Jahe 1825 E, als
Director nah München ging, folgten ihm die meiſten ſeiner Schüler nach, obſchon
vorauszufehen war, daß bei den umfaſſendern V Verhältniſſen der münchner Afg-
demie auch das Verhältniß der Schule ein durchaus anderes werden mußte. Fndeß
gelang és C. doch, einen großen Auftrag für ſeine Schüler zu erhalten, und die
Arkaden des Hofgartens in München geben in ihren Srescomalereien Zeugniß. von
der Richtung, welche dieſe Schule in München genommen hat. Nach Beendi-
gung dieſer Leiſtungen konnte, da nicht unmittelbar eine neue zuſammenhängende
Arbeit vorhanden war, der Geift der Schule ſi nur in einzelnen Schöpfungen,
wie in den Dedengemälden des Odeons, einzelnen Wandgemälden im Palais des
Prinzen Mar u. f. w. offenbaren, wird aber nun bei den Darftellungen zur deut:
ſchen Dichterwelt im neuen Königsbau wieder eine umfaſſendere Thärigkeit ge:
winnen. :
Cotta von Cottendorf (Johann Friedrich, Freiherr), geb. zu Stutt-
gaët den 27, April 1764, ſtammt aus einem italieniſchen Adelsgeſchlechte, vo
welchem ein Zweig nah Sachſen kam und zur Reformationszeit in Eiſenach, ſpâä-
ter zum Theil in Dresden blühte. Aus Sachſen zog Johann Georg C. ums
Jahr 1640 nah Tübingen und gründete die J. G. Cotta’ſche Buchhandlung;
die ſchon zu Anfang des 18. Jahrhunderts 20 Preſſen beſchäftigte. Fohann
Friedrich E. bereitete fih auf dem ſtuttgarter Gymnaſium zum Studium der
Theologie vor, feine Neigung entſchied jedoch für das Studium der Kriegs-
wiſſenſchaften (der Vater hatte unter Laudon gedient ), und als Pfleiderer, der
berühmte Mathematiker, aus Warſchau in die Heimath zurüc>kam , bezog E.
die Univerſität Tübingen und wurde ſein Schüler (1782). Nach drei Jahren
ſollte er eine Erzieherſtelle beî dem Fürſten Lubomirski in Warſchau antreten;
er ſtudirte noh mit äußerſter Anſtrengung die Rechtswiſſenſchaft und ging ſodann
mit Johann Gottfried Müller nah Paris, wo er ſih im Franzöſiſchen und
den Naturwiſſenſchaften vervollkommnete und im Umgange der berühmteſten
Gelehrten lebte, Jenér Lebensplan zerſchlug ſich jedoch, ‘wie darauf auch ein an-
derer ähnlicher, und C., nachdem ex einige Zeit als Hofgerichtsadvokat practi-
cirt hatte, Übernahm, dem Willen des Vaters gehorfam, die lange durch Factoren
geführte und ſehr herabgefommene Handlung zu Tübingen, die nicht mehr für
3000 Gulden jährlichen Abfag hatte. Vom 1. Dec, 1787bis zur Abreiſe auf die
leipziger Oftermeffe 1788 arbeitete er nun von Morgens # Uhr bis Nachts 11
Uhr, um ſich die nôthigen Kenntniſſe in ſeinem Fache zu erwersen. Eine wichtige
Hülfe für den ſorgenbelaſteten Mann waren 300 Dukaten, welche er von der Fürſtin
Lubomirsfa als Entſchädigung erhielt. Mir Mühe trieb er 500 Gulden auf, um
feine erfte glüdliche Speculation zu de>en. Er verband fi 1789 mit einem fehr
redlichen und geſchi>ten, aber ängſtlichen Manne z daher ſich denn dieſes Band bald
wieder auflöfte, Jebt nahm die Buchhandlung ihren glüclihſten Shwung, und E.
entwielte fortan ſelbſtändig ſein großartiges Talent. Er faßte den Plan zur „Allge-
meinen Zeitung“ (1793) und gewann für einen Augenbli> Schiller, der gerade
in der alten Heimath.war, für diefes Unternehmen. Schiller trat zwar feiner Ge:
fundheit wegen wieder zuriick, gründete aber mit E. die „Horen’ und blieb ſeitdem
aufs genaueſte mit ihm verbunden. Die „Allgemeine Zeitung” trat jest zu Tübin-
gen erſt unter Poſſelt’s, dann unter Huber's Redaction ans Licht; nur mit dec
größten Vorſicht und Redlichkeit ließ ſich in jener politiſch gefährlichen Zeit
ein ſolches Unternehmen begründen; jene Zeitung iſt aber auh zu einem Werke
geworden, das künftigen Zeiten für die Geſchichte unſerer Zeit ſo unentbehrlich ſein
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