Full text: A bis E (1. Band)

  
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Mathematik zumandten, leitete bis zu feinem funfzehnten Jahre ganz allein ſein Va- 
ter, Jean Paul (geſt. 1795), Herr des Lehnguts Meré in Touraine, ein Mann von 
hoher geiſtiger und ſittlicher Bildung, der vor Allem darauf bedacht war, das kräftige 
Gemüth des Sohnes, welcher mit inniger Liebe und freiem Vertrauen an ihm hing, 
zu feſter Beharrlichkeit zu ſtählen. Hierauf in Paris und in der Arkilferiefchule zu 
Chalons, wohin er ſeinem Lehrer Labbey folgte, weiter ausgebildet, trat C. 1792 un- 
ter die reitende Artillerie und zeichnete fich durch Kenntniſſe und Tapferkeit ſo ſehr 
aus, daß er ſchon 1795 zum Escadronchef ernannt wurde. Die italienifchen Feld- 
zuge (1798, 1805 fg.) gaben ihm ferner reiche Gelegenheit, ſeine Berufstüchtigkeit 
zu bewähren. Beſchwerden und Gefahren, an denen es zumal in Calabrien nicht 
gebrach, trat er mit rüfligem Muthe entgegen, aber den Beſchränkungen ſtrengen 
Dienſtzwanges konnte er ſich nicht fügen, unfähig, freier Selbſtändigkeit in blindem 
Gehorſam zu entſagen. Sobald nicht die Nähe des Feindes ſeine Anweſenheit 
beim Regiment erfoderte, begegnete es ihm wol, fich ohne Urlaub wochenlang zu 
entfernen, um in irgend einer Bibliothek griechiſche Handſchriften zu unterſuchen. 
Denn ſeiner lebendigen Liebe zum helleniſchen Alterthume blieb er, immer wenig- 
ſtens einige Bände griechiſcher Schriftſteller mit fich führend, fortwährend treu, 
ohne dadurch gehindert zu werden, fich dee Gegenwart mit heiterm Lebensmuthe zu 
bemächtigen. Geachtet von feinen Kriegsgefährten, deren Freuden und Be: 
fhwerden er getreulich theilte, und von feinen Vorgefegten, die feinem Verdienſte 
manche Übertretung militateifcher Dienftregein nachfahen;, mußte er doch den 
legtern durd) die rucfichtslofe Sreimüthigkeit, mit der er feine Überzeugungen ver- 
theidigte und jedes Werwerfliche, wo er es fand, unbedenklich rügte, allmälig unbe- 
quem werden. Man erzählt z. B., daß C. nach einem Gefechte, in welchem ihm 
Câfar Berthier nicht eben altrômiſche Tapferkeit bewieſen zu haben ſchien, dem 
Packwagen deſſelben begegnet ſei, der mit dem Namen ſeines Beſigers in großen 
Buchſtaben prangte. Erbittert hielt C. ihn an, tilgte mit ſeinem Degen den Bor: 
namen aus und befahl dem Wagenführer, ſeinem Herrn zu ſagen, Berthier möge er 
fi) immerhin nennen, aber nicht Cäfar, das unterſage er ihm. So wurde es ihm 
leicht, den Abſchied zu erhalten, den er 1808 in Ftalien nachſuchte, müde dem felbft- 
ſüchtigen Ehrgeize Napoleons, deſſen Weſen ſein ungeblendeter Scharfbli> früh- 
zeitig durchſchaut hatte, mit widerſtrebendem GemÜthe zu dienen. Nachdem er noch 
an der Schlacht von Wagram (6. Jul. 1809) freiwillig Theil genommen, verließ 
er den Kriegsdienſk, dem er fich, als Feindeseinfall ſein Vaterland gefährdete, mit 
begeiſtertem Eifer gewidmet hatte. Nach furzem Aufenthalt in der Schweiz lebte 
er bis 1812 in Jtalien, feit 1810 in Nom und in Tivoli, feinen geliebten Griechen, 
dem Öenuffe der Natur und geiftreichem Umgange, z.B. mitder Gräfin Albany, ſich 
widmend. Die Freude, aus einer florentiniſchen Handſchrift eine beträchtliche Lücke 
des griechiſchen Erotikers Longus auszufüllen, verbitterte ihm ein famös geworde- 
ner Dintenfle>, durch den er unvorſichtig eine Stelle des neuentde>ten Stückes un- 
lesbar machte, und der, bôswilliger Abſicht zugeſchrieben, ihn vielfältigen Verun- 
glimpfungen, ſelbſt politiſcher Art, preisgab, was ihn zu dem wißigen Brief an den 
Bibliographen Renouard veranlaßte, Der Text des Longus erſchien in wenigen 
Exemplaren zu'Rom 1810 (neue Auflage duch Sinner, Paris 1830), ſeine 
franzöſiſche Überſezung Paris 18413 (neue Auflagen 1821, 1825). Sm Sommer 
1812 ging C. nach Paris, wo er 1818 ſeine mit fritiſchem Scharfſinn und großer 
Sachkunde bearbeitete Ausgabe und Überſezung der „Reitkunſt“ des Xenophon er- 
ſcheinen ließ. Im März 1814 heirathete er eine Tochter des ihm befreundeten 
Rechtsgelehrten Clavier. Bald nach ſeiner Vermählung durchſtreifte ex, Übermannt 
von dem Gefühle verlorener Freiheit, einige Monate lang Nordfrankreich, bis ihn der 
Geiſt und die Anmuth, die aus den Briefen ſeiner jungen Frau ſprachen, immer 
inniger ergriffen, und er fich freudig in die Beſchränkungen der Ehe fügte, die ihm 
 
	        
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