Full text: A bis E (1. Band)

  
  
534 Courier 
wenigftens mehre Jahre hindurch ein friedliches Glück gewährt zu haben ſcheint. 
Erlebte von nun an, mit ſeinen Studien und mit der Bewirthſchaftung eiries anſehn- 
lichen Grundbeſitzes beſchäftigt, im Departement Judre und Loire, zuerſt in Luynes, 
einem fleinen Orte an der Loire, dann in dem Dorfe Vereg. Die Entthronung 
Napoleons und die Erſcheinung der Charte erfüllten ihn mit lebendiger Hoffnung 
einer verfaſſungsmäßigen Regierung. Bald enttäuſchte ihn die beginnende Ne: 
action, die beſonders in dem Departement, wo er anſäſſig war, mit gewaltthätigem 
Ungeſtüm ins Werk gefegt wurde. C. verfaßte eine wirkſame Bittſchrift ‘an die 
Kammern, worin er den despotiſchen Unfug, den man in Luznes trieb, mit be- 
redtem Unwillen ſchilderte. Die Verfolgungen hörten auf, und C. ſchwieg. Eine 
treffliche Frucht ſeiner Studien, die Eritifche Ausgabe und Überfegung von Lurian’s 
„Eſel“, den er mit Unrecht dem Lucian abſprach, erſchien 1818 und fand allgemeine 
Anerkennung, ohne jedoch ſeiner Bewerbung um eine Stelle in der Akademie der 
Inſchriften im Geringſten zu nügen. Dan fürchtete durch feine Wahl den Macht- 
habern zu misfallen und befeßte die drei Stellen, die eben (eine durch Claviers Tod) 
erledigt waren, mit ziemlich unbedeutenden, aber eifrig toyaliftifchen Edelleuten. 
Sn der Exbitterung verlegten Selbftgefühls, mehr noch im Verdruffe, gegen feinen 
Srundfag, fich nie um eine Stelle zu beiverben, den Bitten feiner Freunde nad): 
gegeben zu haben, und im Unwillen über die unwürdigen Motive, dur welche die 
akademiſchen Wahlen beſtimmt wurden, erließ C. ſeinen Brief an die Mitglieder 
der Akademie, wori:. ſich ſein Arger in bitterer und perſönlicher Satyre Luft machte. 
Bald darauf begann er durch ſeine beiden „Lettres particulières“ und durch die 
furzen Aufſäbe, die er im „Censeur“ abdruden ließ (1819, 1820), directen Kampf 
gegen pfäffiſche Verfinſterung und die wachſende Macht des herrſchſüchtigen Adels, 
und erwarb fich dadurch allmälig bedeutende Popularität, unbekümmert um den 
Haß der Höflinge. Er widerſezte ſich 1821 durch ſeinen „Simple discours 
aux membres du conseil de la commune de Veretz”, ein Meifterftad Earer und 
eindringlicher Rede, dem {<mählihen Antrage, den Landfig Chambord für den 
Herzog von Bordeaux auf Koſten des Departements anzukaufen. Als deshalb der 
Proceß gegen ihn eingeleitet wurde, richtete er eine ſarkaſtiſche Zuſchrift an die from: 
men Seelen ſeines Kirchſpiels, ſich ihrem Gebete empfehlend. Er ward zu einer 
Geldbuße und zweimonatlicher Gefängnißſtrafe verurtheilt. Fortan wuchs feine 
ZThätigkeit. Er gab eine Erzählung feines Verhörs heraus, voll fchneidenden Spot- 
te8 und männlicher Beredtfamkeit; vertheidigte das Necht der Landleute, denen 
dumpfe Bigotterie verbieten wollte Sonntags zu tanzen; lieferte kleine Beiträge zu 
„ Beitfchriften; erließ feine beiden Antworten an anonyme Btieffteller, fein „Livret 
de Paul-Louis, vigneron“ (wie er fi) von nun an nannte) und andere Flug: 
ſchriften (zulest 1824 ſein „Pamphlet des pamphlets“), die, in geheimer 
Preſſe gedru>t und begierig geleſen, um fo allgemeinere Wirkung machten, “ie 
weniger C. in egoiſtiſcher Parteiſucht oder in doctrinairer Abſtraction befangen war. 
Mit mächtigen Waffen geiſtiger Überlegenheit vertheidigt er das Wohl des Volks 
gegen die Unterdrücer gefegmäßiger Freiheit. Tiefer ſittlicher Ernſt, behagliche 
Laune, einſchneidende Jronie, logiſche Schärfe der Polemik bewegen ſich frvi in der 
trefflichſten Sprache, dem Ergebniſſe ſelbſtändiger Aneignung, antiker Schönheit und 
Einfachheit und tiefen Studiums der franzöſiſchen Proſa vor ihrer Erſtarrung 
durch höfiſche Convenienz. Dieſes Studium bewährte ſchon im Jahre 1810 die 
Ergänzung der Amyor’fchen Überfegung des Longus, mehr noch 1822 die Probe einer 
Überſebung des Herodot, worin C. die naive Einfachheit Herodot's mit überraſchendem 
Erfolge zu erreichen ſtrebte. Shr folgte 1823 feine Überfegung der Athiopika des 
Erotifers Heliodor. Noch andere Werke bereitete er vor, mit vorzüglicher Sorgfalt 
eine Eritifch berichtigte Ausgabe der „Cent nouvelles nouvelles“, mit Erläuterun- 
gen, worin er die Sitten, welche jene alten Erzählungen ſchildern, mit den heutigen 
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