Full text: A bis E (1. Band)

  
992 Czartorysfi 
ſchen Hofe, als Alexander gleich nach ſeiner Thronbeſteigung ihn zu ſich rief und ihm 
bas Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten übertrug, eine Erhöhung, die 
ihm viele Neider zuzog. Die Ruſſen fühlten ſich beleidigt, daß ein Pole dieſen wich 
tigen Poſten bekleidete, E., der diefes Amt nur in der Hoffnung angenommen hatte, 
den geheimen Plan des Kaiſers hinſichtlic Polens ausgeführt zu ſehen, benahm 
ſich ſo gerecht, mild, beſonnen und flug, daß er bald die Neider in Freunde umwan- 
delte. Seine Uneigennügigkeit ging ſo weit, daß er den mit ſeinem Amte verbunde- 
nen Gehalt ausflug und ihn für ärmere Staatsdiener in die Reichscaſſe ¿zurü>flie- 
ßen ließ. Am 11. April 1805 unterzeichnete er im Namen Rußlands ein Bünd- 
nig mit Öroßbritannien, wozu Napoleon durch die Vereinigung des franzöſiſchen 
Neichs mit Jtalien die Veranlaſſung gegeben hatte. Der friedliebende C. gab je: 
doch die Hoffnung einer Ausgleichung nicht auf und verlangte, um das legte Ver: 
ſöhnungsmittel aazuwenden, im Namen des Kaiſers Alexander Reiſepäſſe für No- 
woſilzoff, der Friedensvorſchläge machen ſollte. Es war zu ſpât. Napoleon hatte 
die liguriſche Republik ſhon mit Frankreich vereinigt, und die Verhandlungen fan- 
den nicht ſtatt, OÖſtreich entſchloß ſich, dem Bunde beizutreten, und zog durch 
ſein Beiſpiel auh Baiern nach ſich. C. hatte dem Kronprinzen von Baiern eine 
ruſſiſche Prinzeſſin zur Gemahlin vorgeſchlagen, um das Bündnis zwiſchen beiden 
Staaten noch enger zu Enüpfen. Der Einfall der Öftreichifchen Truppen in das 
bairifche Gebiet verlegte jedoch Maximilian Joſeph ſo tief, daß er fich von dem Au: 
genblicte an von der Coalition losſagte und ſich mit Frankreich verband. Dieſer 
Verſtoß gegen die Politik, der durch Dſtceichs Benehmen herbeigeführt worden 
var, veranlaßte den Fürſten, welcher wohl wußte, daß man ihm faſt allgemein die 
unheilbringenden Folgen davon zuſchreibe, um ſeine Entlaſſung zu bitten, Er 
lebte ſeitdem furze Zeit auf ſeinen Gütern ia Polen, befand fich jedoch am 2. Dec. 
1305 in der Schlacht von Auſterlig ſhon wieder an Alexanders Seite. Sein’ 
Nachfolger im Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten, der Freiherr von 
Budberg , huldigte ungefähr den nämlichen Grundſäßen und {<hloß 1897 ein 
Bündniß mit Preußen. Während des Beldzugs in jenem Jahre war C. Alexan- 
ders beſtändiger Begleiter. Als aber nach dem tilſiter Frieden der Graf Rumjän- 
zoſf den Freiherrn von Budberg erſetzte, zog ſich C. faſt ganz von allem Geſchäften 
zurü> und wohnte nur ſelten den Sizungen des Staatsraths bei. Als Privatz 
mann that er bei mehr als einec Gelegenheit fund, daß ſeine Anhänglichkeit an den. 
ruſſiſchen Thron nur der Perſon des Monarchen, keineswegs aber ſeiner hohen 
Stellung galt, denn von allen den Auszeichnungen, womit ihn der Kaiſer bez 
lohnen wollte, nahm er ſpäter bloß den polniſchen weißen Adlerorden an, und 
zwar nur als hoher Staatsbeamter in dem neuen Königreiche Polen. Kurz vor 
dem Ausbruche des Krieges mit &ranfkreich ſprach C. im ruſſiſchen Neichsrathe 
mit hinreißender Beredtſamkeit zu Gunſten ſeiner Landsleute und legte dem Kaiſer 
die Nothwendigkeit ans Herz, eine Nation, der man gewiſſe Rechte verſprochen, 
mit Treue und Schonung zu behandeln, weil ſie ſich ſonſt genöthigt ſehen würde, 
auswärts Hülfe zu fuchen. Ex war ſeitdem wieder beſtändig in der nächſten Um- 
gebung Alexanders, den er auch 1814 nach Paris begleitete. Hätte man aus dem 
Sreundfchaftsverhältniffe, in welchem C. zu dem Monarchen ſtand, eien Schluß 
ziehen wollen, ſo würde man geglaubt haben, daf Alexander keinen Andern als den 
Sürſten C. zu ſeinem Statthalter in Polen ernennen werde, und dennoch fiel die 
Wahl auf Zajonczek, der den Ruhm einer unter Kosciuszfo glorreih begonnenen 
Laufbahn und die Achtung ſeiner Landsleute bereits für die Gunſt des Kaiſers ein- 
getauſcht hatte. C. wurde 4815 Senator Palatin des Königreichs. Er vermählte 
ſich 1817 mit der jungen und geiſtreichen Prinzeſſin Anna Sapieha. Dem erſten 
Reichstage wohnte er als Mitglied der Senatorenkammer bei und ſprach mit 
ebenſo großer Freimüthigkeit als BVaterlandsliebe, im Tone eines begeiſterten 
  
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.