562 Dampfbäder
denz ebenſo wenig paſſen dieſelben da, wo Fieber vorhanden ift, oder wo fieber-
hafte Ausſchläge ſich bilden. Ganz zu verbieten ſind ſie ſolchen Jndividuen, welche
Anlage zu Blutflüſſen haben, oder wol gar Blutungen aus den Luft: und Nah:
vungswegen oder aus den innern Gefchlechtstheilen bereits erlitten; daſſelbe gilt
von ſolchen Kranken, welche organiſche Fehler der Lungen, des Herzens, größerer
Gefäßſyſteme, der Leber, Nieren, des Darmcanals haben, oder welche von aus-
zehrenden Leiden oder der Waſſerſucht befallen ſind, oder Anlage zu leßter befißen,
Schlecht vertragen die Damprbäder folche Individuen, welche an wahrer Schwäche
des Nervenſyſtems leiden. Endlich iſt es nicht gerathen, Kinder, Greife, Schwan:
gere, Furchtſame in die Dampfbäder zu ſchi>en. Das Gegentheil kann nur ſehr
ausnahmstwveiſe geſchehen.
Sehr wichtig ſind die Regeln beim Gebrauche der Dampfbäder, die ſi<
im Allgemeinen auf folgende Punkte reduciren, jedoch in befondern Fällen
mancherlei Zuſäße oder Abänderungen verlangen. Nur wenn man bereits aus
Erfahrung den Einfluß der Dampfbäder auf den eignen Körper kennt, kann
man ohne ärztliche Berathung Dampfhäder gebrauchen; wer Dampfbäder nie
gebrauchte und fie gegen irgend eine der genannten Beſchwerden in Anwendung
bringen will, thue dieſes erſt, wenn er einen verſtändigen Arzt .um Rath ge-
fragt hat. Wie viele Kranke haben dieſe verſäumte Regel zu ſpät bereut! Von
dem Arzte wird, man erfahren , ob eine Vorbereitung zum Gebrauche des Dampf-
hades nôthig iſt, die dann in einem Aderlaſſe, in Anſeben von Blutegeln an den
Kopf, in dem Gebrauche von Abführungsmitteln u. f. w. beſteht. Dampfbäder
können in jeder Jahreszeit und bei jedem Witterungszuſtand angewendet werden.
Die Jageszeit betreffend, ſo iſt hierzu jeder Theil des Tages paſſend, nur darf cs
nicht nach dee Mahlzeit gefchehen. Sodann nehme fich der Kranke Zeit, damit er
ſich nicht zur Eile zu treiben habe. Zwei Stunden Zeit ſind wenigſtens zu einem
Dampfbade erfoderlih. Schädlich iſt es, vor dem Dampfbade Wein, Liqueur,
Punſch, Kaffee u. ſ. w. zu trinken. Am beſten ift es, ein Glas Zuderwaffer, eine
Taſſe leichten Thees vor dem Bade zu nehmen. Das Gehen in das Bad muß
langſam geſchehen; es iſt nicht gut, durch ſchnelles Gehen erhist im Dampfbade
anzukommen. Jm Abkühlungs- und Unterhaltungszimmer der Badeanſtalt
läßt der Kranke Mantel u. f. w. zurü>, zieht ſich ſodann im Ruhezimmer nac und
nach aus und legt feine Kleider fo zufammen, daß er fie der Reihe nad), ohne
mühſames und dann ſchädlich wirkendes Suchen, beim Ankleiden finden kann. Jt
der Badende entkleidet, ſo tritt er in hölzernen Pantoffeln na>t in das Dampf--
zimmer, fegt ſich hier auf die unterſte Stufe der oben beſchriebenen terra\ſſenförmiz
gen Bänke nieder und verweilt hier einige Minuten, um die Atmoſphäre , die hier
nur 30° Réaumur hat, zu athmen und den Körper zum Ertragen eines höhern
Higzegrades nach und nach vorzubereiten. Sobald er merkt, daß der Körper durch
das Niederſchlagen der heißen Dämpfe naß wird, beſteigt er eine höhere Stufe, ba-
det gleichſam hinauf, und begibt fich fo bis- in die hochſte Region. Selten iſt es
dienlich oder gar nothwendig, bis zu 45° RM, zu fleigen. ft der Badende 10 Mi:
nuten in dem Dampfzimmer, fo laßt er fich frottiven, und nach diefer Operation fest
er ſich den oben beſchriebenen falten Begießungen aus. Manche Badende ziehen es
vor, während des Dampfbades ein Waſſerbad zu nehmen, wozu in gut eingerich:
teten Dampfbädern die Vorrichtungen nicht fehlen dürfen. Die Art der Krankheit,
die Beſchaffenheit der Conſtitution, die größere oder geringere Empfindlichkeit des
Kranken gegen die Einwirkungen des Bades u. f. w., alle dieſe Umſtände beſtim-
men die Länge der Zeit, welche der Badende im Dampfzimmer zubringen ſoll.
Se eingemwurzelter das Leiden, je kräftiger die Conſtitution, deſto länger verweile
der Badende in den Dämpfen. Gut iſt es, wenn er, bevor er das Dampfzimmer
verläßt, nach und nach fich auf die untern Stufen der Breterterraſſe begibt, fo
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