Dampfwagen 567
Lyon 1823 — 24), und Deſſen „Annales de la méthode ſumigatoire“ (erſter
Bd,, Paris 1827). (2)
Dampfwagen. Die Jdee, Wagen mittels Dampfmaſchinen in Be-
wegung zu ſetzen, hatte ſchon Watt, der berühmte Erfinder und Verbeſſerer der
Dampfmaſchinen in ihrer jezigen Geſtalt, im Jahre 1759; allein erſt 1802 ver-
folgten Trevichiet und Vivian dieſes Project , kamen dadurch auf ihre Maſchi-
nen mit hohem Drud, und bauten wirklich ein Fuhrwerk, das 55 engliſche
Meile in einer Stunde zurkidfegte. Später baute Blenkinfop für eine Eiſenbahn
in den Steinkohlenwerken von Middleton bei Leeds einen Dampfwagen, der ſchon
Verbeſſerungen hatte, die früher von demſelben Mechaniker eingerichtete Wagen
nicht beſaßen, noch jeht zu Leeds im Gebrauch iſt und 1816 auch in Berlin nad):
gemacht wurde. Dieſer Wagen hat folgende Einrichtung : Auf einem hölzernen
Geſtelle, das ſelbſt auf den beiden Achſen von vier Rädern liegt, die ſich auf
den Schienen der Eiſenbahn bewegen, befindet ſich ein gußeiferner, an bei:
den Enden verſchloſſener Cylinder, der in ſeinem untern Theil einen zweiten Cy-
linder enthält, deſſen Durchmeſſer nicht ſo groß als der Halbmeffer des großen
iſt, Ju dieſem kleinen Cylinder, der an beiden Enden aus dem großen hervorſteht
und am vordern als Kamin in die Höhe ragt, wird am hintern mit Steinkohlen
geheizt, um das in dem großen Cylinder befindliche Waſſer in Dämpfe zu vers
wandeln, Jn dieſem Cylinder händen in ſenkrechter Richtung am vordern und
hintern Ende zwei kleine Cylinder, jeder mit einem Kolben, auf und unter welche
man die in dem großen Cylinder entwi>elten Dämpfe wirken läßt, um ſie auf und
nieder zu bewegen. Die Elaſticität dieſer Dämpfe muß den Drud der Atmoſphäre
bedeutend Überſteigen, da es der nothwendigen Einfachheit der Maſchine wegen
nicht möglich iſt, die Dâmpfe, wie bei den Dampfmaſchinen, mit einfachem und
mit Hochdru> nebſt Condenſation, auf der Seite des Kolbens, wohin ſich derſelbe
bewegt, durch eingeſpriztes Waſſer uU. ſt. w. zu verdichten und dadurch auf dieſe
Weiſe einen luftleeren Raum hervorzubringen, ſodaß auf der andern Seite ſchon
Dämpfe von einfachem atmoſphäriſchem Drue wirken. Alle zur Bewegung von
Fuhrwerken angewendete Dampfmaſchinen müſſen daher Hochdru>maſchinen ohne
Condenſation fein. Die benugten Dämpfe entweichen in, die Luft. Die Kolben:
ſtangen der Dampfcylinder ſtehen mit Kurbelſtangen und dieſe mit Kurbeln in
Verbindung, an denen Wellenzahnräder ſigen, die in ein mittleres Zahnrad grei-
fen, an deſſen Welle wieder auf einer Seite des Wagens ein Zahnrad befeſtigt iſt,
das in Zähne greift, welche neben der einen Reihe der convexen Straßenſchienen
angebracht worden ſïnd, und wodurch eigentlich die Bewegung des Magens ge:
ſchieht, an welchen die mit Steinkohlen oder Gütern beladenen Wagen, deren
Räder ebenfalls auf Schienen laufen, angehängt werden. Da die Bewegung
durch ein Stirnrad und eine Zahnſtange bewirkt wird, fo kann der Dampfwagen
naturlich ziemlich ſteile Abhänge hinanfahren. — Nachdem noch, mehre andere
Maſchinen nach verſchiedenartigen Principien conſtruirt und auch benußt worden
waren, erhielt der Ingenieur G. Stephenſon in Nerocaſtle 1814 ein Patent auf
einen neuen Dampfwagen. Die Conſtruction des Keſſels, der Heizröhre, der
Dampfcylinder u. f. w. iſt im Allgemeinen dieſelbe wie an dem oben befchriebe-
nen Dampfivagen; allein Zahnräder und Zahnflange fallen weg und vier Räder
des Wagens (er hat zur bejjern Benugung ſehs) werden durch die von den beiden
Kolbenſtangen abgehenden vier Kurbelflangen unmittelbar bewegt, indem dieſel-
ben mit ihren untern Enden an gewiſſen Punkten durch Speichen befeftigt find.
Die Fortbewegung des Wagens geſchieht lediglich durch die Reibung der Radfelgen
an der Oberfläche der Straßenſchienen. Von den Steinkohlenwerken zu Killing-
worth zog ein ſolcher Wagen, ohne ſein eignes Gewicht, auf den horizontalen oder
ſehr wenig al fallenden Eiſenbahnen acht, mit ungefähr G00 Centnern beladene