Full text: A bis E (1. Band)

  
576 Davidſon 
Mitglied der Académie des beaux arts und Profeſſor an der Kunſtſchule in Paris, 
Unter der großen Anzahl von Büſten, die er gearbeitet hat, nennen wir vornehmlich 
die von Bentham, Caſimir Delavigne, Cooper, Fénélon, Montesquieu und Göthe. 
Zur Modellitung der legtern unternahm er 1829 eigens eine Reiſe nah Weimar 
und führte das Modell nachher im Großen in Paris aus, wo dieſe Büſte auf der öf: 
fentlichen Kunſtausſtellung 1830 allgemeine Bewunderung erregte. Jm Som: 
mer 1831 ſchi>te er ſie Göthen ſelbſt zu, mit dem nachfolgenden Schreiben, das 
wir und nicht enthalten Eönnen, zur Charakteriſtik der gemüthlichen Seite des Dich- 
ters hier mitzutheilen: „Paris, 18. Jun. 1831. Mein Herr! Sobald meine 
jugendlichen Gedanken ſih auf die Betrachtung der erhabenen Werke der Natur 
zu richten vermochten, galt meine Bewunderung den großen Männern, die ihre 
fhönfte Schöpfung find. Ich widmete mich der Bildhauerkunſt als einem dauer- 
haften Mittel, ihre Züge zu verewigen; ihnen weihte ich mein Leben und alle 
Empfindungen meiner Seele. Es war mir als ein unverdientes Glück aufbehalten, 
die Züge des Größten, des Erhabenſten nachzubilden. Sch bringe Ihnen dieſe 
ſchwache Darſtellung Jhrer Züge dar, nicht als ein Werk, das Jhrer würdig ſei, 
ſondern als den Ausdru> eines Herzens, welches richtiger fühlt als das Gefühlte 
auszudrü>en vermag. Sie ſind die große poetiſche Geſtalt unſeres Zeitalters z es iſt 
Ihnen eine Bildfäule ſchuldig, aber ih wagte es, ein Fragment davon zu bilden z ein 
Jhrer würdiger Genius wird ſie vollenden.“ (Vergl, K. W. Müller, „Göthe's lebte 
literariſche Thätigkeit“, S. 56.) DieſeKoloſſalbüſte, die auf Göthe ſelbſt einen ſehr be- 
deutenden Eindru> gemacht haben ſoll, wurde nach ſeinem eignen Wunſch in dem 
Saale der großherzoglichen Bibliothek aufgeſtellt, und zuerſt am Tage ſeines leb- 
ten Geburtsfeſtes feierlich von ihrem Schleier enthüllt. Sie iſt ohne Zweifel D.'s 
geiftreichfle und gelungenſte Arbeit, welche dur eine warme und lebendige Auf- 
faſſung beſeelt und charakteriſirt wird. Auf Geheiß der Regierung verfertigte D. 
auch eine der Eoloffalen Statuen, welche die Brüde Ludwigs XVI. in Paris zie- 
ven, nämlich die des Prinzen Conde, wie er feinen Marſchallsſtab in die feindli- 
chen Linien zu Freiburg wirft; fie gehört zu den fhönften Bildſäulen jener Brücke. 
Im Auftrage der Regierung arbeitete er ferner eine Statue Racine’s, und für das 
Théâtre français die Bildſäule des Schauſpielers Talma. Auch wurde D. bei 
Veranlaſſung des Monuments, welches Foy auf dem Kirchhofe des Père Lachaise 
auf Subſcription errichtet ward, beauftengt, die Bildfäule diefes berühmten Ned: 
ners zu verfertigen. Er arbeitete ferner auch an den Basreliefs, mit welchen der 
Zriumphbogen auf dem Garouffelplage in Paris nach dem Teldzuge des Herzogs 
von Angouleme im Jahre 1823 verziert wurde, die aber nach der Suliusrevdlution 
im Jahre 1830 den alten napoleoniſchen Basreliefs, die ſonſt dieſe Stelle einnah- 
men, wieder weichen mußten. D. ifl jest einer der geſchäßteſten franzöſiſchen Bild- 
bauer in Paris; er befigt ein tiefes Gefühl des Erhabenen und Schönen und hat 
die Antike auf eine geiſtreiche Weiſe in fich aufgenommen. 
Davidſon (Lucretia Maria). Es gibt kaum eine Jndividualitát, deren 
Leben ſelbſt ſo entſchieden den Eindrud des rührendften Gedichts darböte, alg die 
der jungen nordamerikanifchen Sängerin D., deren Name erſt öffentlich bekannt 
geworden, nachdem ein früher Tod bereits die herrlichfte, von einem wahrhaft poeti: 
ſchen Geiſte beſeelte Blüte zerſtört hatte. Lucretia war am 27. September 1808 
in Plattsburg in den Vereinigten Staaten geboren, von unbemittelten, aber ge- 
bildeten Altern, denen es nicht an Sinn und Gefühl gemangelt zu haben ſchien, 
das faft übergeiflig zu nennende Streben ihres wunderbar begahten Kindes mit 
Theilnahme zu begünſtigen. Schon in ihrem vierten Jahre ſuchte das kleine Mäd- 
chen, die gewöhnlichen Kinderſpiele fliehend, einer ſhwärmeriſchen Einſamkeit ſich 
hinzugeben, 100 fie fich insgeheim Skizzenbücher ganz eigner Art anfertigte, indem 
fie mehre Blätter Papier zufammennähte und die eine Seite derfelben mit Zeich: 
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