Full text: A bis E (1. Band)

  
580 Deinhardftein 
Theil geworden. Unter feinen poetifchen Berfuchen ſcheinen ihm Lieder und lyriſche 
Ergüſſe am beſten zu gelingen, und er offenbart hier, beſonders in ſeinen Sonetten, 
nicht ſelten viel Gewandtheit der Form. Seine Theaterftüde, unter denen er 
mehre frühere Jugendarbeiten ungedru>t liegen ließ, haben eine ſehr ungleiche An- 
erfennung gefunden; fein „Hans Sachs”, der ohne Zweifel mit Bühnenfennt- 
niß gearbeitet ift, machte auf mehren en großen Effect, während er auf 
andern ein ungünſtiges Schidfal erfuhr. „Maximilians Brautzug“ ſcheint da- 
gegen nirgends angeſprochen zu haben. Überhaupt iſt D. im Luſtſpiel glücklicher 
als in ſeinen tragiſchen Productionen, und im erſtgenannten Gebiete dürfte ſein 
„Egoift” keine ganz werthloſe Leiftung fı ein, ſowie auch ſein neueſtes Luſtſpiel: „Gar- 
tik in Briſtol“, das zum erſten Mal im Jun. 1832 in Wien auf die Bühne kam, 
vielBeifall fand. Die Celebrität ſeines Namens als Schriftſteller verdankt D.eigent- 
lich erſt der Übernahme der Redaction der wiener „Jahrbücher der Literatur“, zu der 
er nach Kopitar's Abgange 1829 gelangte. Dieſes durch die Fürſorge des Fürſten 
Metternich ſo reichlich dotirte Jnſtitut, das ſeinen feſten und von allen Zufälligkeiten 
unabhängigen Mitteln nach eine ausgezeichnete Rolle in der deutſchen Literatur \pie- 
len Eönnte, hatte feit feiner 1818 in gutem Geifte unternommenen Gründung 
mancherlei ſeltſame Schickſale erfahren, die auf ſein wiſſenſchaftliches Gedeihen 
nicht wohlthätig einwirken konnten. Die Redaction ſah fich bald in ihrem Wir: 
Eungskreife gehemmt; ihre Richtung auf Theologie, Philoſophie, Geſchichte und 
Politik wurde nicht nur durch engherzige Vorſchriften beſchränkt und wol ganz 
gelähmt, ſondern ihr Urtheil wurde auch ſelbſt in den einzelnſten Fällen durch eine 
ſolche Controle eingezwängt, daß ſie ſich ſogar Anweiſungen von oben in Bezug auf 
die Art und Weiſe der Außerung Über dieſes oder jenes literariſche Werf, das man 
officieller Zroe>e halber entweder vernichten oder aufbringen wollte, gefallen laſſen 
mußte. So kam es, daß Collin, der ſeit 1818 Herausgeber war, von dem Jn- 
ſtitut ausſchied, und Hr. von Buchols an feiner Stelle die Redaction übernahm. 
Dieſer verwaltete fie jedoch ſo ſehr im Sinne des Obfeurantismus, daß fich die 
Stimme des Publicums laut dagegen erhob. Der verdienftliche Philologe Ko: 
pitar erfeßte endlich auf Veranlaffung des Fürften Metternich ſelbſt, der fich ein: 
zufchreiten bewogen fühlte, den bisherigen Redacteur, aber auh Kopitar ver- 
mochte den ununterbrochenen Druck der Genfur, die fich immer tyrannifcher gel 
tend machte, nicht lange auszuhalten und ſchied ebenfalls bald aus. Nach 
ihm trat nun D. ans Ruder, der inzwiſchen ſelbſt Cenſor geworden war und 
Schmiegſamkeit genug zu beſiben ſcheint, um ſeine Cenſorgrundſäße mit ſeinen 
Redactionsbeſtrebungen glü>lih vereinigen zu können. Das Verdienſt, fich um 
die Emporbringung des Journals wenigſtens ſehr bemüht zu haben, iſt ihm 
nicht abzuſprechen , denn er unternahm 1830 lediglich in der Abſicht eine Reiſe 
durch Deutſchland, um geeignete Mitarbeiter für die ihm anvertraute Zeitſchrift an- 
zuwerben und die Intereſſen derſelben an allen Orten zu fördern. Als Frucht dieſer 
Reiſe ließ er ſeine „Reiſeſkizzen“ druÆen, die ihrer Flüchtigkeit und Jnhaltsloſigkeit 
wegen niht mit Unrecht von der Kritik viele Anfeindungen zu erdulden gehabt 
haben. -În wie gutem Vernehmen D.’s Geſinnung als Schriftſteller und of- 
fentlicher Beamter mit dem oöſtreichiſchen Princip ſteht, bewies erſt kürzlich ſeine 
im Jun. 1832 ſtattgefundene Berufung an die Stelle des rühmlichſt bekannten 
Hoftheaterſecretairs und Dramaturgen, Karl Thomas Schreyvogel (C. A. Weſt), 
welcher ohne fein Anfuchen plöslich in den Ruheſtand verſet worden war. Das 
Burgtheater in Wien verdankt ſeine ausgezeichnete Blüte ſeit mehr als 20-Jahren 
lediglich der unermüdeten Thätigkeit Schreyvogel's, der nicht nur durch praftiſchen 
Blik, ſeltene Ausdauer und eine höchſt umfaſſende Bühnenkenntniß, ſondern auch 
durch Heranbildung und Berufung der bedeutendſten Talente, wie durch Wieder- 
einfühtung Shakfpeare’s, Calderon’s und vieler engliſchen Und ſpaniſchen Meiſter: 
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