552 Delbrúük (Johann Friedrich Ferdinand)
nach Deutſchland zurü>, zunächſt nach Prag, dann nach Berlin, wo er ſeine Thä-
tigkeit vorzugsweife der Louiſenſtiftung als einer ihrer Vorſteher widmete. -Hier
gewann eine in dieſer Anſtalt gebildete junge Erzieherin, Louiſe Meklenburg, ſein
Herz, und 1815, wo D. bereits im ſiebenundvierzigſten Jahre ſkand, wurde ein trog
der Berfchiedenheit des Alters ſehr glü>lihes Ehebündniß geknüpft, aber ſhon 1823
durch den Tod der Gattin gelöſt. Die wieder rege gewordene Neigung zum Pre-
digeramte bewog D., nach Ablehnung mancher Anträge zum Eintritt in den Staats-
dienſt, 1317 das Paſtorat an der Michaeliskirche zu Zeig und die damit verbun:
dene Superintendentur anzunehmen. Auch in dieſem Wirkungskreife, der für
D. manche aus ſeinem gewiſſenhaften Eifer entſprungene Kämpfe herbeiführte,
erwarb er fich volle Anerkennung und Liebe, bis zum Ende feines Lebens, den 4,
Sul. 1830. Nie hatte die königliche Familie aufgehört, ihn dur zahlreiche
Beweiſe der Huld zu beglücken, aber die wahrhaft rührende Zuneigung des
Kronprinzen bewährte ſich niht nur bei der unerwarteten Todesnachricht durch
die Außerungen des lebhafteſten Schmerzes, ſondern noch fortdauernd in der groß-
müthigſten Sorge für die Kinder des Verſtorbenen, einen Sohn und eine Tochter.
Als Schriftſteller iſt D. nicht beſonders thätig geweſen. Vielleicht war hierbei die
große Negfamkeit feines Geiftes der Ausdauer hinderlich, welche zur Hervorbrin-
gung größerer Werke unentbehrlich iſt. Gtücklicher wirkte er durch die Zunge als
durch die Feder, und am meiſten durch feine gediegene Perfönlichkeit. Wir befigen
von ihm außéèr einigen kleinern Schriften : „Anſichten der Gemüthswelt“/ (Magde-
burg 1811). : (23)
Delbrü> (Johann Friedrih Ferdinand), Bruder des Vorigen, geboren
den 12. April 1772 zu Magdeburg, verlebte eine dur körperliche Leiden ſehr ge-
trübte Kindheit, in welcher allein die treueſie Mutterpflege ihn erhielt. Als er end-
lich geneſen das Domgymnaſium beſuchen konnte, erfreute er ſich in einem noh
höhern Grade als fein älterer Bruder der regſten Einwirkung Funk's auf ſeine
Ausbildung. Zu Oſtern 1790 bezog er die Univerſität Halle und widmete ſic dort
bis Dftern 1794 faft ausfchließlich den humaniftifchen Studien. Im Niemeyer’-
ſchen Hauſe, wo er nicht bloß wohnte, ſondern auch als Familienglied betrachtet
ivurde, durfte er den erſten Docenten der Univerſität und vielen geiſtreichen Per-
ſonen näher treten, zu welchen au< Johannes Falk gehörte, mit dem fich ein ver-
fraufer Umgang entſpann. Nachdem D. Halle verlaſſen, übernahm er die Stelle
cines Erziehers der Kinder des damals zu Eutin lebenden Grafen Friedrich Leopold
zu Stolberg und kam eben hierdurch auch in eine Verbindung mit F. H. Voß,
die wol no< bedeutender geworden ſein würde, wenn D.’s Verhältniß zu dem
Stolberg" ſchen Hauſe nicht durch gegenſeitige Übereinkunft, großer Verſchieden-
heit in den veligiöfen Anfichten wegen, fehr bald wäre aufgehoben worden. Nach
einem kurzen Aufenthalt in Kiel ging D. nah Hamburg als Erzieher der Kinder
des dortigen Senators Meyer und verlebte in der gebildeten Familie deſſelben ei=
nige ſehr glü>lihe Jahre; höchſt einflußgreich auf ihn ward aber ſein Aufenthalt in
Hamburg durch den Umgang mit Klopftod. D. ſehnte ſich indeß nach einem gro:
Bern Wirkungskreife und mehrer perfönlicher Unabhängigkeit; er folgte daher 1797
gern einem Rufe nach Berlin, wo er als Lehrer beim grauen Kloſter angeſtellt
wurde. Noch jegt rühmen feine damaligen Schüler dankbar das ungemein Anre-
gende feiner Unterrichtsweife; aber auch er ſelbſt ward des heilſam Anregenden und
Bildenden inne, welches Berlin mit der Fülle feiner wiffenfchaftlichen und Kunft-
mittel und den Reizen angenehmer Geſelligkeit dem Empfänglichen darbeut. Dieſe
Reize vermochten jedoch nicht ihn ſeinen angeſtrengten wiſſenſchaftlichen Forſchun-
gen zu entziehen, und er vergaß ſte oft geraume Zeit hindurch in der Einſamkeit
ſeines Arbeitszimmers. Er wurde 1809 als Regierungs- und Schulrath bei der
Regierung zu Königsberg in Preußen und zugleich bei der dortigen Univerſität als
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