594 Deutſche Kunſt
als in der Einrichtung, Vertheilung und Verzierung der Einzeltheile originell und
glücklich iſt. Zu ſeinen jüngſten Bauten find vornehmlich zu rechnen: die neue
werderfche Kicche, die Singakademie, das Mufeum in Berlin. — Fuffomw’s Schule
in Kaſſel, aus welcher Ruhl in Kaſſel und Müller in Göttingen hervorgingen,
verdient neben Weinbrenner's Schule genannt zu werden. Erfreulich erſcheint auh
das Aufſtreben der Baukunſt in Hamburg, wo dieſelbe ſeit Hanſen nicht vorge-
ſchritten, ſondern zurü>gegangen war. Chateauneuf und Ludolf, Beide aus
Weinbrenner's Schule, gaben hier den erſten Anſtoß. Jener machte den ausgezeichs
neten Entwurf zu einer bis jeßt nicht ausgeführten neuen Börfe, und baute außer
andern Privathäuſern die Villa des Syndicus Sieveking. Ludolf baute das treff:
liche Bankgebäude. -Unter den jungen Baumeiſtern zeichnet Vorſtmann ſich
aus, der die prächtige Villa des Senators Jeniſch in Flottbe> baut. — Profeſſor
Thürmer in Dresden, der lange in Rom lebte und Griechenland bereiſte, hat
ſich als Baumeiſter dur<h den Bau des neuen Poſthauſes in Dresden und als
techniſcher Künſtler durch die muſterhafte Ausführung der neuen Hauptwache da-
ſelbſt nah Schinkel’s Entwurf ausgezeihhnet. Jn Gemeinſchaft mit Fries radirte
er den Vogelblid vom Gapitol über die verödeten Theile Noms, und gab „An-
fihten von Athen” und in Verbindung mit Guttenfohn Zeichnungen nad) den
Arabesken in den Loggie des Vaticans und in der Villa Madama in Rom heraus.
Ungeachtet feiner Reiſe nach Griechenland neigt er fich doch mehr zum römifche
einquecentiftifchen Gefchmade. — Hittorf und Zanth machten fich durch ihre
Darſtellungen der Bauwerke Siciliens, Ga u aus Köln durch ſein ausgezeichne-
tes Werk über Nubien bekannt. Auch Klenze und Gärtner haben bildliche Dar-
ſtellungen ſüdlicher Bauwerke und Ornamente herausgegeben. Überall, wo
Mittel zur Ausführung vorhanden waren, zeigte ſich in dieſem Zeitraum ein ernſt
liches Streben, die Baukunſt über die Oberflächlichkeit der Grundanſicht, über die
matte und rohe Technik, über die Unkunde zu erheben, welche vom amerikaniſchen
Kriege bis zur franzöſiſchen Revolution in den deutſchen Bauſchulen vorwaltete.
II. Skulptur. Von den ältern berühmten Meiſtern leben no< Johann
Heinrich von Da nne>>er, würtembergiſcher Hofrath und Galeriedirector zu Stuttz
gart, geb. daſelbſt 1758; Johann Gottfried Schadow, Director der Akadez
mie der Künſte zu Berlin, geb. daſelbſt 1764, und Landolin Ohma cht, Pro:
feſſor zu Strasburg, geb. bei Rotweil in Oberſchwaben 1768. Danneder hat
in einer zweiten Chriftusftatue, einer freien Wiederholung der in Petersburg bes
findlichen, dem Jdeale ſich dadurh noh mehr genähert, daß er dem Angefichte
mehr Kraft und Würde, fowie dem ganzen Körper mehr Nundung und Fülle zu
verleihen wußte. Kine Eniende weibliche Figur, den betenden Glauben vorſtellend,
ift zum Grabmonument der Erbprinzeffin Jda von Oldenburg beſtimmt. Für bie
griechifche Capelle auf dem NRothenberge bei Stuttgart hat D. eine Statue des
Evangeliſten Johannes gefertigt, die ſich durch kräftige Geſtalt und männliche
Würde — erinnernd an den Beinamen Donnerskind — auszeichnet. Außer der
Marmorbüſte des jüngſt verſtorbenen Bruders des Fürſten von Thurn und Taxis,
deſſen Mutter die zweite Chriſtusſtatue für die Kirche zu Neresheim bei Diſchingen
beſtellt hat, iſt von D. unlängſt ein chriſtlicher Todesengel in dem heitern Sinne
componirt worden, mit welchem nach kaum überftandenem Leiden, das ihn an den
Nand des Grabes geführt hatte, der fechsundfiebzigjährige Greis feiner Zukunft entz
gegenfieht. Mit diefer, wie D. zu fagen pflegt, legten Arbeit, deren Ausführung er
feinem vertrauten Schüler Wagner überlaſſen dürfte, ſteht in rührendem Gegen-
ſabe die erſte, die er nah der Rückkehr aus Jtalien vor 40 Jahren modellirt hatte
Und nun erſt in Marmor ausführen läßt, ein um ihren todten Vogel trauerndes
Mädchen. Unter D’s Schülern nennen wir: Friedrich Diſktelbarth, wür:
tembergiſcher Hofbildhauer und Lehrer an der Kunſtſchule zu Stuttgart, geb, um
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