596 Deutſche Kunſt
mann, der gelehrte und kunſtſinnige Profeſſor Thiele in Kopenhagen, hat ein
biographiſches Werk begonnen, das eine genaue Aufzählung und gründliche Dar-
ſtellung ſämmtlicher Werke des Künſtlers gibt, die zugleich dem Auge durh Ums
riſſe vorgeführt werden, Von der Verdeutſhung des däniſchen Textes, mit
den Abbildungen der Originalausgabe, iſt der erſte Theil unter dem Titel:
„Sbhorwaldfen’s Leben und Werke” (Leipzig 1832, Fol.), erſchienen. Ven T.'s
deutſchen Schülern nennen wir: VonderLauniß aus Kurland (Mercur, Bes
nus, die ihre Leier ſtimmende Muſe, lebensvolle Büſten); Freund, aus dem
Herzogthume Bremen gebürtig und zu Kopenhagen in der Akademie gebildet
(Mercur, Kopf einer Flora, Entwurf eines Frieſes mit vortrefflich erfundenen
Darſtellungen aus der nordiſchen Götterſage); Joſeph Herrmann, geb, zu
Dresden um 1800 (zwei ſchône Basreliefs : Medea, dem Jaſon den Weg zum
goldenen Vließe'zeigend; Theſeus, den Stein umwälzend, unter welchem er die
Pfänder ſeiner Geburt findet; Büſte des Biſchofs Dalberg von Worms für die
Walhalla ; eine koloſſale Statue des Jupiter Cuſtos für die Spibe des Frontons
eines neuen Landfihaftshaufes zu Schwerin, in Sandflein ausgeführt; Büſte des
Königs Friedrich Auguſt). — Als Profeſſor der Bildhauerkunſt lebt in Neapel
Schweikle, geb. zu Stuttgart um 1780; unter Danne>er und Scheffauer
gebildet, ging er nah Paris und dann nah Jtalien, wo 1805 ſein Amor in
Kebensgröße, jebt im Beſize des Königs von Würtemberg, allgemeines Auf
ſehen erregte. In Neapel hat er Später zwei Eoloffale Marmorftatuen, der Ktelis
gion und des heiligen Ludwig, für die neuerbaute Kirche des heiligen Franz von
Paula ausgeführt. Anhaltende Kränklichkeit hat diefen ausgezeichneten Bild:
hauer Jahre lang an der Ausführung der ihm gegebenen Aufträge verhindert, —
In Deutſchland war bisher eigentlich nur Eine große Bildhauerſchule, in Berlin,
an deren Spie, nächſt Schadow, Nauch und Tie ſtehen. Chriſtian Rauch,
Profeſſor der Bildhauerkunſt an der Akademie, geb. zu Arolſen im Fürſtenthume
Walde> 1777, hat in allen ſeinen frühern Leiſtungen reinen Naturſinn, ſcharf-
ſinniges Durchdenken und poetiſche Behandlung der Gegenſtände gezeigt. Wahr-
heit, Kraft und Anmuth find feinen Bildern eigen. Mit befonderm Glüde hat er
das moderne Coſtume, z. B. bei den preußiſchen Feldherren, bei dem Prediger
Franke u.f.w. beizubehalten, den Soldatenmantel um die Generaluniform zu
werfen, die Falten des Predigerrocds fehon zu legen, und feine Werke dadurch in
zeit: und Eunftgemäßer Form auszuführen verfianden. Zu ſeinen jüngſten Arbeiten
gehören außer mehren Büſten, 5. B. Zelter’s und Schleiermacher’s, die Eoloffale
Statue des Königs Friedrih Wilhelm I. zu Gumbinnen und das Monument für
Auguſt Hermann Franke, den Stifter des halliſchen Waiſenhauſes, in einem Hofe
deſſelben, beide in Erz gegoſſen, Jn Marmor hat R. ſein Denkmal der Königin
Louiſe von Preußen wiederholt, worin der Meiſter ſich ſelbſt übertroffen zu haben ges
rühmt wird. Er iſt jezt mit Ausführung des von der Stadt München beſtellten
Monuments auf den König Maximilian Joſeph von Baiern beſchäftigt, welcher,
im Königsmantel, vom Throne herab , ſein Volk ſegnet und von den ſymboliſchen
Figuren der Bavaria und Felicitas publica umgeben iſt. Unübertrefflich wahr iſt
fein Kleines Standbild Göthe's im Hausro>. R. hat ferner die Modelle zu Denk:
málern des heiligen Bonifacius für die Stadt Fulda, der polniſchen Glaubenshelden
Nieczislaus und Boleslaus, und Albrecht Dürer's für Nürnberg gefertigt. Der
größte und glänzendſte Auftrag iſt ihm jedoch vom Könige von Preußen im Jahre
1830 gegeben, nämlich zu einer mit Reliefs geſchmückten Säule, der trajaniſchen
ähnlich, auf welche die Statue Friedrichs des Großen zu ſtehen käme, Vorſchläge
zu machen. — Chriftian Friedrich Tie >, Profeſſor der Bildhauerkunſt an der ber-
liner Akademie der bildenden Künſte, geb. zu Berlin 1776, hat die Natur und die
Alten gründlich ſtudirt, und ſeine Arbeiten ſind mit ſeltener Vollkommenheit aus-
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