Full text: A bis E (1. Band)

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Deutſche Kunſt 997 
geführt, Unter die großen plaſtiſchen Werke, womit er früher das neue Schaus _ 
ſpielhaus in Berlin gefhmüdt hat, gehören die Karyatiden unter dem Haupts 
geſimſe,. leider nur in Gyps, unſtreitig zu den genialſten Erfindungen des Künſte 
lers wie der geſammten Zeib; der Ganymed, der Hirt, beide ſo unabhängig von 
Vorbildern, ſind ganz im Geiſte der alten Kunft gedacht. Dazu ift zulegt die figende 
Statue Sffland’s, in antikem Coſtume, von Marmor, gekommen. - Ferner hat T. 
Die fpäter in Erz gegoſſene Bildſäule des Königs Friedrich, Wilhelm IL. von Preus 
Ben für die Stadt Nuppin modellivt, und die Modelle der 10 Fuß hohen Pferdes 
bändiger, welche Uber der Façade des berliner Muſeums ſtehen, gearbeitet. Für die 
Zimmer der Kronprinzeſſin von Preußen hat er eine Reihe von Geſtalten aus der 
griechiſchen Mythe in verjüngtem Maßſtabe componirt, welche in Haltung und 
Ausdru> den Geiſt des Alterthums verkündigen. Zu ſeinen neueſten Büſten ge- 
hören die der Kronprinzeſſin, Niemeyer's und der Sängerin Milder. —- Zwei aus: 
gezeichnete Schüler der berliner Akademie ſind die Brüder Wichmann. Proz 
feſſor Karl W., geb, zu Potsdam um 1778, hat durch feine figende Statue 
der Kaiſerin Alexandra von Rußland großes Auffehen gemacht. Das zu Char: 
fottenburg befindliche Original iſt für den Gemahl der Kaiſerin in. Marmor 
wiederholt worden. PDrofeffor Ludwig W., fein jüngerer Bruder, hat ſich 
durch eine verdienflliche Gruppe, Amor und Pſyche, und durch Die mohlges 
lungenen Büſten Theodor Körner's, des großen Kurfürſten und. Hegel's bez 
kannt gemacht. Unter Rauch's jüngern Schülern iſt beſonders Ernſt Rietſchel 
aus Pulsnis in der ſächſiſchen Lauſis, geb. 1804, zu nennen, welcher, nachdem ex 
den erſten Preis bei der Kunſtakademie in Berlin geroonnen, von der ſächſiſchen 
Regierung nad) Stalien gefchit ward. Er hat fich ausgezeichnet durch ein fhönes 
Bagsrelief : Abſchied der Penelope vom Vaterhaufe, durch eine Basreliefzeichnung, 
das Wiederſehen Joſephs und ſeines Vaters Jakob in Agypten darſtellend, und 
durch den Beiſtand, den er ſeinem Meiſter bei deſſen größern Unternehmungen zu 
leiſten gewürdigt iſt. Jn München ſind ihm Arbeiten für die Glyptotheë Ubertras 
gen, und er hat das Modell zu dem in Dresden dem König Friedrich Auguſt zu er- 
richtenden Denkmale geliefert. — Schon der Umſtand, daß Rauch und ſein 
Schüler nah München gezogen werden, mag zum Beweiſe dienen, daß daſelbſt 
bisher noch keine plaſtiſhe Schule fich gebildet hatte, welche zur Ausführung 
der vielen Bedürfniſſe der von dem Könige Ludwig unternommenen großartigen 
Kunſtwerke hinreichend wäre. Sndeß find die Namen Eberhard, Wagrier und 
Schwanthaler viel genannt und mit Recht gepriefen. Konrad Eberhard (f.d.) 
wurde 1819 Profeſſor der Bildhauerkunſt an der Akademie in München. Seine 
vielen Compoſitionen bewegen ſich am liebſten in der chriſtlichen Glaubenstwelt, die 
er voll Ernſt und Junigkeit mit poetifchem Sinn aufzufaffen weiß; dahin gehört 
namentlich ſein Monument für die Prinzeſſin Karoline in München. Doch hat er 
mit Geiſt und Geſchi> auch andere Darſtellungen erfunden, darunter einen für die 
Villa Maſſimi in Rom entworfenen Fries mit Homeriſchen Scenen, der leider nicht 
zur Ausführung kam, weil man den ohnehin ſchon großen Aufwand für die künſt: 
leriſche Ausſ<mü>ung nicht noch vermehren wollte; eine Muſe mit dem Amor, 
runde Gruppe in der Glyptothef; ein Faun mit dem kleinen Bacchus; Leda; Diana 
und Endymion: dieſe im nymphenburger Schloßgarten. E.'s religiöſem Kunſtfinn 
iſt die innere Anordnung und Verzierung der wiederhergeſtellten alten Kirche zu 
Mittelsbach Übertragen worden.- Jn der Arbeit ſind gegenwärtig begriffen: ein 
Relief, Chriſtus auf einem von den Symbolen der Evangeliſten gebildeten Throne 
fisend, daneben Maria und der Täufer Johannes kniend; die Statuen der Apo- 
ſtel Petrus und Paulus. Dieſe Werke werden für das Portal der Allerheiligen: 
A e capelle an der Reſidenz zu München in Sandſtein ausgeführt, und ſprechen ſhon 
Mutu un in den Modellen die Hoheit und Anmuth des Erlöſers , die ſchlichte Natürlichkeit 
Lé mide 
nmetheit a 
 
	        
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