598 Deutſche Kunſt
und andächtige Haltung der ihn umgebenden Perſonen aus. Auch hat E, aus
eignem Antrieb eine durh Wahrheit des Charakters und Würde der Darſtellung
gleich anziehende Statue Albrecht Dürer's verfertigt. — Zu den münchner Künft:
lern iſt Johann Martin Wagner zu rechnen, Generalſecretair der Akademie
der bildenden Künſte zu München, jedoch in Nom wohnhaft, geb. zu Würzburg
1778, wo ſein Vater Hofbildhauer war. Durch Verwendung des Coadjutors
Dalberg kam W. in die Akademie zu Wien, wo er unter Füger fich der Malerei wids
mete, bald aber bei Eberhard Wächter, welchen die Revolution aus Rom nad)
Wien vertrieben hatte, den reinen und grandioſen Geiſt, die einfach edle Darftels
lung der rômiſchen Meiſter kennen lernte. Sein erſtes Bild war die Rü>kehr
Marias mit den Frauen und Johannes vom heiligen Grabe. Er erhielt 1803 in
Wien den erſten Preis für ein Gemälde: Äneas, der die Venus um den Weg nach
Karthago befragt, und in demſelben Jahre erfuhr er noch in Paris, daß ſeine
Zeichnung , Ulyſſes, der den Polyphem berauſcht, den von den weimariſchen Kunſt-
freunden ausgeſeßten Preis gewonnen habe. Er kam 1805 nach Nom und malte dort
ſein berühmtes Bild: die griechiſchen Helden vor Troja, nach dem zehnten Geſange
der Slias; fpäter den Homerifchen Götterrath fir den jegigen König von Baiern,
Unter feinen Zeichnungen find vornehmlich die von Ruſcheweyh geſtochenen Blât-
ter Úber das eleuſiſche Feſt von Schiller zu nennen. Später entfchied er ſich ganz
für die Plaſtik, nachdem er in ſeinen Zeichnungen und Gemälden gezeigt hatte, daß er
für dieſe Kunſt die Weihe empfangen. Jn der Ausübung beſchränkt er ſich jedoch auf
Compoſition und Modell, die Ausführung Andern überlaffend, neuerlich beſonders
dem in Nom lebenden Schüler Thorwaldfen’s, Ferdinand Pettrich, geb. zu Dres:
den 1798, der vor acht Fahren unter andern eine mit vielem Beifall aufgenommene
Fiſcherin, runde Figur, componirt hat. Jn der von Klenze erbauten neuen Reitbahn
zu München werden W.'s Reliefs bewundert, welche den Kampf der Centauren
und Lapithen darſtellen, ein Werk von ungeheurer Kraft und Lebendigkeit. Eine
noch umfaſſendere Arbeit W.'s ijt der Fries für das Junere der Walhalla , das
Leben und die Geſchichte der alten Deutſchen darſtellendz hier hat der Meiſter feis
nen Gegenſtand in unendlicher Mannichfaltigkeit, mit lebensvoller Wahrheit und
geiſtreichem Humor wiedergegeben. Seine Reiſen nah Griechenland, das er zum
zweiten Mal 1815 befuchte, haben die Sammlung der Gipptothet mit Eoftbaren
Schägen bereichert. W. ift nicht nur einer der genialſten, ſondern auch gebildetſten,
und gewiß der gelehrteſte Künſtler unſerer Zeit, wofür er ſich beſonders durch ſeinen
¡Bericht über die äginetiſchenBildwerke““ (Tübingen 1817) u.a.m. ausgewieſen hat.
— Ludwig Schwanthaler, Bildhauer in München, geboren daſelbſt 1802, war
zu gelehrten Studien beſtimmt, entſchied ſich aber für die Kunſt , beſuchte die Aka-
demie in ſeiner Vaterſtadt, und empfahl ſich ſchon durch ſeine erſte Arbeit, eine
Compoſition zu Reliefs für ein ſilbernes Plateau, den Aufzug der Götter ducch
den Thierkreis und andere mythologiſche Scenen in fortlaufender Verbindung dar:
ſtellend. Nach kurzen Aufenthalt in Rom, das er krank verlaſſen mußte, machte
er in Stucco Reliefs nach Zeichnungen von Cornelius für die Glyptothek, componirte
einen Fries aus der bacchiſchen Mythe für den Speiſeſaal im neuen Palaſt des
Herzogs Maximilian in Baiern, mehre Reliefs in Gyps für die Reitbahn des
Fürſten von Taxis in Regensburg , andere für die neue Reſidenz in München,
dieſe nah Pindar. Fúr den Königsbau hat er Scenen erfunden, welche im Heſiod-
und Orpheusſaale von mehren Malern im etruriſchen Styl ausgeführt werden
ſollen. Er arbeitet gegenwärtig an einer der Figuren, die für das Giebelfeld der
Glyptothek beſtimmt ſind, Fülle der Phantaſie, Lebendigkeit und Anmuth der
Darſtellung, Verſtändigkeit in Anordnung der Gruppen und eine durch das Stu:
dium des Alterthums gebildete Reinheit des Styls laſſen von dem, zumal auch
wiſſenſchaftlich gebildeten jungen Künſtler noh Ausgezeichnetes für die münchner
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