Full text: A bis E (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
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Deutſche Kunſt 601 
ſein urſprüngliches Streben dem Holländiſchen näher verwandt, und es fehlte ihm 
für Beides an echt künſtleriſchem Ernſt. Ec betrieb die Kunſt, bei angeborenem 
Talent, mit der Läſſigkeit eines Liebhabers. Die Umſtände, unter welchen er ges 
blüht, die Gunſt berühmter Schriftſteller und andere Umſtände verhalfen ihm in 
früherer Zeit zu einem Anſehen, das er nicht behaupten Eonnte. Dagegen hatte 
Carſtens, lange bevor ihm die alte Kunſtwelt aufgefchloffen wurde, durd) ämjiges 
Studium auch minder anſprechender Geſtaltungen der Natur (ſeine Vildniſſe in 
Röthel und Silberſtift kommen in ſeinem Vaterlande noch immer vor) einen male- 
riſchen Boden erworben, auf welchem ſpäter auch das Nachgeahmte und Angeeignete 
mit eigenthümlicher Lebenskraft wurzelte und ſproßte. — Joſeph K o <, geb. 1770 
in Tirol, auf der Karlsſchule in Stuttgart erzogen und noch jezt in Rom lebend, führte 
die noch unvollendeten Blätter von Carſtens mit ſeiner, freilich etwas derbern Jn- 
dividualität aus und hat in eignen Compoſitionen, darunter die Zeichnungen nach 
Dante, ein Genie beurkundet, das reiche und charaktervolle Gebilde ins. Leben ruft 
und den grandioſen Entwurf durch eine fece Zeichnung vollendet. Sein vaterlän- 
diſches Bild Andreas Hofer, wie er als Heerführer auszieht, iſt ein in gleicher Kraft 
empfangenes und auggeführtes Gemälde. Jn der Villa Maſſimi zu Rom hat er 
1825 die Scenen aus der Hólle des Dante gemalt, und durch Originalität der 
Compoſition, Kühnheit der Zeichnung und eine ans Grelle grenzende Kraft der 
Farbe den Ort des Schreckens und die Zuſtände der Verdammten Überraſchend 
wahr und ſchauerlich ernſt dargeſtelit. Won ſeinen Landſchaften weiter unten. 
Weniger charakteriſtiſh , mehr phantaſtiſch ſind die Werke von Friedrih Mü l- 
ler, dem Dichter des „Fauſt“ und anderer Werke, in der. poetiſchen Welt als 
Maler Müller bekannt, der zu Kreuznach 1750 geboren, 1825 zu Rom ſtarb. 
— Philipp Friedrich von Hetfch, geboren 1758 zu Stuttgart, hat ſich von 
der Manier und dem Farbeneffect der franzöſiſchen Schule nicht frei erhalten, 
iſt übtigens dur< Gewandtheit des Pinſels und in manchem Bilde durch 
edlen Styl, einfahe Compoſition und \{ônen Ausdru® unter die vorzügli- 
chern Hiſtorienmaler zu rechnen. Seit geraumer Zeit hat er ſich von der Welt zus 
rü>gezogen, und es iſt zu bedauern, daß auch ſein Pinſel ruht. — Junige Vers 
wandtſchaft mit der Antike iſt von Carſtens auf Eberhard von Wächter in 
Stuttgart übergegangen, der in Originalität der Erfindung, in echt claſfiſchem Ge- 
fühl und Jdeenfülle, ſowie in erhabener Einfalt der Darſtellung wol von keinem 
Jüngern erreicht worden iſt. Geboren zu Balingen unweit Tübingen 1762, 
wurde er lange Zeit durch die Ungunſt der für jeden andern Lebenszwe> günſtigen 
Verhältniſſe verhindert, ſeiner Neigung zur Kunſt zu folgen. Da fein Vater her- 
zoglich würtembergiſcher Geheimrath war, hielt es der, ſonſt den Künſten ergebene 
Herzog Karl für unanſtändig, daß der Sohn eines angeſehenen Staatsmannes Ma- 
ler werde, und W. mußte fich einem vollſtändigen Curſus der Kameralwiſſenſchaften 
auf der Karlsſchule zu Stuttggrt widmen. Jn ſeinem neunzehnten Lebensjahre je- 
doch brach die Macht des Genies durch alle Hemmniſſe, nachdem ihn der Anblid von 
Bolpato’s Stichen nach den Rafael’ſchen Stanzen im Tiefſten bewegt hatte. Nach 
erhaltener Genehmigung nahm er Unterricht im Zeichnen, ging nah Manheim 
und bald darauf nach Paris, wo er erſt malte. Mit dem Ausbruch der franzöſiſchen 
Revolution eilte er nah Rom, kurz vor Carſtens? Tode, verließ aber Jtalien ſchon 
nach acht Jahren und flüchtete ſich mit ſeiner rômiſchen Gattin vor den Kriegsunru- 
hen nah Wien, wo er auf mehre Schüler Füger's, auf Overbe>, Wagner, Ley: 
bold, unabſichtlih und ohne Lehrer zu ſein, einen bedeutenden Einfluß gewann. 
Der Krieg zwiſchen Napoleon und Öſtreich trieb ihn in ſeine Heimath, von wo 
er nach Rom zurükehren wolltez allein dieſer Plan ging nicht in Erfüllung. Die 
Verſpätung der techniſchen Ausbildung trug freilich dazu bei, daß W.'s Bilder als 
Gemälde nicht den Grad der Vollkommenheit erreichen, welcher ihnen durch Idee, 
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