Full text: A bis E (1. Band)

  
606 Deutſche Kunſt 
gen mit ihren Geſpielinnen, die Geſchichte der Angelica nach Arioſto in 10 Blé | Su 
tern, find Compoſitionen in wahrhaft f[hönem Styl und naturtreuer Darftek 
lung. In München, wo er ſeit 1827 als Profeſſor angeſtellt iſt, ward ihm eine 
Reihe von fünf Sälen der neuen königlichen Reſidenz anvertraut, um fie mit Bil: 
dern aus dem Nibelungenliede zu c<hmüc>en, wozu auch bereits Cartons gezeichnet 
ſind; das ganze Werk ſoll aber 1840 vollendet ſein. — Profeſſor Heinrich Heß, 
geb. 1798 zu Düſſeldorf, hat das große Ölgemälde, Apollo und die Muſen, aus- 
geführt, und darin ein hohes Talent ſowol der Compoſition als der Zeichnung und bez 
ſonders auch des Colorits bewährt, Sein Portrait Thorwaldſen's wird von Vielen 
für das charaftervollſte erklärt. Als er 1827 aus Rom zurü>ehrte, von wo er ein fhön 
erfundenes und trefflich gemaltes Oenrebild, römifche Bäuerinnen auf der Pilgers 
fahrt, mitbrachte, erhielt er ſeine Anſtellung bei der münchner Akademie. Seit 1828 
arbeitete H. die in Farbe ausgeführten Cartons, Apoſtel und Heilige darſtellend, 
für die neuen Glasmalereien in dem regensburger Dom. Nun aber iſt ihm in 
noch weitem Mae vergönnt, feine Kunft dem religiöfen Gebiete zu weihen; 
die Cartons, die er bereits fúr-die von ihm allein al fresco auszumalende Allers 
heiligencapelle gezeichnet hat, ſind in großartigem Styl entworfen." Jn geiſtreicher 
Auswahl und Anordnung umfaſſen dieſe Darſtellungen die Hauptfymbole der alte 
teſtamentlichen und chriſtlichen Dogmen nach dem Typus der rômiſchen Kirche. — 
Joſeph Schlotthauer, früher Tiſchler und Soldat, wurde auf das Gebiet der 
Kunſt gezogen, wo er fich bald einheimifch fand und feine fchöne Eigenthümlichkeit 
in reinen Zügen auszuſprehen wußte. Seit Cornelius die Frescomalerei in der 
Stiyptothek begann, unterflügte D. ihn als treuer Mitarbeiter und erwarb fi duch 
die Ausführung der ihm anvertrauten Gemälde einen ehrenvollen Namen. Seitz 
dem beſuchte er Jtalien zroei Mal auf kurze Zeit und wurde 1830 Inſpector und 
Profeſſor der Kunſtakademie zu München. — Aus der münchner Akademie unter 
Langer und Cornelius ſind tüchtige Künſtler hervorgegangen, die ſowol in Fresco- 
bildern als Olgemälden Erfreuliches geleiſtet haben, wie außer Heß, Xaver Glink 
aus München, Romberg, Stadler, Anton Gegenbauer aus Wangen 
am Bodenſee, Emil Jacobs aus Gotha, Johann Michael Wittmer, Karl 
Brudmann aus Heilbronn, Erwin Spedter aus Hamburg, N äher aus 
Biberach, die Leßtern gegenwärtig in Rom. Ein ausgezeichnetes Talent für fchöne 
Compoſition, währen Ausdru>, warmes und kräftiges Colorit beurkunden die Ölges 
mälde der Baronin vonFreyberg in München. — Mit einer beſtimmten Eigene 
thümlichkeit ift die neue düffeldorfer Schule unter Schadow’s Direction der Ölmales 
rei zugewendet. Wilhelm Friedrih Schadom, Sohn des Directors und Bilde 
hauers in Berlin, geb. 1789 zu Berlin, kam 1810 mit ſeinem ältern Bruder Rus 
dolf nach Jtalien, und traf bald nach Overbeck und Vogel in Rom ein. Er zeigte ſchon 
damals mehr Talent zu gemüthvoller Auffaſſung und vollendeter Darſtellung mits 
tels Farbe und Helldunkel, als zu reicher und impoſanter Compoſition; dies iſt 
denn auch jet der eigenthümliche Charakter und Vorzug ſeiner Werke und der Lei- 
ſtungen ſeiner Schüler, und gibt auch von dieſer Seite den erfreulichen Beweis, 
daß die romantiſche Kunſt ſich nicht bei dem frühern Haſſe gegen den Reiz ſinnli- 
cher Form und gegen den Schmelz der Farbe erhalten konnte. Nicht daß bei S. 
nur das techniſche Verdienft fich geltend machte, auch ſeine Erfindung iſt 
ebenſo einfach als innig; es herrſcht in der Wahl der Gegenſtände das Zarte, 
Weiche, Liebliche vor, was die Behandlung durch finnlichfchöne Form, Schmelz 
der Farbe und Zauber des Helldunkels am eheſten zuläßt, Von S.'s neuern 
Werken ſind zu nennen: die Poeſie, eine trefflich gedachte Allegorie; Mignon 
nah Goethe, Chriſtus und die Apoſtel, Chriſtus zwiſchen Johannes und einem 
Phariſäer, Caritasz_ diè koloſſalen Evangeliſten Matthäus und Lucas, in der neuen 
werderſchen Kirche zu Berlin. Ausgezeichnete Schüler ſtehen ihm zur Seite : 
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