610 Deutſche Kunſt
dem Gebrauch der Farbe ſuchte er ſeines Gleichen. Dagegen hat man den Vorzug ei- :
ner richtigen Zeichnung und eines harmoniſchen Entwurfs auch größerer Darſtel-
lungen zu derſelben Zeit ſhon in Rom dem Maler Joſeph Sutter aus Wien
zuerkannt (Herodias, Scenen aus der Geſchichte des öſtreichiſhen Kaiſerhauſes).
Friedrih Olivier in Rom, früher längere Zeit in Wien, gebürtig von Deſſau, hat
mit frommer Jnnigfkeit die alte deutſche Weiſe fich angeeignet, ohne jedod) von den
Einſeitigkeiten derſelben freizubleiben. Ludwig Sch n orr iſt gleichfalls hier zu nen-
nen; fein Fauſt nach Göthe iſt eine ſeiner vorzüglichſten Leiſtungen. Auch haben
Joſeph von Hempel, Dunner und Kuppelwieſer nah mehrjährigem Stu-
dium in Jtalien die Kunſt in reinſter Würde erfaßt und leben ſeit 1824 als aner-
kannte Künſtler in Wien. Ein ausgezeichnetes Talent für maleriſche Auffaſſung
und glänzende ſowol als ſorgfältige Ausführung beſizt Johann Ender, ſeit 1829
Profeſſor an der Akademie in Wien; feine Judith iſt in einer großartigen Manier
gemalt. — Unter den jüngern Meiſtern, die ſih in Rom gebildet haben, iſ vor-
züglich Joſeph Führig zu nennen, geb. 1800 zu Graßzgu in Böhmen, Jhm
war ein guter Name nah Rom vorausgegangen, als er 1827 ankam, um die
legte Arbeit an den Frescobildern in der Villa Maſſimi im Saale des Dante zu
übernehmen, eine Aufgabe, welche er nach allgemeinem Zeugniß ſowol in Com-
poſition als Ausführung meiſterhaft gelöſt hat. Ein Zögling der prager Kunſi-
ſchule, hatte er entſchiedene Anlagen durch ſeine früheſten Leiſtungen werrathen,
einige Altarblätter mit eigenthümlicher Tiefe der Empfindung entworfen und mit
Fleiß und Gewandtheit gemalt, und ſeine Darſtellungen zur Legende der hei-
ligen Genofeva, ſeine Compoſition des Vaterunſers u. a. m. zu großer Freude
des Kunſtpublicums verbreitet. Er ift jegt wieder in fein Vaterland zurüdges
kehrt, und ſeine Phantaſie ruft durch die in der Zeichnung und im Gebrauch
der Farben fertige Hand kleine (die prager Neujahrsblätter des Grafen Chotek)
und größere Werke hervor, die den originellen Geiſt, das fromme Gemüth und
den lebendigen Schönheitsfinn ihres Urhebers beurkunden. — Jn Rom haben
wir als Hiſtorienmaler noch zu bezeichnen: Catel aus Berlin, der, wie er im
Genre treffende Gruppen aus dem italieniſchen Volksleben herausgreift, auch in
“ geſchichtlichen Bildern ſich mit Glü> verſucht hat, z. B. Kaiſer Rudolf von
Habsburg nach Schiller’s Romanze, und andere mehr. Gen elli aus Berlin, ſeit
ungefähr 10 Jahren in Rom, mehr durch Zeichnungen von tiefer Erfindung und
lebensreicher, hHöchft genialer Phantafie, als durch Ausführung größerer Werke be-
Eannt, begab fich 1832 nach Sachfen und wird Frescobilder in Leipzig ausführen. An
ton Gegenbauer, geb. 1799 in Wangen am Bodenſee, ein Schüler Langer’s,
der mit eigenthümlichen Talente, vornehmlich in der Technik der Kunſt, ſchon wäh-
rend ſeines frühern Aufenthalts in Rom (1823 — 26) durch. ein figurenveiches
und ſchôn angeordnetes Bild, Moſes den Quell aus dem Felſen ſchlagend, und
noch mehr durch ſein Frescogemälde, Hercules und Omphale, großes Aufſehen er-
regt hat. Er ſ{<mü>te-1827 und 1828 die Galerie des königlichen Landhauſes
Roſenſtein bei Stuttgart mit eignen Darſtellungen aus der Fabel von Amor und
Pſyche, und das Bibliothekzimmer der Königin daſelbſt mit den vier Jahreszeiten
aus: Bilder, welche nicht nur ſinnreich erfunden, ſondern mit Reinheit und Kraft
des Colorits, mit lebendigem und richtigem Ausdrucke vollendet worden find. Seit
1829 iſt ©. wieder in Tom und befchäftigt fich vorzugsweife mit der neuerfundenen
Srescomalerei auf Leinwand. Remy aus Stettin (Madonna, Auferſtehung
Chriſti); Dräger aus Trier, ſeit mehren Jahren in Rom (Schäfer und Schäferin,
Dame mit der Laute); Rambaux aus Trier (Chriſtus im Nachen ſchlafend,
Ugolino), gehören zu den ausgezeichneten jüngern Künſtlern. — Jn Compoſitio-
nen mit der Feder oder. Kreide iſt Profeſſor F. A. Moris Res \< in Dresden,
geb. daferdft 1779 , anerkannter Meiſter; Reichthum der Motive, Wahrheit des
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