614 Deutſche Kunſt
der einzelnen Theile, durch die klar empfundene Harmonie des Ganzen und durch
eine bedeutſame charakteriſtiſche Staffage beurkundet, daß er in den Geiſt der Na-
tur, in die verſchiedenen Charaftere und Stimmungen des Naturlebens eingedrun-
gen iſt. Ausgezeichnet ſind beſonders: Abraham mit den drei Engeln; Naufitaa;
Achill und Chiron auf der Löwenjagd; Rückkehr von der Lömenjagd; Maldcapelfe
(in Berlin); Morgen: und Abendlandſchaften (in Cotta's Sammlung). S.
nahm 1822 ſeinen bleibenden Aufenthalt in Stuttgart, wo er ſeit 1828 auch
als Lehrer an der Kunſtſchule wirkt. Für den König von Würtemberg hat er drei
große Veduten gemalt : der rothe Berg mit der Grabcapelle der Königin Katharina
bei Sonnenuntergang, und die königlichen Landhäuſer Roſenſtein bei Kanſtadt
and Weil im Nedarthale bei Eplingen. Zreffliche Wahl der Standpuntte, fchöne
Vertheilung der größern Flächen des Wieſengrundes durch den belebenden Wechſel
der Beleuchtung, ſinnreiche Staffage und eine ebenſo kräftige als klare Ausfüh-
rung, geben dieſen Bildern auh neben S.'s Compoſitionen einen großen Werth.
— Schi > hat ſich auh dur< ausgezeichnet ſchöne Landſchaften im“ heroi-
ſchen Charakter, die zum Theil im Befige der Familie Humboldt in Berlin
ſind, allgemeinen Beifall erworben. — Catel beſigt poetiſhen Sinn und
eine gefällige Auswahlz dabei iſt er in ſeiner Zeichnung und Färbung treu, reinlich
und warm, ſeine Staffage iſt lebendig und ſchôn gruppirt , ſeine Luft durchſichtig,
ſein Himmel tief, feine Beleuchtung wirkungsvoll, wie in unzähligen größern
und kleinern Bildern von italieniſchen Gegenden ; doch ſind wegen der Eile, womit
er. oft arbeitet, feine Werke von ungleihyem Werthe. — Heinrich Reinhold,
geb. 1789 zu Gera, ward in Dresden auf der Akademie gebildet und ging 1806
nach Wien, wo fein älterer Bruder, Friedrich Philipp, geb. 1779, früher Hi-
floriene, dann Landfhaftmaler, fich aufhielt. Nachdem er fich hier im Ra:
diren gelibt hatte, ward er 1809 von Denon für das Werk über die Feldzüge
Napoleons gewonnen, und arbeitete mehre Jahre in Paris. Darauf kehrte er
nach Wien zurü>E, wo er bis 1819 mehre Gegenden in Kärnthen und Salzburg
malte. Er reiſte 1820 nah Rom, Neapel und Sicilien, und componirte Vieles,
was die Innigkeit feiner Naturauffaffung, ein poetifches Gemüth und die Vor:
liebe für eine zarte, leichte und doch beſtimmte Ausführung beurkundet, wie Hagar
in der Wüſte, der barmherzige Samariter in waldiger Umgebung. Dieſer ausge-
zeichnete Künſtler ſtarb 1825 zu Rom; ſeine kleinſten Studien ſind Denkmale
eines hochbegabten poetiſchen Geiſtes. — A. Helmsdorf, geb. um 1795 zu
Strasburg, kehrte nah mehrjährigem Aufenthalt in Ftalien 1820 in ſeine Vater-
ſtadt zurü> und iſt jezt als Hofmaler in Karlsruhe angeſtellt. Ju der zarteſten
Ausführung mit Ol- und Waſſerfarben iſt er Meiſter. Er gibt ſeinen Darſtel-
lungen eíne ſo edle poetiſche Haltung und behandelt das Ganze ſo harmoniſch, daß
die bewundernswürdige Ausführung nie kleinlich und ſtörend wird. Zu feinen
Arbeiten, die in Deutſchland, Frankreich, Rußland verbreitet ſind, kamen in der
legten Zeit: Anficht Noms von S.-Onoftio, Gebirgsgegend zwiſchen Rom und
Neapel, Seeftüd an der ſiciliſchen Küſte. — Als geiſtreiche Landſchafter von poeti-
\cher Auffaſſung werden die berühmten Architekten Schinkel und Klenze ge-
achtet, Jener beſonders wegen ſeiner Darſtellungen des griechiſchen Volkslebens
in der herrlichen Natur des Südens. Unter den jüngern Künſtlern, die dieſer
Richtung folgen, ſind vorzugsweiſe zu nennen: Ernſt Fries von Heidelberg, ge-
genwärtig in Karlsruhe (Landſchaft bei Maſſa di Carrara, Civitella, Waſſerfall
bei Tivoli); Schil ba < aus Darmſtadt (Ausſ\icht von den Kaiſerpaläſten nah
dem Coloſſeum und dem Bogen des Conſtantin); Adrian Ludwig Richter aus
Dresden, nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Jtalien als Lehrer an der Kunſt-
Thule zu Meißen angeſtellt (Gegend bei Paleſtrina, Olevano)z Ernſt Ohme in
Dresden, wo ex feit feiner Rückkehr aus Ftalien lebt (Ausficht von Camaldoli,
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