Full text: A bis E (1. Band)

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Deutſche Kunſt 615 
Durchſicht durch die Cypreſſen der Villa Millini auf Rom); Wilhelm Schirmer 
in Berlin (Villa d'Eſte). Preller aus Weimar, ſeit Kurzem aus Jtalien in ſeine 
Vaterſtadt zurückgekehrt, zeigt eine geniale Kraft in der Auffaſſung und idealen Be: 
handlung einer großartigen Natur. Eine poetiſche Auffaſſung und verſtändige Wahl 
der Standpunkte, ſowie fleißige Ausführung, bezeichnen die Werke dieſer Künſtler. 
Richter und Ohme haben auch woghre und kräftige Bilder der Alpennatur geliefert. — 
Mehr dem nordiſchen Charakter der Natur zugewendet iſt Joh. Chriſtian Da hl, 
Profeſſor an der Akademie zu Dresden, geb. 1788 zu Bergen in Norwegen. 
Ein gründliches Studium und eine poetiſche Anſchauung tritt überall in ſeinen 
Werken hervor, auf deren glänzende und kräftige Ausführung er großen Fleiß ver: 
wendet. Stalien hat zwar viele Studien in ſein Portefeuille gebracht; aber Ge- 
müthsart und Stimmung eignen ihn mehr für die Darſtellung der rauhen Küſten, 
na>ten Felſen, jähen Wafferflürze feiner Heimath. Bei feiner legten Reife nad) 
Norwegen (1826) hat D. ſich neu bereichert; die Winterlandſchaft auf Seeland 
(im königlichen Schloſſe zu Kopenhagen), die Küſtenanſicht unweit Bergen, der 
Sturz der Tintertarre in Obertellmarken u. a. m. find ebenfo viele Zeugen ſei: 
ner genialen und treuen Beobachtung der Natur und ſeines glü>lichen Eindrin- 
gens in die Eigenthümlichkeit ihrer Formen und Lichter. Krauſe in Berlin, 
früher Sänger beim königſtädter Theater, neigt ſih gleichfalls zu dem düſtern 
Charakter der nordiſchen Natur ; öde Seegeſtade, Sturm, grauen Himmel weiß 
er mit Kraft und Wahrheit wiederzugeben. — Ferdinand Olivier in Wien, geb. 
zu Deſſau um 1785, hatte bereits die diplomatiſche Laufbahn betreten, als ex 
ſich ausſchließend der Kunſt zuwendete. Ein tiefes Gefühl für Naturſchönheit und 
ſinnige Beobachtung der Erſcheinungen hoben ihn bald zu den beſten Landſchaftern 
der idealen Schule, wiewol er nie den italiſchen Himmel geſehen hat. Seine ges 
müthvolle Auffaſſung wird durch eine ausgezeichnete tehniſhe Reinheit und 
Pünktlichkeit unterſtüßt. Alles hat eine beſtimmte und ſchöne Form, der Ton iſt 
Eat und warm, die Harmonie des Ganzen überaus anſprechend. Am bekannteſten 
ſind ſeine Anſichten von fieben Gegenden bei Salzburg und Berchtesgaden, die er 
felöft im Steindrud herausgegeben hat, und worin ſich, wie in feinen Olgemälden, 
auch die gut erfundene Staffage auszeichnet. — Karl Goldftein in Dresden, 
aus Warſchau, bildete ſich im Kampfe gegen die Ungunſt ſeiner äußern Lage mit rez 
gem Streben în Berlin, Dresden und ſpäter in Ftalien, und hat außer mehren 
Oelbildern, die beſonders durch fleißige Behandlung der Architektur ausgezeichnet 
ſind (Dom zu Mailand), auch Compoſitionen geliefert, die den Charakter der fird- 
lichen Natur darſtellen. R iſt aus Stuttgart, geb. um 1795, Schüler der wiener 
Akademie, und um 1823 in Ftalien, hat ſich bis jezt vorzüglich als idylliſcher 
Landſchafter gezeigt, der die Natur in ihren flillen und gemüthlichen Momenten 
auffaßt und mit ausgezeichneter Behandlung des Baumſchl« 3s und der Luft dar- 
ſtellt. Eine Schülerin Steinkopf's, Emilie Reinbe>, geb. Hartmann, Gat- 
tin des Hofraths R. in Stuttgart, verbindet mit technifchem Gefhid- und treuer 
Auffaſſung eine ungewöhnliche poetiſche Gabe in ſinnreicher Compoſition. — Eine 
mehr myſtiſche Richtung zeigen die Landſchaften von Kaspar David Friedrich, 
Profeſſor an der Akademie zu Dresden, geb. 1774 zu Greifswald. Er faßt die Na- 
tur in großen Scenen oder einzelnen Momenten auf, aber immer als Reflex einer in- 
dividuellen Gemüthsſtimmung. Seine Bilder erſcheinen als Hieroglyphen der Na- 
tur, deren eigenthümliche Zuſtände der Künſtler bedeutſam hervorhebt, indem er zu- 
gleich ſeine eignen Gedanken und Zuſtände auf entſprechende Darſtellungen des Na- 
turlebens überträgt. Vorzugsweiſe iſt es der Charakter des Ernſtes, der Wehmuth, 
des ſtillen Ahnens oder innern Kampfes, den ſeine Meernebel, ſeine Nachtſcenen, 
ſeine Seeſtürme, einzeln in die öde Wildniß veclorene Lichtſtralen, Streifen vom 
Mondſchein, die den Gipfel der Bäume berühren, und derg!. andeuten. Solche 
 
	        
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