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616 Deutſche Kunſt
ganz einfache Darſtellungen find übrigens mit dem treueſten Studium der Natur
und mit dem höchften Fleiße der Ausführung vollendet. Von gleicher Geſinnung
ſind die Bilder des als Arzt und Naturforſcher bekannten €, G. Carus (f. d.) in
Dresden, der in Deutſchland und Jtalien Studien geſammelt und in ſeinen „Neun
Briefen Über Landſchaftmalerei“/ (Leipzig 1831) den Grundfag ausgefprochen hat,
daß-der Landſchafter in einem moraliſchen Wechſelverhältniß zu der Natur ſtehen,
feine Stimmungen in ihe auffuchen, ihre Stimmungen beobachten und deuten,
und fo die Landſchaftmalerei zu einer Kunſt, die, mit der Naturwiſſenſchaft ver:
tcaut, die Formen, die Tône und Lichter der Natur in ihren Wechſeln und Aöftu:
fungen, in ihrem Charakter und ihrer innern geſchichtlichen Beziehung darſtellt, zu
einer Erdlebenbildkunſt erheben ſolle.
Entgegengeſebt dieſer myſtiſchen und jener idealen, freien Behandlung der
Natur, wie fie hauptfächlic in der ältern römiſchen Schule und den einzelnen
dresdner Künſtlern erſcheint, hat ſich in München und überhaupt in Süddeutſch-
land eine Schule gebildet, welche mit dem Unterſchiede, den eine mehr oder minder
geiſtige Individualität begründet, auf ſtrenge und ſcharfe Naturnachbildung aus-
geht und ſich dafür beſonders an den eigenthümlichen Charakteren der ſüddeutſchen
landſchaftlichen Natur gebildet hat. Dahin gehören die Gegenden am Oberrhein
und im Schwarzwalde, die Schweizer- und Tiroleralpen, der Vorarlberg, die
Eärnthnee und fleiermärkifchen Gebivgszüge, die Donau = und Nedarufer. Befon:
ders iſt es aber der entſchiedene und derbe Charakter der Gebirgsgegenden, welcher die
eigenthümliche Art und Sitte der Bewohner, Menſchen und Vieh, die Staffage
gibt, und die auch zu beſonderer Darſtellung veranlaßen, weshalb jene Künſtler ſich
großentheils ebenfo in Genrebildern als in Landfchaften auszeichnen; wie wir denn
mehre derſelben ſhon oben aufgeführt haben, Peter Heß, Heidegger, Wagenbauer,
Adam Klein, Karl Kunt, Lorenz Quaglio, roozu noh Wilhelm v. Kobell, Georg
amd Cantius Dillis, Dorner, Bürkel, Warenberger, Karl Heinz:
manù, Ludwig Meyer u. A. kommen. Frei von willkürlichem Vortrage, geben
dieſe Künſtler die friſche, großartige und anmuthige Seite der Natur in ihrer indivi-
duellen Wahrheit wiéder, und ohne eine andere Poeſie, als die des richtigen Ver-
ſtändniſſes wahrer und bedeutſamer Standpunkte hinzuzubringen, wird ihre Dar-
ſtellung dur den Gegenſtand ſelbſt ein Kunſtwerk in höherm Sinne, welches poe-
tiſche Wirkung macht. — Zur holländiſchen Schule gehört Joſeph Karl Cogels,
geb. 1785 zu Brüſſel, wo er auch ſeine erſte Kunſtbildung erhielt , die er ſpäter in
Düffeldorf und Paris fortfegte. Er wurde 1824 Mitglied der Akademie zu Mún-
chen, wo er 1831 ſtarb. Die Vorliebe für die Gegenden feiner Heimath zeigt fich
faſt immer in ſeinen Landſchaften, welche ſich beſonders durch die Darſtellung klarer
ſpiegelnder Gewäſſer empfehlen. — Naturkünſtler in jedem Sinne iſt Jakob
Gauermann in Wien, welcher , geb. 1773 zu Dffingen, einem Darfe unweit
Stuttgart, als Maurergeſelle in Hohenheim die Aufmerkſamkeit des Herzogs Karl
von Würtemberg erregte und von ihm gezwungen wurde, in die Karlsakademie ein-
zutreten, die er aber nach drei Jahren wieder verließ, worauf er nah mancherlei un-
günſtigen Schi>kſalen in Wien ſi niederließ, nachdem er Molitor's Unterricht genoſ-
ſen hatte. Mit ungemeinem Geiſte faßt G. die Natur auf, und ſeine Aquarellbilder
und -Zeichnungen (in Ol hat er nur Weniges gemalt) haben eine geniale Treue.- Seit
1811 iſt er für den Erzherzog Johann beſchäftigt, und hat mit demſelben oder für
ihn Reiſen, befonders in Steiermark, gemacht. Jn Erfindung idylliſcher Scenen iſt
er unerſchöpflich, doch ſo, daß Alles unmittelbar aus der Natur und dem Leben ge-
griffen erſcheint. — Eine eigenthümliche Bahn hat ein junger Künſtler, der fich je-
doch bereits eines vielgenannten Namens erfreut, Karl Rottmann in Mün-
chen, eingeſchlagen. Geboren 1798 zu Handſchuhheim bei Heidelberg , neigte er
ſich unter der Leitung eines kunſtſinnigen Vaters, und ſpäter im Anblide der Na:
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