Full text: A bis E (1. Band)

  
622 Deutſche Kunſtvereine 
die ganze Sammlung der Stadt Breslau anheimfiele. Dieſe Anordnung, die 
auch der Kunſtverein zu Bremen gemacht hat, iſt vornehmlich da zu loben, wo es 
an andern größern und für das Publicum zugänglichen Kunſtſammlungen fehlt, 
Bei den meiſten Vereinen jedoch werden die Bilder verlooſt, was um ſo mehr für 
ſich hat, weil dadurch die Kunſtwerke überall hin verbreitet und auch in den Beſis 
Derer gebracht werden, die ſie ſich ſonſt nicht hâtten verſchaffen können. Denn es 
liegt in dem Umſtande, daß ein Bild zu Haufe, alfo immer wieder und in den ver- 
ſchiedenſten Stimmungen, und auch hier nach und nach von vielen Menſchen ge- 
fehen wird, etwas noch unmittelbarer und kräftiger auf die Wirkung, Nährung . 
und Läuterung des Kunſtſinnes im Volke Wirkendes, als wenn man ſich erſt in 
beſondern Kunſtſammlungen und an öffentliche Orte begeben muß, um das Schöne 
aufzuſuchen. Einen großartigern Wirkungskreis hat ſich jedoch unſtreitig der, 1829 
entſtandene düſſeldorfer Kunſtverein für die Rheinlande und Weſtfalen gezogen, 
wenn er, neben dem Grundfage der Berloofung ſolcher Bilder, welche ſh dur< 
Inhalt und Form mehr für den Privatbefig eignen, eine zweite Richtung verfolgt, 
nämlich durch feine Kräfte die Entſtehung öffentlicher Kunſtdenkmale, die Aus-= 
beſſerung und Herſtellung alter bedeutender Kunſtwerke zu vermitteln. Zu dieſer 
fhönen Idee, die fich auch in dem Beſchluſſe des mainzer Kunſtvereins, ein Mo: 
nument für Guttenberg aufzurichten, verwirklicht hat, müſſen ſich die Kunſtvereine 
überall erheben, um ihree Beſtimmung und den Foderungen der Zeit wahrhaft und 
völlig zu genügen; um fo mehr auch inſofern, als bei der bloßen Bilderverleofung 
ein eigennüßiger Kunfkdilettantismus und oberflächlicher Gefchmad leicht die Ober: 
hand gewinnen, den wahren Standpunkt verrücken, die reine und große Tendenz 
des Ganzen untergraben, wovon man auch ſchon Zeichen gefunden haben will, und 
zwar gerade bei ſolchen größern Vereinen, die einſeitig dem Syſtem der Verlooſung 
huldigen. Während die größern Kunſtvereine , der berliner, münchner, wiener, 
ſtuttgarter, ſich auf den Ankauf von Werken inländiſcher Meiſter — oder, wie der 
dresdner, nur ſolcher Ausländer, deren Heimath ſich dem Verein angeſchloſſen hat — 
beſchränken, haben andere, namentlich der düffeldorfer, die Arbeiten fremder Künft: 
ler, wenn fie den einheimifchen an Kunftwerth vorzuziehen waren, mit gleicher 
Liebe erworben. Beſonders iſt zu beachten, daß-der berliner Kunſtverein ſeine erſte 
Unterftügung für ſolche preußiſche Künſtler beſtimmt hatte, die fich zuni Behuf 
ihrer Studien in Jtalien aufhalten, daß er daher vor Allem von unten herauf das 
keimende Talent belohnen, heben und bilden zu müſſen glaubte. Es liegt indeß 
am Tage, wie ſehr auch ltere Meiſter durch die Kunſtvereine Gelegenheit und 
Auffoderung erhalten, größere Werke zu unternehmen, die fonft nicht wären bei 
ihnen beftellt, oder an deren Stelle ihre Zeit und Kraft mit unangenehmen und un: 
paſſenden Aufträgen wäre ausgefüllt worden. Überall jedoch ſtehen die Vereins- 
locale zur Aufnahme von Kunſtwerken der Meiſter und der Jünger, der auslän- 
diſchen wie der inländiſchen Künſtler offen; und ſofern mit der Zeit in allen Theis 
len von Deutſchland ſich Kunſtvereine gebildet haben, bei welchen immer kleinere 
Gebiete ſich an größere anſchließen, wie Weimar, Deſſau, Oldenburg an Sachſen, 
und die hohenzollernſchen Lande an Würtemberg, ſo läßt ſich kaum eine Gegend, 
kaum ein Künſtler denken, die von dem Wirkungskceiſe der deutſchen Kunſtvereine 
ausgeſchloſſen wären, wenn auch jeder einzelne Verein nur innerhalb ſeines nächſten 
eignen Bezirks den Künſtlern Unterſtüzung, ihren Werken Umlauf verſchafft. Zu- 
gleich hat aber auch eine Verbindung und Wechſelwirkung zwiſchen den ſämmt- 
lichen Kunſtvereinen im Norden und Süden von Deutſchland ſich entſponnen, und 
iſt mit Jdee und That ſolcher brüderlichen Annäherung der ſächſiſche Kunſtverein 
zu Dresden unter dem Vorfige Quandt's vorangeſchritten. Es kann nicht fehlen, 
daß eine ſolche noh mehr befeſtigte Vereinigung ſowol den Grundfägen als ber 
Verwaltung der Vereine durch wechſelſeitige Verſtändigung Gewinn ſchaffen, die 
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