Full text: A bis E (1. Band)

  
630 Deutiche. Literatur 
land vérroandelt ſahen. Minder Erfreuliches boten die lezten Jahre im Gebiete der 
dramatiſchen Literatur. Die Frage über den Grund diefer Erſcheinung, ob 
Mangel an hervorragenden Talenten, ob Nublicum, Kritik oder Bühne, oder ob, wie 
glaublich iſt, alle insgeſammt die Schul tragen, Fann hier, wo nur von dem etwa 
Geleiſteten Kunde zu geben iſt, nicht ausführlich erörtert werden. Keine Gattung der 
dichteriſchen Darſtellung übt einen mächtigern Einfluß auf ihre Zeit aus, keine aber 
auch iſt, wie e8 jest ſteht, abhängiger von dem Geſchmae der Zeit, als eben die 
dramatiſche. Das entfchiedenfte Talent, wénn es die Mittel verſchmäht, wodurch 
die Menge angezogen wird, hat von Glück zu ſagen, wenn ſeiner Gabe nicht Schlim- 
meres begegnet, als völlige Theilnahmloſigkeit und Nichtbeachtung, und leider be- 
weiſt nur zu oft gerade der Beifall, den ein dramatiſches Werk auf der Bühne 
findet, gegen ſeinen dichteriſchen Werth. Aber auch die glü>lichern können ihrem 
Schikſale nicht entgehen, und von den zahlreichen Bühnenſtüen, die ein Jahr 
hervorbringt, möchten nur wenige in ein anderes hinüberleben. Nur die Fruchthar- 
keit einzelner Autoren, wie v. Auffenberg's, Raupach's, Smmermann’s und einiger 
Andern erhält ihre Namen in den Bühnenrepertorien und im Gedächtniſſe des 
Publicums. Der immer mehr hervortretende Zwieſpalt zwiſchen Poeſie und Bühne 
ijk ſo tief in der Richtung der Zeit begründet, daß die Trefflichſten ſich für den Au- 
genblick umſonſt bemühen würden, das naturliche Verhältniß wiederherzuſtellen. 
So iſt es gekommen, daß, während die Einen ihr Talent und ihren Ruhm dem 
Beifalle der Menge zum Opfer bringen, Andere auf alle Bühnendarftellung ver- 
zichten, und" es darf nicht Wunder nehmen, wenn neben den meiſt im Manuſcript 
verhandelten, auf pecuniaire Vortheile berechneten eigentlichen Theaterſtücken ſich 
in der legten Zeit, freilich auch nicht ohne Vorgang, eine von ihnen ganz abgeſon- 
derte Gattung dramatiſcher Dichtungen herausgeſtellt hat, deren Verfaſſer vor de- 
nen der ſtern mindeſt dies voraus haben, daß ihr Streben auf etwas Höheres 
gerichtet iſt, als auf den zweideutigen Beifallruf eines flüchtig aufgeregten Parterre. 
Doch Eonnten unter diefen Grabbe’s excentriſch-regelloſe Verſuche, wie ſein „Don 
Juan und Fauſt“, nur kurze Zeit Aufmerkſamkeit erregen; willkommen mußten 
die anPoefie reichen, MorgenländifchenDichtungen” Öhlenf lägen! $ (1831) Denen 
fein, welchen es um wahren Kunfigenuß zu thun iſt. Das größere Publicum wird 
allerdings auh von ihnen wenig Kunde nehmen; feiner Scheu vor nachhaltigen 
Eindrú>en, mit denen ſich das Bedürfniß einer bloß flüchtigen, möglichſt oberfläch- 
lichen Unterhaltung nicht vertragen würde, ſagen Übertragungen franzöſiſcher leicht 
hingeworfener Stüde ungleich mehr zu, und die Thätigkeit einiger Schriftſteller, 
die ihr Publicum und die Bühne kennen, hat es auch in der neueſten Zeit daran 
nicht fehlén laſſen. Daß von Poeſie dabei nicht viel die Rede ſei, verſteht ſh von 
ſelbſt, und ſo ſind wir vielleicht nabe daran, e8 zu erleben, was noc vor 15 Jah- 
ren als unglaublich verlacht worden wäre, daß die verfchrienen Zeiten Kogebue’fcher 
und Sffland’fcher Stüde, als höchft poetifche, zurüdgewünfcht werden. 
Mein fo die Unpoeſie im Gebiete des Dramas von Tage zu Tage mehr Raum 
gewinnt, erſchöpft ſich die poetiſche Kraft erfolglos auf einem andern Felde, dem 
des Epos. Die in mancher Beziehung ehrenwerthen Arbeiten Pyrker's (,„„Tuni- 
fias” und andere) und Furchau’s („Arkona“) bewieſen aufs Neue , daß die mis: 
glücten Beſtrebungen älterer Dichter, die Form des Kunſtepos unter uns zu ver- 
jüngen, von wiederholten Verfuchen nicht abzufchredien vermögen. Noch will man 
nicht erkennen, daß das Epos weſentlich auf der Volksſagesberuhe, und daß ſomit 
eine Zeit wie die unſere, die des wahren Volkslebens und Volksglaubens entbehrt, 
da8 Epos in ihrem Schoofe nicht tragen Eönne. An ſeine Stelle ſind vorlängſt 
Roman und Novelle getreten, zwei Gattungen, die auch in der jüngft ver- 
floffenen Zeit zahireiche mehr oder minder glüdliche Bearbeiter — darunter einige 
ausgezeichnete — gefunden haben. Bei der Vorneigung der Leſewelt für dieſe Art 
  
  
  
yu N 
geht th 
LA 
geben! 
ji ol 
pie 
die M 
an di 
Ihehn 
hunmod 
Nied 
Melt 
Shin 
gabe 
hui 
foflid 
ande | 
dés (di 
morden 
gerung 
Haie 
(tidad 
dur e 
tin al 
mehr 
Frid 
bens 1 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.