Full text: A bis E (1. Band)

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Deutſche Literatur 633 
Sprache und Sitte vor Allen dazu befähigten Bearbeiter fand (8 Bde., 1827—32), 
neben welchem Graf Johann von Mailáth mit den fünf Bänden ſeiner Magyaren- 
geſchichte (1828 — 31) nicht unerwähnt bleiben darf. — Werke von folchem Um: 
fange ſind nicht Jedermanns Sachez ſie würden aber nicht gelingen, wenn nicht An- 
dore durch gründliche Darſtellung kleinerer Zeiträume den Weg voraus erhellten und 
die entgegenſtehenden Hinderniſſe beſeitigten. Und wie viele dunkle Partien, die 
den geſammelten Fleiß der beſten Kräfte erfodern, ſind noh übrig! Da tritt denn 
hôchſt verdienſtlich die hiſtoriſche Monographie ein. Die legten Jahre haben uns 
mit einzelnem Trefflichen auch in dieſer Gattung beſchenkt. Wir re<hnen dahin, 
außer Kortim’s „Entftehungsgefcjichte der freiftädtifchen Bünde” (1828), vor 
Allem 8. Ranke’s ſeit 1824 mit gewiſſenhafter Kritik auf ſelbſtgebahntem Wege 
fortgefegte Forſchungen, namentlich ſeine „Fürſten und Völker von Súdeuropa im 
16. und 17. Jahrh.“ (1828), die „Serbiſche Revolution“ (1829) und die „Ver- 
\{<wörung gegen Venedig im Jahre 1618“ (1831). Zählen wir dazu noch mehre 
werthvolle biographiſche Arbeiten,'wie Varnhagen von Enſe's biographiſ <eDenkma- 
le, Róſe’'s Herzog Bernhard, Falkenſtein's Kosciuszto, Pölig’s Friedrich Auguſt, 
Münch's König Enzius, u. A., und einzelnes in den hiſtoriſchen Archiven und Ta- 
fchenbirchern von Schloſſer, Hormayr und von Raumer Zerſtreute, ſo ſehen wir ſchon 
aus dieſer flüchtigen Überſicht, wie Deutſchland auch in dem le6ten kurzen Zeitraume, 
der uns hier beſchäftigt, auf dem Felde der Geſchichte ſeinen alten Ruhm zu behaup- 
ten gewußt hat. Und doch haben wir, auf die eigentliche Nationalliteratur uns be- 
ſchränkend, die gelehrten Arbeiten von Heinrich Perb, Johann Friedrich Böhmer, m 
von Lang und Andern hier unberührt laſſen müſſen. Auch für die Geſchichte der mw H 
Kunſt und Literatur, wie der Bildung überhaupt, waren die ehrenmertheften Kräfte i 
thâtig. Wir erinnern zunächſt an die, ſo weit ſie bis jetzt vorliegt, durch Unbefan- 
genheit und Scharffinn ausgezeichnete „Geſchichte der Philofophie” von Ritter 
(1829 fg.) und das von WU. Wendt aufs Neue herausgegebene größere Tenne- 
. Wahrend mann’fche Werk, an die langfam vorfchreitende, aber duch Wahrheitsfinn, Milde 
Alu des Urtheils und einen echt chriftfichen Geiſt den gediegenſten Darſtellungen der 
n Art ſich anreihende „Geſchichte der chriſtlichen Religion und Kirche“ von Neander 
(ſeit 1825), an Gieſeler's die gründlichſte Quellenforſhung beurkundendes „Lehr- 
buch der Kiechengefchichte‘ (feit 1828), an Marheinedr’s jest vollendete „Geſchichte 
der deutſchen Reformation“ (1831 —32), an Heinroth's anziehende „Geſchichte 
des Myſticismus““ (1830) und an Wachsmuth's jüngſt begonnene „Europäiſche 
Sittengeſchichte“. Dankenswerthe Erwerbungen machte ferner die Geſchichte der 
Kunſt an dem von A. Wagner verdeutſchten und durch v. Quandt's Zuſäße zu einem 
deutſchen Eigenthume gewordenen Lanzi, an Stieglis's „Geſchichte der Baukunſt“ 
(1827) — beide vielfach ergänzt dur<Rumohr's kunſtgeſchichtlich e,„Ftalieniſche For: 
hungen“ (1827 fg.) — und an A. Wendt's neueſtem gedankenreichen Werke „Über 
die Hauptperioden der fehönen Kunft” (1831). Endlich fehlte es auch nicht an will: 
kommenen, über den Gang der literariſchen und Kunſtbildung manche neue An- 
ſicht und Berichtigung verbreitenden biographiſchen Mittheilungen, nicht bloß in 
eigens für dieſen Zweig des hiſtoriſchen Studiums beſtimmten Sammlungen, wie die 
„Zeitgenoſſen“, ſondern auch in ſelbſtändigen Lebensbeſchreibungen, wie des jüngern 
Holbein von Ulrich Hegner, Spener's von Hoßbach, Fichte’s von deſſen Sohne, 
Schiller's von Frau v. Wolzogen und J. P. Fr. Richter's in „Wahrheit aus Jean 
Pauls Leben”. — So iſ denn, wir dürfen es dreiſt behaupten, der ernſte hiz 
ſtoriſche Geiſt der Deutſchen ſich in den lesten Jahren treu geblieben. Daraus 
mag es fich denn auch erklären, daß die bis zum Ubermaße gefleigerte und vielfach 
gemisbrauchte Vorliebe der Franzoſen für Memoiren bis auf heute wenig Anklang 
unter uns gefunden hat. Die Erzählungen einiger jungen Abenteurer von fic) 
ſelbſt, die nichts als die fe>e Anmaßung und Eigenliebigkeit einer verirrten Su: 
  
   
 
	        
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