Full text: A bis E (1. Band)

  
654 Deutſche Literatur 
gend bethätigten, konnten höchſtens bei dem großen Leſerhaufen auf kurzen Beifall 
rehnenz von einem Einfluſſe derſelben auf den Gang der Literatur im Großen 
kann begreiflicherweiſe nicht die Rede ſein. Dagegen gehören zu den erfreulichſten 
Erſcheinungen der lezten Jahre mehre Sammlungen von Briefen ausgezeichneter 
Männer, die zwiefah wohlthun in unſern Tagen, wo die Freude an Mittheilungen 
Über Selbſterlebtes ſich lieber in bezahlten Correſpondenzartikeln leichter Zeitblätter 
als in traulichen Herzensergießungen an Freunde Luft macht. Nicht nur, daß ſie 
viele Zuge aus dem äußern und innern Leben bedeutender Menſchen aufbewahren, 
To vertreten fie auch für die Zeitgeſchichte die Stelle eben jener unter uns nun ein- 
mal weniger geliebten Memoiren, und mögen in der That für glaubwürdigere 
Zeugen gelten als jene, in denen Eiteleit und abſichtliche Zaufhung nur allzu oft 
die Wahrheit entſtellen. Als willkommene Gaben der Art bemerken wir unter 
Andern Fr. H. Jacobi’s von Roth herausgebenen Briefwechſel, die Briefe von 
Joh. H. Voß an Miller, Wolf, Gleim und Andere, Solger's nachgelaſſene Schrif- 
ten und Briefwechſel, Forſter's Briefwechſel und den zwiſchen Schiller und von 
Humboldt. Wie das geiſtige Leben aller dieſer Männer in den Gzng unſerer Lite: 
ratur entſcheidend eingriff, fo find diefe Brieffammlungen zugleich auch das leben- 
digſte Gemáldè dèr wiſſenſchaftlichen und Kunſtbeſtrebungen ihrer Zeit, und manches 
dieſen Angehörige iſt erſt durch ſie in ſein volles Licht geftellt worden. Wor Allem aber 
muß der von Göthe mitgetheilte Briefwechſel zwiſchen ihm und Schiller hervor- 
gehoben werden, der einen längſt erſehnten Aufſchluß Úber das gegenſeitig fördernde 
Verhältniß zweier Genien gab, die der Stolz und die Freude Deutſchlands find und 
bleiben werben. 
Es gab eine Zeit, iwo die Hoffnung auf endliche Vereinigung der Geſchichte 
und Philoſophie ziemlich allgemein war; mislungene Verſuche führten zum That: 
ſächlichen, als dem allein Sichern, zuchd, und fo wandeln beide, Geſchichte und 
Philoſophie, wieder, wie ſeit Jahrhunderten, auf geſonderten Wegen und ſuchen 
einander wie zwei verirrte Schweſtern. Wird aber je die Zeit kommen, wo die er- 
forſchten Geſege des Geiſtes, wie Schelling ſagt, und-die äußern Wahrnehmungen 
in die geſuchte höhere Einheit zuſammenfallen ? Ob die Aufgabe ihrer Lóſung durch 
die neueſte Philoſophie näher gebracht worden ſei, wollen wir unentſchieden 
laffen. Der große Stifter der Iegtern ift hinaufgegangen zum Lichte, dem ſein Auge 
ſeit Jahren unausgeſezt zugewendet geweſen war, und kaum möchte einer ſeiner 
Schüler den Muth haben, das von ihm begonnene Werk zu Ende zu führen. Wie 
man auch über die von dieſer Philoſophie auf dialeëtiſchem Wege verſuchte Recht- 
fertigung des Beſtehenden oder, was uns hier ebenſo nahe liegt, Über die Ergeb- 
niſſe ihrer Lehren für Kunſt und Religion denken möge, ſo bleibt ihr gewiß das große 
Berdienft, das von früheren Syftemen allzu fehnöde hintangeſeßte Poſitive und 
geſchichtlih Gegebene wieder zu Ehren gebracht zu haben Erwarb ihr dies neben 
den Freunden, die dem Geiſte ihres Begründers huldigten, auch eíne einflußreiche 
außere Stellung, ſo fehlte es doch auch nicht an Solchen, die, wie ſehr ſie gegen den 
dogmatiſchen Jdealismus êiner ältern Schule eingenommen ſein mochten, ſich mit 
der neuen philofophifchen Richtung, die, wie fie behaupten, „dem abfoluten Geiſte 
Schranken fest, das Weiterſchreiten der Geſchichte abſchneidet und das einzelne 
Lebendige in dem falten abſtracten Begriffe rettungslos untergehen läßt‘‘, feines: 
10298 zu befreimiden vermochten, und der Geiſt unſerer Zage möchte am toenigſten 
geneigt fein, ſich auf eine vorurtHeitsfreie Würdigung und Anerkennung des von 
Degel unleugbat Öeleifteten einzulaſſen. Seine Werke, deren Gefammtausgabe 
von geachteten, dem Verfaſſer einſt näher geſtandenen Männern ſoeben vorberei- 
tet wird, werden der Folgezeit von den Forſchungen des tiefſinnigſten Denkers 
unſerer Tage Zeugniß geben, wein auch die Gegenwart von ihnen wenige Kunde 
nehmen und die nächſte Zeit ſich, wié öfter geſchehen, vor dem Andrange widerſtreiz 
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