Full text: A bis E (1. Band)

  
624 Döbereiner: 
ſolle durch zwe>mäßige Wandgemälde ſeinen Aufenthalt in dem Garcer vereivigen. nid 
Dieſer nahm das große Dintenfaß und den Rührer daraus, und zeichnete in halber fu 
Lebensgröße und mit dem vortrefflichſten komiſchen Ausdru> auf der einen Wand Iht 
den Raub der Sabinerinnen, auf der andern Marius auf den Trümmern von Kar- gt 
thago, mit Schlafmüge und Thonpfeife nachdenklich dafigend. Natürlich mußte die 
von biefer unberufenen Carcerverzierung officielle Notiz genommen werden; in- ſit 
deſſen ſelbſt die officiellſten Geſichter gingen jedesmal in Kurzem in die behaglich: tigt 
ſten rein menſchlichen Mienen über. Die Geſchichte drang bis na< Weimar, Gén 
ſelbſt zu den Dhren des Großherzogs; und bei ſeinem nächſten Beſuche in Jena di 
beſah er ſelbſt die Gemälde, die er auch ſofort durch den Befehl, ſie durh Schlie- Chem 
Bung des Focals zu erhalten, höchft fchmeichelhaft anerkannte und wirklich dadurch bis (grid 
heute ſicherte. Später hat D. in München mit vielem Beifall ein hiſtoriſches Ge- fee, 
mälde von größerm Umfange zur öffentlichen Ausftellung geliefert; dann im gro: find 
Bern Publicum durch die vortrefflichen Caricaturen zu Fröhlich's Fabeln einen Nat 
Namen bekommen. Die meiſten dieſer Darſtellungen haben das heiterſte Colorit, fähig 
ein echt Fomifches Enfemble, eine deutliche und bis ing Einzelne hinaus getriebene durd 
Idee, wenige find berechnete Verftandesfatyre, die große Mehrzahl echt künſtleriſche gil 
Anſchauungen. Dabei iſt der Einfall, alle Charaktere durch Menſchen mit Thier- dl 
gefichtern zu geben, neu und auf eine wahrhaft bemundernswürdige Weiſe durch: zit 
geführt, ſodaß z. B. die verſchiedenen Fuchsphyſiognomien von der äußerſten und | 
Schlauheit und Superiorität des Advokaten bis zur unbedeutenden Pfiffigkeit der Goth 
Hofſchranzen herab ſich geltend machen. Neuerdings iſt uns von dieſem Künſtler warbs 
in den „Alpenroſen“ für 1832 neben einigen Caricaturen in der beſchriebenen Art ppa 
auch ein größeres Gemälde, Landenberg's Urphede, als eine der vortrefflichſten Er- tie zu 
findungen, die in dieſem Bereiche kürzlich erſchienen ſind, geſchenkt worden. (53) Froh 
/ _ Döbereiner (Johann Wolfgang), Hofrath und Profeſſor der chemi: a) 
ſchen Wiſſenſchaften zu Sena, einer der berühmteften jegt lebenden Chemiker, geb, hing 
zu Hof am 13. Dec. 1780, gehört zu den Männern, welche ſich faſt ganz durch Gubit 
eignen Unterricht gebildet haben und ihren Ruf nur ſich ſelbſt verdanken. Er erhielt von e 
von ſeinem ſiebenten bis zum funfzehnten Jahr eine nur ſehr dürftige gelehrte facli 
Schulbildung; er empfing dabei von feinem Vater (Dkonomie= und Forftverwal- sine‘ 
ter auf dem Rittergute Bug) Unterricht in allen praktiſchen land- und forftwirth: Boil 
ſchaftlichen Verrichtungen, und beſuchte in ſeinen Erholungsſtunden, aus beſonderer Kohl 
Neigung für die mechaniſchen Gewerbe, fleißig die Werkſtätten der Drechsler, über 
Tiſchler, Waffenſchmiede und Künſtler im Orte ſeines Schulunterrihts, Der ri 
Zufall führte ihn in ſeinem vierzehnten Jahr in das Laboratorium der Apotheke zu mu 
Münchberg, wo er ſo großes Intereſſe an zwei eben vorgenommenen chemiſchen nen D 
Operationen (Deſtillation eines officinellen Waſſers und Darſtellung des Spiritus 4 
sulphurico-aethereus) zeigte, daß der Laborant Veranlaſſung nahm, ihn zu fra= 
gen, ob er Apotheker werden wollte? welches er freudig bejahte. Nach erhaltener 
âlterlicher Erlaubniß begann er ein Jahr darauf beim Befiger jener Apotheke, Los, 
ſeine pharmaceutiſchen Studien. Kräftig , lebensfroh und wißbegierig widmete er 
ſich dem erwählten Fache mit ſo viel Liebe, daß er \<on nach anderthalb Jahren E 
alle pharmaceutiſchen Geſchäfte allein verrichten konnte und durftez er ſtudirte da: die A 
bei Hagen's „Lehrbuch der Apothekerkunſt“, verſchiedene mediciniſche Schriften, ade 
die franzöſiſche Sprache, und las Romane und Reiſebeſchreibungen. Jn ſeinem LAs 
neunzehnten Jahre (1799) verließ er die phaumaceutifche Schule und ging an den Km 
Rhein, wo er, namentlich in Karlsruhe und Steasburg, fich der Sicherung feiner 
Subfiftenz wegen zwar hauptfächlich mit der pharmaceutiſchen Praxis beſchäftigte, 
aber durch den ihm zu Theil gewordenen Umgang mit ausgezeichneten Natur- 
forfhern und Arten, namentlich Gölreuter, Gmelin, Bordmann, Schricel, 
Flachsland, Salzer, Neſtler u. A., auf die Lücken ſeines Wiſſens aufmerkſam ge: 
  
 
	        
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