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Döbereiner 695
macht, auch Logik, Kant’ſche Philoſophie, Botanik, Mineralogie und Chemie
ſtudirte, und zwar lehtere mit überwiegender Vorliebe. Er kehrte 1803 in ſein
Vaterland zurüd, und unternahm, ſtatt einer anfangs beabſichtigten chemiſchen
Fabrik, auf Veranlaſſung ſeiner Verwandten ein mercantiliſches Geſchäft. Da
dieſe Unternehmung jedoch, weil er ihr mit minderm Eifer oblag als ſeinen chemiz
ſchen Studien, feinen guten Fortgang hatte, ſah er ſich nach zwei Jahren gend-
thigt, fie wieder aufzugeben, und fand jegt durch Vermittelung von Freunden und
Gönnern feinen Wirkungskreis in einer vielſeitigen praftiſch-chemiſchen Thätigkeit,
die er fünf Jahre lang übte, und die ihn beſtimmte, alle Zweige der techniſchen
Chemie, namentlich Färbekunſt, Gährungschemie, Halurgie, Metallurgie und
Agriculturchemie theoretiſch und prafciſch zu ſtudiren und dabei viel zu. experimen-
tiren. Viele Entde>ungen D.'s fallen in dieſen Zeitraum (Beweis des Da-
ſeins der Chloralfalien , Entde>ung ihrer entfuſelnden Wirkung , Bereitung des
Natrons aus Glauberſalz, des Alauns und Salmiafs, Beweis der Gährungs-
fähigkeit des Amylons, Entde>ung dcr luftreinigenden Wirkung der Kohle). Hier-
durch wurde er mit Gehlen und Schweigger in briefliche und perfönliche Beziehuns
gen geſegt. Erſterer ſchlug ihn zu der durch Göttling’s Tod erledigten Profeſſur
der Chemie in Jena vor, wozu er auch zu ſeiner großen Freude im Det. 1810 er-
nannt wurde: eine Stelle, die er noch jet bekleidet. Großes Jntereſſe an ihm
und ſeiner Thätigkeit nahmen der Großherzog von Weimar, Karl Auguſt, und
Böthe. Seine Vorleſungen Uber Chemie, Technologie, Pharmacie u. ſt. m, er:
warben ihm zwar viel, aber die Opfer, die er dec Wiſſenſchaft (Verſuchen, neuen
Apparaten u, ſt. w.) brachte, und die Erhaltung einer zahlreichen Familie ließen ihn
nie zu Wohlhabenheit gelangen , wofür ihn jedoch ein reiches Capital natürlichen
Frohſinns entſchädigt. Fünf höchſt vortheilhafte Anträge, die ihm während feis
nes Aufenthalts in Jena gemacht wurden, lehnte er aus Dankbarkeit und An:
hänglichkeit für das weimarifche Fürftenhaus ab. Die Entdeungen D.’S im
Gebiete der theoretiſchen und angewandten Chemie ſind ſehr zahlreich und faſt alle
von einem eigenthümlichen neuen Intereffe. Es mag genügen, hier die haupt:
fächlichften derſelben namhaft zu machen: Er erkannte zuerſt, daß die Kleefäure
eine Säure ohne Wafferftoff fei, ein fie organifche Säuren bisher unbekanntes
Beifpielz er entdedite dag merkwürdige Zerfallen der Amsifenfäure in Waffer und
Kohlenſtoffoxyd , der Kleeſäure in kohlenſaures Gas und Kohlenſtofforyd- beim
Übergießen einer dieſer Säuren mit rauchender Schwefelſäure; er war der Erſte,
der die nachher ſo allgemein gewordene Analyſe organiſcher Subſtanzen durch
Kupferoxyd einführte; er gab intereſſante und nüsfiche Apparate an, um mit klei-
nen Quantitäten von Materie genaue chemiſche Reſultate zu erhalten, und machte
viele wichtige und nügliche Entdeungen in der Gährungschemie. Am meiſten
Auffehen jedoch hat ſeine Entde>ung der ſo ausnehmend merkwürdigen Eigenſchaft
des Platins gemacht, daß es im ſhwammigen Zuſtand und bei Zutritt von
Sauerſtoff oder atmoſphäriſcher Luft einen darauf geleiteten Strom von Waſſer-
ſtoffgas zu entzünden vermag, ſowie die hiermit in Zuſammenhang ſtehenden Ei-
senfchaften dünner Platinüberzüge und mehrer anderer Platinpräparate; ferner
die Anwendung dieſer Entde>ung zur Conſtruction der bekannten Platinfeuer-
zeuge, der Platinglühlämpchen, des Platineſſiglämpchens, des Platineudiometers
u. ſt. w. D.'s ältere Entde>ungen ſind größtentheils in Gehlens, die neuern in
Schweigger's Journal und in eignen Schriften enthalten, von denen hier nur
feine „Pireumatifche Chemie” (5 Bde., Jena 1821 —259)z „Zur Gährungs-
chemie” (Jena 1822), ſeine Schrift „Über neu entde>te höchſt merkwürdige Ei-
genſchaften des Platins 2c.“ (Jena 1824) genannt werden mögen. Außerdem iſt
ex der Verfaſſer mehrer phyſikaliſchen, pharmaceutiſch - und techniſch-chemiſchen
Lehrbücher, wie: „Elemente der pharmaceutiſchen Chemie“ (zweite Aufl. Jena
1819), „Anfangsgründe der Chemie und Stöchiometrie“ (Jena 1826). (11)
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