Full text: A bis E (1. Band)

  
  
696 | Dohna-Schlobitten Döhner 
Dohna-Schlobitten (Friedric) Ferdinand Alexander, Reichsburggraf 
und Graf), ehemaliger preußiſcher Staatsminiſter , wourde am 29. März 1771 
auf dem Schloſſe Finkenſtein- in Weſtpreußen geboren und ſtarb am 21. März 
1831. Seine ausgezeichnete Wirkſamkeit, mit der er zu bedeutenden Zeitpunkten 
der Geſchichte in die Verhältniſſe des preußifchen Staats eingegriffen und manches 
Neue angeregt hat / das einen weſentlichen Einfluß auf die Organiſation dieſes 
Staats gewonnen, iſt, obwol ſie nie eine laute und glänzende Verherrlichung durch 
den Ruf gefunden, doch darum ſtets mit nicht minderer Anerkennung zu erwähnen. 
D. erhielt ſeine vorbereitende Bildung auf der Handlungsſchule in Hamburg und den 
Hochſchulen in Frankfurt a. O. und Göttingen. Nachdem er ſeine wiſſenſchaftlichen 
Borſtudien vollendet, trat er 1/790 als Referendarius in der damaligen Eurmärfi: 
[hen Kammer ein und entwi>elte ſchon in feinen erſten Leiſtungen im praktiſchen 
Staatsdienſte ſo ausgezeichnete Talente, daß er bereit8 1794 zum Kriegsrath bei 
demſelben Collegium, darauf 1798 zum geheimen Kriegsrath beim General: 
directocium und 1802 zum Kammerdirector in Marienwerder ernannt wurde. Sin 
dieſer leztern Stellung hatte er beſonders während der verhängnißvollen Jahre 1806 
und 1807 Gelegenheit, die Energie und Feſtigkeit ſeines Charakters zu bewähren. 
Als die franzöſiſchen Truppen Marienwerder beſepten und die dortige Kammer 
auffoderten, den Eid der Treue für Napoleon zu leiſten, hatte gerade D. während 
der Krankheit des Chefs den Vorfig übernommen, und mwiderfegte ſich, ohne der 
perſönlichen Gefahren , die ihm daraus erwuchfen, zu achten, mit Nachdruck die- 
‘fem Anſinnen der Feinde. Umfaſſender wurden die Ausſichten auf Wirkſamkeit für 
D., als d.r Miniſter Stein am 26. Nov. 1808 auf Napoleons Verlangen vom preu- 
ßiſchen Staatsdienſte ausſcheiden mußte und vor ſeinem Abgange den Grafen D. 
wegen ſeiner Verdienſte und Talente dem Könige zum Miniſter des Jnnern em- 
pfahl. So erſtieg D. diefe Höhere, einflußreiche Stufe, auf der er durch Ausfüh- 
rung vieler wefentlichen, freilich meiſtentheils ſchon früher von Stein ſelbſt vorbe- 
reiteten Einrichtungen, wie der Städteordnung und der neuen Organiſation der 
Staats: und Communalbehörden, feine Laufbahn ruhmmürdig bezeichnete, Er 
begab ſich aber 1810 ſeines Miniſteriums wieder und 308 fih auf Schlobitten, 
eins ſeiner Güter in Preußen, zurü>, wo er ausſchließend der Beſchäftigung mit 
den Wiſſenſchaften lebte. Nach der hi>ſalsvollen Wendung der Dinge, welche das 
Jahr 1812 hervorbrachte, trat er jedoch wieder auf den Schauplas des Tags zurü> 
und ließ in den Verſammlungen der eben zuſammenberufenen oſtpreußiſchen Pro- 
vinzialftände die Beredtſamkeit ſeines feurigen Patriotismus wirken. D. war es, 
welcher den großen Gedanken der Landwehr jest zuerſt ins Leben rief und ſelbſt - 
als Landwehrmann in das Bataillon des Kreiſes , in welchen Schlobitten liegt, 
eintrat. Der König ertheilte diefer wahrhaft vaterländiſchen Jdee ſeine Genehmi- 
gung, hielt D. aber zugleich von ſeinem Vorhaben, ins Feld zu ziehen, ab, indem 
er ihn zum Givilgouverneur der Provinzen zwiſchen der Weichſel und der ruſſiſchen 
Grenze ernannte. Nachdem er in dieſer Stellung bis 1815 beſonders für die 
Landesbewaffnung thätig und nüslich geweſen war, nahm er ſeinen Wohnort 
wieder in Schlobitten, wo er ſeitdem bis zu ſeinem Tode ununterbrochen lebte, 
Auch in ſeinen ſpätern Jahren noch zeigte er ſich durch eifrige Theilnahme an den 
Verſammlungen der preußiſchen Provinzialſtände , in denen er beſonders ſeine 
große patrioti-he Anhänglichkeit für die Perſon des Königs ſtets offenbarte, zum 
Wohle des Vaterlandes unaufhörlich thätig. 
Döhner (Gotthilf Ferdinand), Amtsprediger und Seminardirector zu 
Freiberg, ward am 8, Auguſt 1790 zu Zwickau geboren , wo ſein Vater Prediger 
war. Auf der Gelehrtenſchule ſeiner Vaterſtadt vorbereitet, bezog er 1808 die Uni: 
verſität Wittenberg, um ſich der Theologie zu widmen, und als er, durch be- 
ſchränkte ökonomiſche Umſtände genöthigt, die Hochſchule gegen ſeine Wünſche 
  
  
 
	        
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