Full text: A bis E (1. Band)

  
  
720 Dresden 
deſto auffallender war eine prunkende Entwickelung von Streitkräften und Polizei: 
maßregeln am Abend des dritten Feſttages. Ein Bataillon Infanterie zog-mit 
élingendem Spiele, bald zahlreiche Haufen verſammelnd, nach der Altſtadt, und 
befegte ſperrend die Hauptſtraßen. Ein an dieſem Tage erlaſſener Polizeibefehl, 
der Jedermann um 10 Uhr nach Hauſe zu gehen gebot, veranlaßte viele Verhaftun: 
gen, da ſelbſt ruhige Bewohner, die ſpät vom Lande zurü>kehrten, ohne von jenem 
Befehl etwas zu wiſſen, die unfreundlichfte Behandlung erfuhren“ Einige über: 
müthige Soldaten, Reiter und Fußvolk, die durch die Straßen zogen, erlaubten 
fich Gewaltthätigkeiten, und einige Verhaftete wurden, ſelbſt bei der Ablieferung 
an die Behörde noch gemishandelt. Eine tiefe Erbitterung gegen die Polizei, die 
ſchon früher mancherlei Anlaß zum Unmuth gegeben hatte, und gegen die Solda- 
ten war die unglü>liche Frucht jener Feſtabende. Jn die finſtere Stimmung, die 
jene Störungen erwé>t hatten, fiel roie ein heller Lichtſtral am 11. Jul. die Fubel- 
feier der Kirche in Friedrichſtadt, welche die lebhafteſte Theilnahme der Stadtbewohner 
erregte, und ſich durch die muſterhafteſte Ordnung auszeichnete, die von den Bürgern 
ſelbſt gehandhabt wurde, da auf ihren Wunſch jede zudringliche Bewachung der Feſt: 
freude dur Polizeiſoldaten unterlaſſen ward. — Unter den Bürgern war fchon vor 
jenen Ereignifjen manche alte Klage über die vielfältigen Gebrechen des ſtädtiſchen 
Gemeinweſens laut geworden, die oft in öffentlichen Blättern zur Sprache kamen. 
Die ſtädtiſche Verwaltung fchloß jede eingreifende Theilnahme bürgerfchaftlicher 
Wortführer aus, und die Männer, welche Vertreter der Bürgergemeinde hießen, 
fühlten ſelbſt, wie unwirkſam ihre Stellung dem ſich ſelbſt ergänzenden Stadtrathe 
gegenüber war, der im Mittelalter das Vorrecht erworben hatte, das Gemeinde- 
vermögen ohne öffentliche Rechenſchaft zu verwalten, und auch den ſogenannten 
Vertretern der Bürgerſchaft keine vollſtändigen Aufſchlüſſe über Gemeindeangelegen- 
heiten gab. Die bürgerſchaftlichen Repräſentanten, welche 1817 zur Überwachung 
der Kriegsſchuldentilgung gewählt wurden, hatten ſich bald wieder aufgelöft, und 
dem Sradtrathe blieb die ausſchließende Verwaltung auh dieſer Angelegenheit, 
ohne daß über die Fortſchritte der Schuldentilgung, wozu bedeutende außerordent- 
liche Abgaben dienten, der Gemeinde je eine öffentliche Rehnung wäre abgelegt 
worden. Die Unzufriedenheit, welche die Hemmniſſe und Storungen bei der Feſt- 
freude veranlaßt hatten, war es zunächſt, was mehre achtbare Bürger, und unter 
ihnen mehre Vertreter der Gemeinde, auf den Gedanken führte, einen Verein zu 
gründen, der fich über gemeinfame Angelegenheiten beſprechen ſolite, um lebendigere 
Theilnahme am öffentlichen Leben zu erwe>en. Als ſie die Einladung in dem Ört: 
lichen Zageblatte mittheilen wollten, verfagte ein Mitglied des Stadtrathg, dem 
die Cenſur dieſes Blatts zugetheilt war, die Druderlaubniß, weil ein ſolcher Ver- 
ein mit der beſtehenden-Verfaſſung unverträglich ſei. Dieſe laute Mahnung des 
Zeitbedürfniſſes ward überhört in dem Augenbli>e, wo unter den Landſtänden von 
dem nachtheiligen Einfluſſe der altherëömmlichen Städteverfaſſung auf die. innere 
Verwaltung die Rede war ; wenigſtens hat nicht verlautet, daß Schritte geſchehen 
wären, die öffentliche Meinung durch kluge Zugeſtändniſſe zu befriedigen, ehe man 
gezwungen alte Vorrechte aufgeben mußte, um den Sturm zu beſchwören. 
Dem Beobachter der Volksſtimmung entging nicht die Sährung im Innern 
der Gemüther. Bei dem gereizten Zuſtande der Bewohner fand das, durch einige 
ungeſchi@te Maßregeln veranlaßte Gerücht, das von dem Daſein geheimer Polizei- 
tundſchafter ſprach, leiht Glauben, ſo grundlos es geweſen ſein mag. Der Funke, 
der aus Frankreich duch Europa flog, fand hier reichlichen Zündſtoff. Die Gäh: 
rung zeigte ſich in bedenklichen Erſcheinungen. Drohſchriften gegen hochgeſtellte 
Staatsbeamte wurden unter dem Volke verbreitet und fanden leicht Anklang; ja 
dreiſte Uufreizungen zum Aufftand wurden in den Frühſtunden an den Straßen- 
een gefunden, und trugen zuweilen die drei Farben Frankreichs. Der Behörde, 
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