Full text: A bis E (1. Band)

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Einſicdel (Detlev, Graf von) 7155 
der fruhern Verfaſſung bildete dieſe Stelle, da das Cabinet zum Vortrage der 
zur landesherrlichen Entſcheidung gelangenden Angelegenheiten und zur Ausferti- 
gung der vom König ausgehenden Befehle beſtimmt war (ſ. Sachſen ), das 
Organ der höchften Staatsgemalt. Der Graf begleitete den König im Oct. 1813 
nach Leipzig, folgte ihm nah Berlin und ſpäter nah Presburg und leitete die 
von ſeinem Schwager, dem Grafen von der Schulenburg-Kloſterrode, und {pater 
zugleich von dem Geheimrath von Globig geführten Unterhandlungen während des 
wiener Congreſſes, in welchen der König ſeine Rechte ſtandhaft vertheidigte , bvs 
er endlich den Entſcheidungen der Übermacht nachgeben und ſich in das Unvermeid- 
liche fügen mußte. Der Miniſter befeſtigte ſh unter dieſen Umſtänden, die ihm 
ſo viel Gelegenheit zur Bethätigung ſeiner Anhänglichkeit darboten , immer mehr 
in dem Vertrauen des Königs, der ihm am Tage nach ſeiner Rü>kehr durch die 
Verleihung des Ordens der Rautenkrone und 1816 durch die Ernennung zum 
Ordenskanzler Beweiſe davon gab. Als die früher mit der Dberkammerherrnſtelle 
verbundene Oberaufficht Über Dresdens Sammlungen für Wiſſenſchaft und Kunſt 
erledigt wurde, übernahm der Miniſter dieſelbe unmittelbar, und einige ieſer An- 
ſtalten, z. B. das Naturaliencabinet, das Kupferſtichcabinet und die Untiken- 
ſammlung , erhielten während dieſer Zeit theils anſehnliche Bereicherungen , theils 
eine verbeſſerte Einrichtung, und 1828 wurden die meiſten, früher nur gegen 
Vergütungen zugänglichen Sammlungen an beſtimmten Tagen dem Publicum 
unentgeltlich ‘geöffnet. Hatte fich auf dieſe Weiſe der Wirkſamkeit des Miniſters 
bei der Verwaltung des Staats ein weites Feld geöffnet, obgleich er in den auswär- 
tigen Angelegenheiten fpater ſeit der Anſtellung eines Unterſtaatsſecretairs nur die 
obere Leitung behielt, ſo konnte er auch bei den Verhandlungen der Landſtände auf. 
doppelte Weiſe einwirken, ſeit er als Stimmführer des Domſtifts Meißen den 
Borfig ín der Curie der Prálaten, Grafen und Herren hatte, und als Ritterguts- 
befiger in den engen ritterſchaftlichen Ausſchuß gewählt, ſhon auf dem erſten Land: 
tage nach dem-wiener Frieden (1817—18) an dem überwiegenden Einfluſſe Theil 
nahm, welchen dieſe ſtändiſche Abtheilung, die ſich 1818 den Übrigen Ständen als 
Directorialcollegium aufdringen wollte, nach der ehemaligen Verfaſſung auf den 
Gang der Berathungen ausübte, und der gerade durch die Theilnahme des Ca- 
binetsminifters und einiger andern hohen Staatsbeamten ned mehr vorwaltend 
werden mußte. E. erweiterte noh den Kreis ſeiner Wirkſamkeit, als er nah-dem 
Tode des Conferenzminiſters Grafen von Hohenthal den Vorſiz in der ſächſiſchen 
Bibelgefelfchaft übernahm, und an die Spige des ſächſiſchen Miſſionsvereins trat, 
der mit dem basler Mifftonsinftitute und dev Miffionsdiakonie der Brüdergemeinde 
in Verbindung ſtand, und dem ohne Zweifel der Einfluß des Vorſtandes eine thä- 
tige Theilnahme im Lande verſchaffte. Neben dieſem umfaſſenden Geſchäftskreiſe 
nahm auch bie Auffiht über die Verwaltung der Familiengüter, die zum Theil 
noch im gemeinfchaftlichen Befige der drei Brüder waren, ſeine Thätigkeit in An- 
ſpruch, welche er beſonders der Verbeſſerung des Eiſenwerks Lauchhammer bei 
Müdenberg widmete, das bei der Landestheilung unter preußiſche Hoheit kam. 
Dieſes bereits von ſeinem Vater gegründete Werk wurde durch die raſtloſe 
Sorgfalt des Miniſters zu einer ſolchen techniſchen Vollkommenheit erhoben, daß 
es mit ähnlichen Anſtalten wetteifern konnte, und der Vertrieb trefflicher Guß- 
waaren wurde noch mehr befördert, ſeit E. ein neues Eiſenwerk zu Grödib auf ſäch- 
ſiſhem Gebiet anlegte, das mit dem Lauchhammer unter derſelben Verwaltung 
ſtand. 
Der Einfluß und die Wirkſamkeit des Cabinetsminiſters mußte mit der Re- 
gierungsveränderung ſeit 1827 um ſo mehr ſteigen, da der neue einundſiebzigjährige 
Regent während Friedrih Auguſts Lebzeit allen Regierungsgeſchäften fremd ge- 
blieben war, und daher den Rathgebern, welchen ſein Bruder vertraut hatte, auch 
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