Full text: A bis E (1. Band)

  
736 Einfiedel (Detlev, Graf von) 
fein volles Vertrauen ſchenkte. Hatten redliche Vaterlandsfreunde 12 Jahre 
feuher, als die Seibftändigkeit des Staats mit fehweren Opfern war gerettet wor: 
den, das Ber,efnif einer Veränderung, der veralteten Berfaffung des Landes ge- 
fühlt, hat‘cæn viele Stimmen, wenn auch aus Achtung vor der Perſönlichkeit des 
Königs, der unter dieſer Verfaſſung 50 Jahre lang viel Gutes gewirkt, nur 
[hone.nd angedeutet, daß nah ſolhen Stürmen und Zerrüttungen eingreifendere 
Hei” mittel angewendet werden müßten, als nach den Leiden des ſiebenjährigen 
L.riegs ausreichten, und daß die Zeit einer völligen Umgeſtaltung des Staats ge- 
kommen: ſo wurde dieſes Bedürfniß nur tiefer empfunden und um fo lauter aus: 
geſprochen, da ſeitdem auch in Sachſen die Macht der öffentlihen Meinung er- 
ſtarkt und die politiſche Einſicht durch die großen Erfahrungen der Zeit: gewachſen 
war. Fühlte man nun immer mehr den nachtheiligen Einfluß abgenuster und 
hemmender Verfaſſungsformen auf den Gang der Verwaltung, ſo war der Mann, 
der das Ruder des Staats führte und allwaltend zwifchen dem Fürſten und dem 
Volke ſtand, einer um ſo ſtrengern und zuweilen auch wol ungerechten Beurthei= 
lung: ausgefegt, und die öffentliche Meinung konnte um fo leichter ihn als das 
Hinderniß der gewünſchten Veränderung anſehen, je deutlicher ſich ſeit 1815 ein 
Kampf des Alten und des Neuen offenbart, und je mehr man dem erſten Staats- 
beamten einen bedeutenden Antheil an dem Siege des Alten zugeſchrieben hatte. 
Wie ſtark die öffentliche Meinung geworden war, zeigte die kräftige Oppoſition, 
die ſich auf dem Landtage 1830 gegen ihn erhob. Die Umſtände, welche den 
Miniſter vom Schauplate des öffentlichen Lebens verdrängt haben, mußten der 
Stimme der Leidenſchaft weit mehr Gehör verſchaffen als der ruhigen Beurtheis 
lung, und auch in dieſem Augenbli>e fließen die Quellen noh nicht fo Elar, daß 
ein völlig genúgendes Urtheil über ihn und ſein Wirken gefaßt werden könnte. Es 
lag größtentheils an den Mängeln der Verfaſſung, die weder eine wirkfame Volke: 
vertretung, noch eine auf dieſe geſtúßte Verantwortlichkeit der höchſten Staats- 
beamten, noch auch das Correctiv dieſer Mängel, die Preßfreiheit , kannte, daß 
des Miniſters Einfluß Überwiegend werden konnte. Ein Hauptvorwurf, der ihm 
fcúher im Stillen, feit dem Sept. 1830 aber in öffentlichen Beſchwerdeſchriften 
gemacht wurde, ging dahin, daß er ſeine amtliche Stellung nicht ſorgfältig genug 
von feinen Privatverhältniffen getrennt habe, und gerade dies, befonders die Be- 
günſtigung ſeiner Eiſenwerke, ward ein Hauptmoment in der Gefchichte feines 
öffentlicher Lebens. Es iſ Thatſache, daß die Erzeugniſſe jener Eiſenwerke zu 
allen öffentlichen Anlagen, 3. B. bei dem erzgebirgifchen Bergbau, bei der Eintich- 
tung ber Öasbeleuchtung zu Dresden, vorzugsmweife, und wie man behauptete, 
. zum Nachtheil der erzgebirgifchen Eifenhütten, benugt worden find, und es mag 
ſein, daß manche Anſtalt befördert wurde, weil das Privatintweffe des Grafen da= 
bei betheiligt war. Aber ebenfo wahr ift es auch, daß die Staatscaffen dabei nicht 
übervortheilt wurden, daß, wie Jemand treffend geſagt hat, „das minifterielle 
Eiſen an Güte und Preis jedem andern die Wage hielt”, und wohlfeiler als erzges 
birgiſche und voigtländiſche Gußeiſenwaaren geliefert wurde, und auh nah 1830 
geliefert wird. Es konnte indeß nicht fehlen, daß das bedeutende Fabrikintereſſe 
des Grafen von E, zu vielfachen Misdeutungen Anlaß gab, um ſo mehr, da ges 
werbliche Zunftintereſſen ſich dadurch verlegt glaubten ; aber nur wenn die Behaup- 
fung gegründet wäre, daß er nicht lange vor 1830 um das ausſließende Recht 
zur Anlegung eines Hohofens in Sachſen angeſucht habe, würde das Gewicht des 
erwähnten Vorwurfs verſtärkt werden. Weit gegründeter dürfte der Vorwurf ſein, 
daß der Graf durch feine Hinneigung zu der pietiftifchen Partei, welcher die Mehr- 
heit des ſächſiſchen Volks abgeneigt war, fich habe verleiten laffen, Anhänger der: 
ſelben zu geiſtlihen und akademiſchen Amtern zu befördern, Männer von entgegens 
gefegter Anficht aber auszufchließen, und felbft feine erklärten Vertheidiger haben 
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