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Einſiedel (Friedrich Hildebrand von) 157
dieſe Beſchuldigung kaura entkräften können. *) Bei dem Ausbruche der Unruhen
in Dresden, befonders in den Bürgerverfammlungen am 12. Sept. (f. Dres:
den im Jahre 1830), wurden die Stimmen der Unzufriedenheit gegen den
Miniſter ſo laut, daß um ſeiner perſönlichen Sicherheit und der Beruhigung des
Volks willen die Niederlegung ſeines Amtes wünſchenswerth erſcheinen mußte,
und da ſchon allein der Umſtand, daß ſolche Ereigniſſe eingetreten waren, als eine
Anklage der ſeitherigen Verwaltung angeſehen werden konnte, fo erklärt fih, wenn
auch andere, noch nicht völlig klare Umſtände mitgewirkt haben mögen, der
Entſchluß des Königs, der am Morgen des 13, Sept. dem Grafen durch ein
Handſchreiben aus Pillnis den Wunſch eröffnete, daß derſelbe um ſeine Entlaſſung
von der Stelle eines Staatsſecretairs der innern Angelegenheiten nachſuchen möchte.
Dies geſchah , ehe die Geheimräthe dem Könige die Ernennung des Prinzen Fried-
rih zum Mitregenten vorſchlugen. (Vgl. Sachſen.) Der Graf zog ſich mit
einer Penfton auf feine Güter zurüd, (52)
Einſiedel (Friedrich Hildebrand von), ehemaliger Präfident des Dber-
appellationsgerichts in Jena, wirklicher Geheimrath und Dberhofmeifter des Hof:
ſtaates der Großherzogin Louiſe von Sachſen-Weimar. Jene Glanzperiode des
weimariſchen Hofes in den legten Decennien des vorigen Jahrhunderts bis zur
Schlacht bei Jena, wo Karl Auguſt und ſeine geprieſene und preiswürdige Mutter
Amalia die Blüte deutſcher Dichter und Denker um ſi verſammelten , iſ zugleich
ein Lichtpunkt der mannichfaltigſten Ausſtralungen in Deutſchlands Literatur.
Fede Erinnerung an die Mitlebenden und Mitwirkenden in jenem Kreiſe iſt ein
Zoll der Dankbarkeit, und darum darf auh E. in dieſer Reihe der Zeitgenoſſen
nicht ohne eine kleine Erinnerungstafel bleiben. Er war ein vielwillfommenes
Mittelglied in dieſer Geiſterkette, wenn auch nicht aus jenem geſchliffenen Stahl,
der ohne Roſt anzunehmen fortdauert, doh von jenem muſiviſchen Metall und
Farbenſchmelz, deſſen Anbli> ſtets eine befriedigende Unterhaltung gewährt.
Hätte der vielgeftaltende, aber nur im Genuß des Erzeugens fich gefallende
Mann, der den Kindern feiner Laune nie irgend eine aufmerkſame Pflege fchenfte,
ſich die Zeit gönnen wollen, eine Unzahl von Erzählungen, dramatifchen Stiz-
zen und andern Entwürfen zum Drud auszufeilen, fo würde er fi) einen Dlas
neben Gotter und Thlimmel in der deutſchen Literatur erworben haben. E. wurde
den 30. April 1750 in Lunzig im Altenburgifchen geboren und kam im elften
Sahre in dag Pageninftitut zu Weimar, da feinen wenig bemittelten Altern
dieſe Verſorgung willkommen war. Hier gewann er die Gunſt des nur wenige
Fahre júngern Erbprinzen Karl Auguſt durch ſeine, den ernſten Lehrern zuwei-
len läſtige Munterkeit, mit deren Überlieferung ſpäter Kobßebue ſeine „Pagen-
ſtreiche“ auspugzte. Auch während ſeiner juriſtiſhen Studien in Jena pflegte er
angeſtrengten Fleiß mit der Meiſterſchaft im Billard und in ritterlichen Fechtübungen
bei einem Eräftigen Körperbau zu verbinden. Bon der Regentin 1770 zum Regiez
rumgsaffeffor ernannt, ward ihm darauf vom Herzog nach deſſen Regierungsan=
tritt 1775 die Stelle eines Hofraths zugetheilt. Doch der einförmige Gang der
Collegiengeſchäfte langweilte den phantaſiereichen jungen Mann, und ein ihm von
früh an eignes, mit dem höhern Alter immer zunehmendes träumeriſches Zerſtreutz
ſein in gewiſſen Augenbii>en, ſtimmte nicht mit den Terminen eines pünktlich zu
beachtenden Geſchäftslebens. Dem Allen ward Abhülfe, als ihn im folgenden
Fahre die Herzogin Mutter bei ihrem Hofſtaat zum Kammerherrn ernannte. Hier
war er ganz an ſeiner Stelle als belebendes Mitglied des erleſenen Kreiſes von
Mánnern und Frauen, welche ſi< um ſeine ſinnvolle Fürſtin verſammelten und
als freigebiger Anordner der geiſtreichen Unterhaltungen, ländlichen Theaterluſt
*) S. „Leipziger Zeitung“/, 1831, Nr. 52;