762 Eifenbahnen
Liverpool und Mancheſter, fo Eönnen von dem heftigen Aufftoßen der gebrochenen
Stüde gegen den Boden nur fchredliche Folgen’ erwartet werden. — Wenn die
Bahn vollkommen horizontal iſt / ſo beträgt der Widerſtand etwa L, der Laſt,
ein Pferd iſt daher im Stande, eine Laſt von-160 Centnern zu ziehen. Dieſe Laſt
wird gewöhnlich auf vier hinter einander folgende Wagen vertheilt; jeder von
dieſen wiegt gegen 20 Centnerz ziehen wir demnach 80 Centner von der obigen
Summe ab, ſo bleibt eine reine Laſt von 80 Centnern übrig. Bei allen Anlagen von
Eiſenbahnen muß dafür geſorgt werden, daß die Bahn horizontal ſei, ein Erfoder-
niß, durch welches ihre Anlegung ſehr erſchwert wird. Senkt ſich die Bahn auf einer
Stre>e von 160 Fuß um einen Fuß, iſ alſo ihr Gefälle „4 , ſo laufen die Wa-
gen von ſelbſt hinunter, ja wenn das Gefälle noch bedeutender wird , ſo laufen die
Wagen mit beſchleunigter Geſchwindigkeit bergab, und es könnte daraus leicht Un-
glü> entſtehen. Um dieſes zu verhüten, hat man auf der bei Darlington erbauten
Eiſenbahn ſeit mehren Jahren die Einrichtung getroffen, daß hinter jedem Zuge
von vier Wagen ein zweiräderiger Karren angehängt wird. Das Pferd wird dort
ausgeſpannt, wo die Wagen von ſelbſt abwärts gleiten, und in den zweiräderigen
Karren geführt und aufs Neue angeſpannt, wenn die WHn horizontal wird. Die
Pferde ſind durch lange Gewohnheit bereits ſo abgerichtet, daß ſie bei den betreffen-
den Streden, wo die Wagen ſelbſt zu laufen anfangen , ſtill ſtehen , ſich ausſpan-
nen laſſen und auf den hintern Karren fpringen, aber fogleich wieder an ihre
Stelle zurü>kehren, wenn die Wagen ſtil; ſtehen.
So vortheilhaft nach dem Geſagten auch die Eiſenbahnen ſind, ſo ſteht ihrer
allgemeinen Einführung der bedeutende Koſtenaufroand entgegen. Wenn keine be-
deutenden Schwierigkeiten vorhanden find, fo kann man den Preis einer deutſchen
Meile etwa zu 5000 Pf. Sterl. annehmen ; es können aber dieſe Koſten nebſt den
erfoderlichen Gebäuden bis zu 160,000 Pfund ſteigen, wie dies auf der Bahn
von Mancheſter nach Liverpool der Fall iſt. Wenn demnach der Verkehr auf der
Straße nicht ſehr bedeutend iſ, ſo werden die Koſten der Unternehmung nicht ge-
de>t. Einen Beweis davon liefert die von Gerſtner angelegte Eiſenbahn zur
Verbindung der Donau und Moldau. Dieſe Bahn wurde 1826 erbaut, hatte
eine Länge von 87 Meile und koſtete etwas mehr als 920,000 Gulden Con-
ventionsmünze. In der Folge wurde die Bahn noch um etwas mehr als ein Drittel
verlängert und hatte eine Länge von 114 Meile, wozu im Ganzen etwa 1,200,000
Gulden erfoderli<h waren. Da aber die Actionnairs nicht zu ihren Zinſen kamen,
iſt die Stre>e von Leſt bis an die Donau bei Linz nicht ausgeführt worden. Nir-
gends wird dieſe Erfindung großartiger benust als in den vereinigten nordamerika-
niſchen Staaten, und immer zahlreicher werden die Eiſenbahnen bis in die entlegen=
ſten Theile des großen Feſtlandes. Man ſcheint ihnen allmälig den Vorzug vor
Canalverbindungen einzuräumen. Die Eiſenbahn zwiſchen Neuyork und Philadel:
phia hat 86 engl. Meilen in der Länge. Die Eiſenbahnen werden von Geſellſchaften
angelegt, und die Actionnairs theilen den Gewinn mit den Staaten, durch welche ſie
gehen. Schnelle, ſichere und wohlfeile Verbindung wird dadurch befördert und die
öffentliche Wohlfahrt erhöht. Jn Neuyork erſcheint ſeit 1832 eine befondere Zeitz
ſchrift: „The rail-road journal“, die zur Verbreitung der dieſen Gegenſtand be-
treffenden Nachrichten und Erörterungen nüglich wirkt. Mehres über Eiſenbahnen
ſagen Wood's „Practical treatise on rail roads, and interior communication in
general etc.“ (zweite Aufl. London 1832), die Ergebniſſe vielfältiger Verſuche
enthaltend; Gordon, „On locomotion by means of steam carriages etc.’ (Lon-
don 1832); C. von Deynhaufen und 9. von Dechen, „Über Schienenmwege in Eng:
land“ (Berlin 1829), und Gerftner in feiner „Mechanit”, Bd. 1, ©. 603 fg.
Das legtere Werk behandelt den Gegenſtand mit großer Klarheit und gibt ſehr de-
taillirte Abbildungen der einzelnen Theile der Bahnen und der Wagen. Eine popu-
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