836 Entde>ungsreiſen
hervorgezogen. Es ſchi>te nämlich zu Anfang 1830 ein Häuptling von Laos
eine Eleine Zruppenabtheilung nach Mulmein, einem engliſchen Grenzpoſten, welche
ein Schreiben an den britiſchen Civilcommiſſair Maingy überbrachte, worin dieſer
eingeladen wurde, einen Offizier nach Laos abzuſchi>en. Dies ſollte eine Artigkeit
ſein, indem ſich der Häuptling überzeugt hielt, daß kein Europäer eine ſolche Reiſe
unternehmen, viel weniger glücklich vollenden würde. Einige Monate ſpäter machte
Lieutenant Pemberton eine Wanderung nach den Gebirgen von Arracan, während
Dr. Burnus die Länder Sind oder Sindhy, noch faſt ganz unbekannte Beſtand-
theile Vorderindiens, nicht nur geographiſch beſchrieb, ſondern in einem 1829 zu
Bombay. und 1830 zu Edinburg erſchienenen Werke hiſtoriſch erlguterte, indem
er einen Abriß der Geſchichte von Cotſch, von ſeiner erſten Verbindung mit der briz
tiſchen Regierung in Oſtindien bis zum Friedensfhluffe 1819 mitgetheilt hat.
Der durch ſeine Reiſe zur Entde>Œung der Brahmaputraquellen bekannte Burlton
iſt im Frühling 1830 ein Opfer feiner Wißbegierde geworden; die Koſſeahs er:
mordeten ihn und vernichteten ducch Verbrennung einer fchäsbaren Handſchrift
über jene Gebirgsbewohner die Früchte aller feiner Mühen. Des Sonderbaren
wegen dürfte die Reiſe des blinden Engländers Holman, der ſ{on früher ganz Europa,
Sibirien, Weft- und Dfiafrika bereiſt hatte, nah Ceylon, Oſtindien, China u. f.w.
Erwähnung verdienen, Kleinaſiens Kenntniß ward 1830 durch Virlet, Mitglied des
von Frankreich nach Morea geſandten Gelehrtenvereins, und den berühmten Ge:
ihichtihreiber Mihaud geographifch und hiſtoriſch erweitert, indem Jener Klein:
aſien und die angrenzenden Jnſeln von ihrem geologiſchen Standpunkte betrach-
tete, Dieſer aber Paläflinas alte und neue Topographie erforſchte. Des Dichters
Lamartine Reiſe in eben dieſes Land kann hier nur angedeutet werden.
Der katholiſche Miſſionar Vincenzo Bizzozero hat die etwa 300 M. nordweſt-
lich von Neudrleans liegenden höchſt reizenden Attakapasebenen (d. h. Land der Men:
ſchenfreſſer, wahrſcheinlich von deſſen früheſten Bewohnern) beſucht, und außer einem
ziemlich gebildeten Stamme canadiſcher Anſiedler ein neapolitaniſches Klima gefun-
den, und Prinz Paul. von Würtemberg hat die Gegenden jenſeits der Felſengebirge
durchſtreift und eine Karte vom Staate Louiſiana aufgenommen. Natterer und Sel-
low find in Braſilien noch immer mit Einſammeln für die naturhiſtoriſchen Muſeen
von Wien und Berlin beſchäftigt, ſowie der Sachſe, Eduard Poppig, ſchon über zehn
Jahre die Weſthemiſphäre in naturwiſſenſchaftlicher Beziehung auf Koſten einer
Actiengeſellſchaft bereiſt. Über das Südamerika der höhern Breiten iſt in neueſter
Zeit durch die unglü>lichen Leidensgefährten Parchappe und Bonpland, welcher
Lettere nach langjähriger Haft endlich ſeine Freiheit wiedererlangt hat, ſoviel Licht
verbreitet: worden, daß man ausführlichen Berichten aus der Feder beider Freunde
mit großem Verlangen entgegenſieht. Die wichtigſten Ergebniſſe ſcheint uns die
dritte afrikaniſche Reiſe der beiden Lander zu verſprechen. Jun dieſem Augenblicke
befindet ſich währfcheinlich das ſeltene Brüderpaar, von der britiſchen Regierung
mit einem eigens dazu gebauten und mit Kaufmannswaaren, mathematiſchen Jn-
ftrumenten und allerlei Öefchenfen verfehenen Dampfboote ausgerüftet, auf der Reife
nach dem Niger. Leicht werden ſich friedliche Handelsverbindungen mit Völkern an-
fnupfen, die ſo begierig nah Gegenſtänden europäiſchen Kunſtfleißes ſind. Das feind-
ſelige Mistrauen der Negerftämme wird in dem Maße abnehmen, als ſie einſehen
lernen, daß ſie die Weißen nicht mehr als Menſchenräuber zu fürchten haben, und es
wird nicht an entſchloſſenen Männern fehlen, die nach allen Richtungen in das uner-
meſſene Feſtland eindringen, um es durch die Religion der Liebe, die Chriſtus lehrte,
einer immer zunehmenden Geſittung entgegenzuführen. Während ſich dies große
Merk von Weſten her im Herzen von Afrika verbreiten wird, läßt ſich hoffen, daß
die auf Agyptens. Boden ausgeſtreuten Samenkörner zur ſegenreichen Ernte em-
porwachſen, und Algiers Beiſpiel der europäiſchen Bildung auf dem Nordrande von
Mirschf