Full text: A bis E (1. Band)

An>arſwärd (Michael — Karl Henrik) 79 
fungsfreis gefunden. Sein neueſtes Werk, die Grablegung nah Nafael's Bild 
in der Borgheſe’ſchen Sammlung in Rom, mit beigefügtem Predell, unterſcheiz 
det ſich durch brillantere Ausführung von ſeinen frühern Arbeiten, ohne zu der 
Oberflächlichkeit hinüberzuneigen , die man an franzöſiſchen Kupferwerken tadelt. 
Gegenwärtig iſ er mit der heiligen Familie nach Rafael in der münchner Galer‘e 
und mit dem Bildniſſe von Cornelius beſchäftigt, welches Ießtere noch vor Oftern 
ausgegeben ſein wird. Seine Werke hat er meiſt im Selbſtverlag; doch ſind ſie dur 
alle Kunſthandlungen (beſonders durch Börner in Leipzig) zu beziehen. (13) 
An>arſward (Karl Henrik), der Enkel eines Bergwerksbeſigers in Weſtz 
manland, der Johann Coßva hieß, und deſſen 1742 geborener, noch levender Sohn, 
Michael Ancarſwärd, der Gründer dieſer Familie war. Schon im ſiebenjähri- 
gen Kriege diente Michael anfänglich nur als Sergeant und endlich als Conſtabel 
und Fähnrich, fand aber Gelegenheit, die Aufmerkſamkeit ſeiner Vorgeſezten auf 
ſich zu ziehen, und wurde ſchon 1772, als er noch Lieutenant war, in den Adelſtand 
erhoben. Beim Anfange des Krieges gegen Rußland 1788 war er Oberſt und An- 
führer der finniſchen Abtheilung der königlichen Seemacht. Während dieſes Krie- 
ges machte fi A. um das Vaterland ſo verdient, daß der König in einem eigen- 
händigen Schreiben ihm ſein Wohlgefallen und ſeine beſondere Dankbarkeit bez 
zeigte. Durch ihn wurde die Flotte bei der Eröffnung des Krieges binnen drei 
Wochen ausgerüſtet, und Sveaborg ebenſo ſchnell mit neuen Werken und Vorrä- 
then verſchiedener Art verſehenz er befehligte ſelbſt eine Flottenabtheilung, machte 
den Plan zu dem Feldzuge von 1790, durch welchen der König in den Stand ge- 
ſeßt wurde, ſich mit der Scheerenflotte Petersburg bis auf neun fhwedifche Meilen 
zu nähern, und durch ſeine Anſtalten wurde der rühmliche Sieg bei Svenskſund 
vorbereitet. Er ſtieg ſeitdem von Stufe zu Stufe, wurde 1805 Freiherr, 1809 
Graf, Reichstagsmarſchall, Generallieutenant und Seraphinenritter. — Sein älte: 
ſter Sohn, Freiherr Karl Henrik, geb. 1782, betrat die kriegeriſche Laufbahn 
als Lieutenant in der königlichen Garde. Schnell aufrückend, war er bereits Dberſt 
und Adjutant des damaligen Kronprinzen geworden, als 1813 der Feldzug gegen 
Frankreich eröffnet wurde. Hier war der Wendepunkt feines ganzen Lebens, 
Plôslich erhielt er ſeinen Abſchied und ging als Privatmann auf ſeine Güter. Die 
Urſache iſt kein Geheimniß, und es iſ ſowol in den Zeitungen als in öffentlichen | 
Verhandlungen im ſchwediſchen Ritterhauſe oft darauf angeſpielt worden. Der 
Kronprinz erhielt zu Anfange des Feldzugs einen von A. unterzeichneten Brief, 
der in Ausdrücken, die nur dem Inhalte nach bekannt find, gegen die verkehrte No: 
litif, ſich gegen Frankreich zu wenden, und Rußland, dem natürlichen Feinde Schwe- 
dens, Hülfe zu leiſten, Tadel ausſprach. Dieſe Maßregel, ſagte A., werde von dem 
Volke, von dem ganzen Heere gemisbilligt, und als ſchwediſcher Edelmann nehme 
er ſich die Freiheit, dieſe Geſinnung dem Kronprinzen und Oberfeldherrn darzulegen. 
hä, Sobald der Prinz dieſes unbeſonnene, aber gewiß wohlmeinende Schreiben geleſen 
NEE Hatte, Heß erdem Dberſten andeuten, um ſeine Entlaſſung zu bitten. Von dieſer Zeit an 
ſtieg in A.'s verdüſtertem Gemüthe eine Wolke des Unmuthes und Haſſes auf. 
Er äußerte dieſe Stimmung ſchon auf dem nächſten Reichstage, indem er in die 
Reihen der Oppoſition trat. U. hat ein fchönes männliches Auferes, eine Hang: 
volle Stimme, eine feurige Beredtfamteit, die ihm fowol in Schriften als in unvor: 
bereiteter Rede zu Gebote ſteht. So begabt, würde er als Nedner geglänzt haben, 
wenn es ihm nicht an andern Erfoderniſſen, an gründlicher Bildung, an Geſchichts 
Eenntniß, an Tiefe der Anſichten und an Ruhe gefehlt hätte. Von ſeiner Jugend, 
feinem Ungeftüm, feiner Leidenſchaftlichkeit hingeriſſen, Überſchritt er oft die Grenzen 
der Schicklichkeit, und wiewol er ſich auf den folgenden Reichstagen, welchen er immer 
beiwohnte, mehr zu beherrſchen wußte, ſo verminderte ſich doch nie ſeine Bitterkeit, 
feine gallfüchtige Feindſeligkeit. Früher war der Graf Schwerin das Haupt der Op- 
  
    
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