Andrada (Familie) 8i
Schule und arbeitete neun Jahre lang unter deſſen anregender Leitung. Eine
Menge trefflicher Werke, die der Meifter wegen feines theilweifen Antheils daran
ſeines eignen Namens werth hielt (z. B. Nafael's Ezechiel), gingen nunmehr un-
ter ſeinen Händen hervor, und ſo gewiſſenhaft war der junge Künſtler, daß er bei ſo
großen Leiſtungen, welche zwei Mal den Preis bei der großen Preisbewerbung davon-
trugen, doch fortwährend nach den Antiken und nach der Natur ſeine Studien fortfegte,
Erſt als er feinen Zweifel in die gewonnenen Kräfte ſeßen durfte, gab er Werke un-
ter ſeinem eignen Namen. Um der Bildniſſe von Appiani, Longhi, Canova, Peter
dem Großen nicht zu gedenken, die alle ihren eigenthümlichen Werth haben, erin-
nern wir Freunde der Kunſt an ſeinen Moſes mit den Töchtern des Jethro am Brun=
nen nach Pouſſin , ſeine Maria nah Rafael, aus der wiener Galerie, und an
das Hauptwerk dieſes Künſtlers, an ſeine Ehebrecherin vor Chriſtus nach Tizian,
die jest zu den Bierden jeder Sammlung gehört. Durch Studien der Bilder an
Ort und Stelle erlangte er die tiefere Einſicht in ſeine Vordilder, welche ſeinen Stí-
chen ſo großen Werth gibt. 1824 ging A. zum zweiten Male, und dieſes Mal für
längere Zeit nach Rom, dort den Heliodor und den Attila in den Gemächern des
Vaticans zu zeichnen, mit deren Ausführung im Kupferſtiche er jebt beſchäftigt iſt.
Probedrüde des erflern zeigen, wie auch Longhi mit der wärmſten Anerkennung
es ſtets ausſprach, daß er Volpato weit hinter ſich zurü>ließ. Seit Longhi's Tode,
am 2. Jan. 1831, iſt A. ihm in der Leitung der Kupferſtechſchule zu Mailand
gefolgt, wo die anhänglichſte Liebe ſeiner Schüler auch für ſeinen Werth als Menſch
Zeugniß gibt, Daß er mehrer Akademien Ehrenmitglied ift, bedarf wol kaum dex
Erwähnung. — Fauſtino Anderloni, viel mit Stichen für wiſſenſchaft-
liche Werke beſchäftigt, lebt in enger Verbindung mit ſeinem Schwager Gara=
vaglia. Bon Blättern des Fauſtino iſt beſonders ſein Bildniß Herders und ſeine
Magdalena in der Wüſte, nach einem angeblichen Bilde von Correggío, in den
Kunſthandel gekommen. (14)
Andrada, ein altes, in der portugieſiſchen Literatur und in der neueſten
Geſchichte Braſiliens berühmtes Geſchlecht. Der Jeſuit Anton de Andrada
(geſt. 19. März 1634 zu Goa, als Provinzial ſeines Ordens) gründete in
Tibet eine Miſſion und gab eine in mehre Sprachen Uberſeßte Beſchreibung dieſes
Landes heraus . „Novo descubrimento dos Reynos de Tibet“ (Liſſabon 1826, 4. z
neueſte Bearbeitung unter dem Titel: „Voyage au Tibet fait en 1625 et 1626
par le pere d’Andrada, et en 1774 — 84 et 1785 par Boyle, Turner etc.”,
Paris 1795). — Als geiftreicher Schriftfteller und Patriot iſt Hyacinth
Freyre de Andrada (geſt. 13. Mai 1657), insbeſondere durch ſeine claſ-
ſiſche, in mehre Sprachen überfegte *) Biographie: „Vida de D. Joäo de Castro,
quarto Vicerey da India” (Lifjabon 1651, Fol.; Paris 1759), bekannt. — Jn
Braſiliens und Don Pedros Geſchichte ſind drei Brüder: Joſeph Bonifaz,
Anton Karl und Martin Franz d’Andrada e Silva ausgezeichnete
Männer. *) Geboren in der Stadt Santos, in der braſiliſchen Provinz San-
Paolo, aus einer alten, allgemein gefchäßten Familie, wurden die Brüder auf die
Univerſität Coimbra geſchi>t. Der ältefte, 3. Bonifaz, widmete ſich der Rechts-
gelehrſamfeit und den Naturwiſſenſchaften. Er erhielt in beiden Wiſſenſchaften
den Doctorgead; Anton Karl erhielt den Doctorgrad in der Rechtsgelehrſani-
keit und in der Philoſophie; Martin Franz in der Mathematik. Zum corre-
ſpondirenden Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften von Liſſabon ernannt,
ward J. Bonifaz von dieſer Geſellſchaft erwählt, um auf Koſten des Staats
*) Im Auszuge în Lindau's „„Heldengemälden aus der Vorzeit‘ (Leipzig 1817).
*) Vergl. Don Pedro I., in den „aeitgenofjen”, dritte Reihe, Nr. 33 No:
ding's „Columbus“ u. f. w.
Conv.:Lex. der neueſten Zeit und Literatur, I, 6