Full text: A bis E (1. Band)

  
84 Andrada (Familie) 
Braſiliens ſichertêé. So hatten alſo die drei Brüder Andrada keinen geringen An- 
theil an Brafiliens freiem Auffhwung und an Don Pedros Ernennung zum con 
ſtitutionnellen Kaiſer. Die Krönung fand am 1. Dec. 1822 ſtatt, und der erſte 
Miniſter Andrada war einer der Erſten, der den bei dieſer Feier geſtifteten Orden 
erhielt. Beide Miniſter hatten als Abgeordnete in der am 3. Mai 1823 eröff: 
neten Verſammlung der Repräſentanten nebſt ihrem dritten Bruder Siß und 
Stimme. Sie fegten es buch, daß die geheimen Geſellſchaften verboten wurden, 
worauf die Regierung viele unruhige oder gefährliche Republikaner verhaften ließ, 
Die Miniſterialpartei ſchien jet eine entſchiedene Mehrheit in den Cortes zu ha- 
ben. Da hatte der Kaiſer (am 1. Jul. 1823) das Unglück, mit dem Pferde zu 
ſtürzen und eine Ribbe zu brechen ; dies nöthigte ihn, fich eine Zeitlang den Staats: 
geſchäften zu entziehen, und die Feinde der Andrada benusten dies, um aufs Neue den 
Monarchen gegen feine Minifter und deren Verwaltungsfpflem einzunehmen. Die 
heftigſten Angriffe enthielt ein Wochenblatt, das in Rio erfchien, die „Malagueta”, 
Als die Andrada ſahen, daß die Gegenpartei obſiegte, und daß die auf ihren Befehl 
Verhafteten von den Gerichtshöfen losgeſprochen wurden, baten ſie um ihre Entlaſz 
ſung, und erhielten dieſelbe am 17. Jul. Der Kaiſer war verlegen z er hatte einen 
Freund, einen weiſen Nathgeber in Bonifaz d'Andrada von ſich entfernt. Unterdeſz 
fen fegten die Cortes ihre Arbeiten fort; als ſie aber in dem Verfaſſungsentwurfe die 
monarchiſche Gewalt zu ſehr beſchränkt, die kühne Preſſe, welche vorzüglich die Euro- 
pâer und die portugieſiſchen Offiziere angriff, in Schuß genommen, wegen drohender 
militairiſcher Maßregeln die neuen Miniſter vor die Schranken gefodert (was An- 
ton Karl Andrada durchſetzte), und ſich an 11. Nov. 1823 für permanent erklärt 
hatten, ließ der Kaiſer am 12. den Saal mit Truppen umgeben, und einige Offiziere 
drangen in den Saal der Cortes, die ſie im Namen des Kaiſers auflöſten. Un- 
ter mehren Deputirten, welche gegen dieſes Verfahren proteſtirten, wurden auch 
die Brüder Andrada, als die Führer der Oppoſition gegen die neuen Mini: 
ſter , verhaftet und am 21. Nov. auf ein Transportſchiff gebracht , welches ſie 
nach Europa führte. Jn Braſilien hatte der ſtrengere Monarchismus durch 
den Beiſtand der portugieſiſchen Militairpartei geſiegt, und Don Pedro legte am 
11. Dec. einer neuen Verſammlung den von ſeinen jebigen Miniſtern ausgear- 
beiteten Verfaſſungsentwurf zur Annahme vor, Vergebens ſuchte er in dem 
Manifeſte vom 16. Nov. feinen Gewaltfchritt ducd die Erklärung zu rechtferti- 
gen, daß eine Faction in den Cortes Anarchie und innere Auflöſung bezwe>t 
habe; das Vertrauen zu ihm war dahin, und der Argwohn, er ſtrebe nach abſo: 
tuter Gewalt, erblickte zulegt in ihm nur — einen geborenen Portugieſen, den 
lezten in Braſilien! Die drei Brüder Andrada waren indeß auf dem brafilis 
fchen Schiffe Luconin am 24. Febr. 1824 zu Vigo angefommen, von hier ſegel: 
ten fie nach Havre und wählten dann ihren Aufenthalt in Bordeaux. — Seit die- 
fer Zeit find die Brüder in das Privatleben zurückgetreten. Einzig mit wiſſenſchaft: 
lichen Studien beſchäftigt, allem politiſchen Ehrgeize fremd, haben ſie den Einfluß 
auf die Parteien în ihrem Vaterlande, jedoch nicht die Achtung ihrer Mitbürger 
verloren. Später ward ihnen die Erlaubniß zur Rü>>kehr ertheilt, und Don Joſeph 
Bonifaz erhielt aufs Neue Beweiſe der Achtung und des Vertrauens des Kaiſers 
Allein der Parteienkampf hatte bereits den Thron Don Pedros erſchüttert. Der Hap 
gegen Alles, was portugieſiſch war, wurde durch das Jutereſſe, welches der Kaiſer 
an der Krone von Portugal für ſeine Tochter nahm, noh mehr erregt, und im 
März 1831 verfuchte die Volkspartei ihre Kräfte gegen den Aulismos und Luſita- 
nismos (Hof- und portugiefifche Partei) in einem blutigen Straßentumulte. Die 
tepublikanifche Sugend und der aufgeregte Mulattenpöbel wurden zwar durch das 
Militaie und die Konftitutionnellen vom 11.— 15. März in Ordnung gehalten; als 
aber der Kaiſer am 5. April ein dem Volke misfälliges Miniſterium ernannt hatte, 
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