244 Die Nadelhölzer
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Bindung des Ligninkomplexes an dem Kohlenhydratanteil
des Fichtenholzes
Eine überaus umfangreiche Literatur beschäftigt sich mit der Frage,
ob der Ligninkomplex an den Kohlenhydratanteil chemisch gebunden sei
oder nur durch Adsorption festgehalten werde. Für letztere Anschauung
ist besonders Wislicenus auf Grund seiner Holzbildungshypothese
eingetreten. Die Hauptschwierigkeit bei der Entscheidung dieser Frage
liegt darin, daß es keine Methode gibt, exakt zwischen Adsorption und
chemischer Bindung zu unterscheiden. Im allgemeinen neigt man dazu,
anzunehmen, daß Adsorptionsverbindungen leichter zu lösen sein müßten
als chemische Verbindungen. Bedenkt man jedoch, wie überaus stark
Adsorptionskräfte sein können, wie das Beispiel der Adsorption von Salz-
säuredampf an Flachsfaser oder von Kieselsäure an Holzgummi dartut,
oder endlich das Verhalten der Adsorptionskohlen gegenüber verschieden-
artigen Stoffen, so muß man zugeben, daß sich diese Frage gegenwärtig
nicht lösen läßt. So ist die Aufspaltung eines Esters, etwa die Abspaltung
von Methylalkohol aus Pektinsäure, viel leichter unter sehr viel milderen
Bedingungen zu vollziehen, als die ‚Reinigung‘ von Holzzellstoffen von
hartnäckig anhaftenden Resten von Hemicellulosen. Eine weitere
Schwierigkeit besteht darin, daß die Haftfestigkeit von adsorbierten Stoffen
mit dem Alter der Adsorptionsverbindungen zu steigen scheint, so dab
man sehr wohl zu der Vorstellung gelangen kann, daß eine Adsorptions-
verbindung allmählich in eine chemische Verbindung übergehe, wie dies
zum Beispiel für gewisse Färbevorgänge nachgewiesen ist. — Nimmt man
chemische Bindung als wahrscheinlich oder bewiesen an, so ist es eine
weitere Frage, ob der Ligninkomplex mit der Cellulose oder mit den
Hemicellulosen in chemischer Bindung steht. Für beide Anschauungen
lassen sich in dem umfangreichen Schrifttum Belege finden. Im Hinblick
auf die oben erwähnte Anschauung der Beteiligung von Pentosen an der
Ligninbindung soll hervorgehoben werden, daß die Bindung von Lignin
an Pentosen lebhafte Fürsprache gefunden hat. Besonders Hägglund!)
hat aus dem hartnäckigen Anhaften von Pentosan an Salzsäurelignin
auf eine schwieriger zu lösende Bindung zwischen den Komponenten
geschlossen. In ähnlicher Richtung bewegen sich die Anschauungen
von Kullgren?). Die Vorstellung glykoidischer Bindung ist im Ver-
1) Hägglund, Holzchemie, S. 134.
®2) Kullgren, Deutscher Sonderdruck nach Svensk Kanisk Tidskrift 49,
75 (1937).