406 Holzbildung und Holzvermoderung
Holzbildung und Holzvermoderung
Holzbildung
von der Holzbildung ist in dem Kapitel über das Lignin schon
des öfteren die Rede gewesen, nachstehend sollen die wichtigsten Hypo-
thesen über die Verholzung zusammengestellt werden.
Holzbildungssäfte. Nachdem im Vorfrühling an warmen Tagen,
etwa bis Anfang Mai der Blutungssaft bis zur Entstehung der Blatt-
knospen in den Cambialschichten vorhanden gewesen ist und als Sieb-
röhrensaft durch Verwundung der Rinde wenigstens bei Laubhölzern
abgezapft werden kann, vollzieht sich während der sommerlichen Vege-
tationsperiode etwa von Mai bis August die Holzbildung in den Cambial-
schichten aus den Bestandteilen des Cambialsaftes. Sowohl der „Vor-
frühlingssaft“, wie man ihn um Verwechslungen zu vermeiden wohl am
besten nennen könnte, als auch der Cambialsaft, der „Holzbildungssaft‘‘,
sind seit Jahrzehnten Gegenstand der Untersuchungen von Wislie enus!)
und seinen Mitarbeitern gewesen. Die Untersuchungen haben zu einer
Holzbildungstheorie geführt, bei welcher einerseits das Lienin als die
Summe aller auf der primären Gerüstcellulose sich abscheidenden Stoffe
definiert worden ist und andererseits gezeigt wurde, daß diese Abschei-
dungen mit der jeweiligen Menge der Kolloidstoffe der Säfte zu tun hat.
Aus einem zusammenfassenden Vortrag des Jahres 1928 kann entnommen
werden, daß der Siebröhrensaft sich vom Cambialsaft durch die Menge
der Inhaltsstoffe unterscheidet; während der Siebröhrensaft 16-19 Y
Inhaltsstoffe besitzt, ist die Konzentration des Cambialsaftes durch-
schnittlich nur 6—10 %. Die Inhaltsstoffe bestehen zum Teil aus kolloiden
Substanzen, welche durch geeignete Oberflächen festgehalten und aus-
geschieden werden können. Wislicenus hat hierzu hauptsächlich die
Fasertonerde verwendet und nachgewiesen, daß je nach Jahreszeit,
Temperatur und Witterung die Menge der durch „Adsorptiometrie“
feststellbaren Kolloide sehr stark schwankt. An kristalloiden Stoffen
enthalten die Säfte Dextrose, Lävulose und Rohrzucker. Über die quanti-
tative Zusammensetzung der Cambialsäfte der drei hauptsächlichsten
deutschen Baumarten, Fichte, Kiefer und Buche haben Schwalbe und
Neumann?) Angaben gemacht, die in nachstehender Zahlentafel zu-
sammengefaßt sind.
Bei den in Klammern gesetzten Werten ist der Aschengehalt der
Trockensubstanz berücksichtigt.
Die qualitative Untersuchung auf Zuckerarten ergab die Anwesen-
heit der Dextrose, Fructose; Galactose war nur im Buchensaft in sehr
geringer Menge nachweisbar. Von den Pentosen die Arabinose. Von den
!) Wislicenus, Cellulose-Chemie 6, 45 (1925).
?) Schwalbe und Neumann, Cellulose-Chemie 11, 143 (1930).