Holzbildung und Holzvermoderung 409
dationsvorgang, wenn die Pentose nicht schon im Cambialsaft vorgebildet
ist. Nach der üblichen Bestimmungsmethode (Tollens) können nur sehr
geringe Mengen Pentosan vorhanden sein, da nur sehr wenig Furfurol
gebildet wird. Sehr wohl kann man sich aber vorstellen, daß Furfurol
im Entstehungszustande mit den zuckerartigen oder anderen Bestand-
teilen der Cambialsäfte sich kondensiert und demnach nicht als Furfurol-
dampf in Erscheinung tritt. Eine weitere Schwierigkeit für die Pentosen
und Pektinhypothesen liegt in dem Methoxylgehalt des Ligenins, da Methyl-
alkohol als Bestandteil des Cambialsaftes nicht nachgewiesen ist.
Gegenwärtig erregt die Hypothese der Umwandlung von Fructose
in Lignin das größte Interesse. Wie schon erwähnt hat Wislicenus?)
schon im Jahre 1925 auf die Bedeutung der Fructose für die Lignin-
bildung hingewiesen; ausführlich und nachdrücklich ist dies in den
Abhandlungen. des Jahres 1933 geschehen. -Nach Wislicenus unter-
liegt die sehr reaktionsfähige Fructose der Umwandlung in Ligninbestand-
teile durch Dehydratation, Oxydierung und Kondensation. Ähnliche
Anschauungen hat Hibbert vertreten, und Formeln für die Um-
wandlung der Fructose in aromatischen Ligninstoff gegeben.
Während die vorgenannten Autoren die Entstehung aromatischer
Körper zu veranschaulichen suchen, entstehen solche nach Hilpert nicht,
sondern das abscheidbare Lignin ist nur ein Zeugungsprodukt, das wahre
Lignin nur ein Umwandlungsprodukt gewisser Kohlenhydrate, insbe-
sondere der Fructose?).
Nach Freudenberg?) sind Glukose und Fructose biochemisch
identisch. Wenn letztere eine so große Rolle bei der Ligninbildung spielt,
ist schwer verständlich, warum ihre Mengen so außerordentlich schwanken
und Fructose manchmal nur in Spuren nachzuweisen ist. Ferner aber
bleibt es rätselhaft, woher die sehr erheblichen Mengen Sauerstoff kommen
sollen, die zur Oxydation der Fructose notwendig sind. Bei Besprechung
der Holzbildung aus Pentosen ist schon darauf aufmerksam gemacht
worden, daß die Oxydation sich im Cambialsaft vollziehen müsse, wenn
nicht dieser weit mehr Pentosan enthalte als durch die Tollens-Reaktion
nachgewiesen werden kann. Auf die Bedeutung des Luftsauerstoffs als
Faktor bei der Holzbildung haben wohl zuerst Schwalbe und Neumann‘)
aufmerksam gemacht. Da der Cambialsaft nur geringe Mengen von Sauer-
stoff enthalten kann, insbesondere deshalb nicht, weil er stark reduziert
und sich durch Oxydation dunkel färbt, suchten sie festzustellen, ob nicht
der Sauerstoff durch die Rinde hinzutreten könne. Durch Bandagierung
größerer Teile des Stammes in der Vegetationsperiode wurde ein stellen-
weiser Zutritt der Luft durch die Rinde unmöglich gemacht (Cellophan-,
Öl- und Paraffin- -Papier). Von den am Schluß der Vegetationsperioden
ı. Stämmen wurden die bandagierten und nicht bandagierten Teile
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) en Papierfabrikant, Festschrift 1933, S. 60.
) Schwalbe, Zum Ligninproblem, Cellulose-Chemie 17, 113 (1936).
»). Freudenberg, Janson, Kropf und Haag, Berichte 69, 1423 (1936).
4) Schwalbe und Neumsmp, Cellulose-Chemie 12, 287 (1931); 14, 133 (1933).
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