36 Die Nadelhölzer
anzunehmen, daß nicht näher bekannte, aber rein chemische Prozesse,
die verminderte Reaktionsfähigkeit der Haupt- oder Nebenbestandteile
des Holzes hervorgerufen haben, wobei Hägglund!) in erster Linie an
die Einwirkung des Luftsauerstoffs denkt. Dem Verfasser dieses Buches
scheint eine kolloidchemische Deutung viel wahrscheinlicher, weil die
Durchtränkbarkeit des 5 Jahre gelagerten Holzes eine weitgehende
Minderung erfahren hatte, die leichter mit kolloidehemischen als rein
chemischen Veränderungen der Holzmembranen in Einklang zu bringen
ist. Denn wenn. wie schon erwähnt, das Zellstoffholz auf dem Lagerplatz
feucht erhalten wird, behält es seine Reaktionsfähig keit, die es bei lang-
jähriger Lagerung ohne Feuchtung mehr oder weniger verliert. In beiden
Fällen aber hat der Luftsauerstoff einwirken können.
Verhalten des Fichtenholzes gegen Licht
Bei der Trocknung im Freien wird das Holz je nach den klimatischen
Verhältnissen mehr oder weniger dem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Es
fragt sich, ob dieser Einfluß bei der Trocknung günstig oder ungünstig
wirkt. Letzteres wird der Fall sein, wenn infolge der Sonnenwärme eine
stärkere Rißbildung, ersteres, wenn infolge der Sonnenbestrahlung etwa
ultraviolettes Licht eine Änderung der Oberflächen und günstige Beein-
flussung der Volumzunahme oder -abnahme hervorruft.
Eingehende Versuche über Sonnen- und Schattentrocknung
sind mit Kiefernholzstempeln und Kiefernbrettern im grünen Zustand
von Schwalbe und Just2) angestellt worden. Sie werden im Abschnitt:
Kiefer in ihren Ergebnissen, dargestellt.
Der vergleichenden Sonnen- und Schattentrocknung sind auch
Bretter von Fichtenholz ausgesetzt worden. Es hat sich ergeben, wie
die nachstehendenKurventafeln (10 und 11) ausweisen, daß Fichtenholz-
Brettstückchen, die man in tangentialer oder radialer Richtung ge-
schnitten hat, bei Sönnenbestrahlung eine weit geringere Volumzunahme
an feuchter Luft aufweisen, als wenn sie im Schatten getrocknet
sind. Dagegen zeigt die Kurve für Gewichtszunahme an feuchter Luft
keinerlei günstige Wirkung der einen oder anderen Trocknungsart.
Die Einwirkung des Lichtes bringt naturgemäß stets eine gleich-
zeitige Einwirkung der Luft mit sich. Luft umgibt und erfüllt. das Holz.
In den Hohlräumen des Holzes finden sich neben den Hauptbestandteilen
der Luft noch Kohlensäure, was schon erwähnt wurde. Wie bereits aus der
viele jahrhundertelangen Erhaltung von Holzbauten ersichtlich ist, kann
eine etwaige schädliche chemische Wirkung des Lichtes nicht sehr be-
deutend sein; irgendwelche tiefer greifende Zersetzung tritt nicht auf,
doch verändert das Fichtenholz — und andere Hölzer tun es auch —
am Licht seine Farbe. Aus einem hellen Gelb entsteht in der Ebene ein
1) Hägglund, Holzchemie Leipzig 1928, S. 246.
2) Schwalbe und Just, Sperrholz 1932, S.5, Heft 1/2.