Full text: Abhandlung der Bau-Kunst ([Erster Theil])

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6 . Einleitung indie Civil¿Bait-Kunſt? 
F< halte aber gleihmol'danor, Daffie nach des Vignöls Züſatttienſe- | 
ßung in ihrer Einfalt ſolche Schönheiten an ſich habe, daß man ſie würks- 
lich ettvas höher achten mufê , und daher folche gar wohl, nicht allein an 
den bürgerlichen Häuſern, ſondern auch , an den öffentlichen Gebäuden 
anmenden Fan, aldnemlich an den Bogen-Lauben der öffentlichen Pläge 
und Märkte, an den Magazins und Korn-Böden der Städte, ja ſo gar 
in den Palläſten groſſer und vornehmer Herren ſelb, unò zwar an dem. 
untern Stockwerken, an den Bewohnungen der Bedienten, Ställen, 
und überhaupt an allen den Orten, die eine Stärke und wenige Verzie- 
ns erfordern, und wo reichere und zärtere Ordnungen ſich nicht hins 
ſchicken. Age / ' 
Die Doriſche Ordnung haben wir von den Griechen. Sie iſt die 
älteſte. Fhre Zuſammenſe6ung iſt erhaben und edel. Die Dreyſchlibe, 
die zur Verzierung des Bortens dienen , und die mit einer Leyer einige 
Ubereinſtimmung haben, geben Anlaß zu glauben , daf ſie zu einem den 
Apollo geweihten Tempel erfunden worden. Heutiges Tages, dg man 
‘vor die Tempel weit andere, reichere und zärtere Ordnungen hat , kan 
man fie bey denStadt-Thoren, Zeug-Häuſern ; Waffen: Plägen, Haupts 
Wachen vor Prinzen, und an andern dergleichen Orten mehr, die ſich 
auf das Kriegs ABefen besiehen , mo Stärke mit einer troßigen und nobs 
len Einfalt verbunden, erfordert wird, gar füglich anwenden. 
sn den allerälteften Gedencfmählern dieſer Ordnung, finden ſi dies 
fe Säulen ohne Säulen» Fuß, und.hat man Mühe genug , hiervon eine 
hinlängliche Urſache anzugeben, Herr von Chambray in feiner Parafs 
lel ſtimmet mit dem Vitruv überein , und giebt vor, daß ; weil man in 
der Zufammenfeßung Diefer Säule einen nackenden Menſchen von ſtarken 
Vliedmaſſen habe nachzuahmen geſucht , wie ein Hercules pflegt abges 
ſchildert zu werden, diefelbe alfo auch Feinen Saulen- Fuß haben müffe: 
maſſen ſeiner Meynung nach , der Fuß an einer Sâule, ebèn das vorſtels 
len folle, was einem Menſchen zur Fuß - Bekleidung diénet. Allein, ich 
muß geſtehen, daß ich, eine. Schule ohne Säulen - Fuß, in Vergleichung! 
mit einem Menſchen, mir viel beſſer als einen Menſchèn ohne Füſſe, als 
ohne Fuß-Bekleidung vorſtellen kan. “Daher i auch viel liebes bes 
haupten wollte - daß die alten Baumieiſtér entweder damals gar nicht 
gewohnt geweſen, ihren Säulen Säulen- Füſſe gu geben, oder fie haben 
ihnen mit Fleiß darum feine geben wollen - damit die ſteinerne Fuß-Bös 
deñ/ die Ecken und vorſpringenden Winkel 7 mit den Sáulen- Füſſen - 
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