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führen muss, die Schnelligkeit dieser Zunahme muss jedoch
sehr rasch fallen, weil die Ausgleichung des Temperatur-
unterschiedes zwischen Körpern immer langsamer wird, je
näher sie der vollen Ausgleichung, der Annahme einer gleichen
Temperatur kommen.
Dr. W. A. Miller (in seinen Elementen der Chemie,
4. Ausgabe, 1868) bemerkt bei Erklärung der Wirkung des
erhitzten Windes im Hohofen: „der obere Theil des Ofens
wird weniger erwärmt, die Reduktion der Erze findet in
Folge dessen tiefer unten statt, und die Hitze ist: solcher-
gestalt mehr concentrirt.“
Versucht man die Richtigkeit der Folgerung des
Dr. Miller, dass durch die Erhitzung des Windes die Reduk-
tion der Erze näher dem Boden des Ofens bewirkt werde,
dadurch zu prüfen, dass man sich einen Hohofen vorstellt,
welcher mit einem bestimmten Erzsatz constant im Betriebe
ist; und denke man sich die Temperatur des Windes (ohne
sonstige Aenderung) um 200°, oder irgend eine bestimmte
Anzahl vermehrt, so muss die Temperatur in allen Theilen
des Ofens bis zur Gicht um diese 200° zunehmen, weil die
nöthige Wärme zur Schmelzung, Ausstrahlung u.s. w. im
untern Theil des Ofens schon früher bei dem weniger er-
wärmten Winde vorhanden war, somit keine andere, neue
Quelle der Wärmeabsorption vorhanden ist. Nun bedeutet aber
eine vermehrte Temperatur der Gase, bis zu einer gewissen
Grenze, eine Vermehrung der reduzirenden Kraft, daher die
aufgegichteten Erze nach der Hinzugabe der 200° Wind-
temperatur, nur früher, nicht aber später, wie Dr. Miller
meint, zur Reduktion gelangen müssen, welche letztere also
schon in den höheren Theilen des Ofens beginnt. *)
In der Praxis stellt sich die Sache, nach des Verfassers
Ansicht, folgend. Nach vermehrter Windtemperatur steigt
*) Auch dieser und der nächstfolgenden Entwicklung des Verfassers
kann ich nicht vollkommen beistimmen, weil dabei dem Umstand, dass
bei dem mehr erhitzten Winde die Verbrennung rascher, in einem klei-
neren Raume, unter Entwicklung einer intensiveren Hitze vor sich gehet,
was mir theoretisch und praktisch nachgewiesen dünkt, nicht Rech-
nung getragen ist. Mir scheint deshalb Dr. Miller’s Aeusserung
correkt. T.