02 Ant. Adam Schmied.
weizen; befonders toscanifcher Weizen, Sammet-, Spreu und Perlweizen, Imperial,
weifser Suffolk und weifser Sunter.
Die grofse Verfchiedenheit der ausgeftellten Weizenforten des Nordens
und Südens, überhaupt der weit von einander entfernten Länder, läfst fich aus der
verfchiedenen Bodenbefchaffenheit, der vorherrfchenden klimatifchen Einwirkung
und den übrigen befonderen Wachsthumsbedingungen fehr leicht erklären. Ift es
doch allbekannt, dafs die Weizen der Schwarzerden Ungarns und Rufslands einen
höheren Stickftoffgehalt haben, als jene des Thonbodens Englands, dafs die
harten Weizen Italiens und die Glasweizen Afrikas gleichfalls einen höheren
Kleber- und folglich auch gröfseren Stickftoffgehalt befitzen, als die gemeinen
Weizenarten des nördlichen Europas, dafs überhaupt continentales Klima (hohe
o
o-
e
Sommerwärme und geringer Regenfall) hohen Stickftoffgehalt in den producirten
Weizenforten bedingt. Diefs bewahrheiteten auch die ausgeftellten Weizen-
proben. Eine Vergleichung derfelben liefs erkennen, dafs die Weizenarten
Ungarns und Rufslands in ihrem wefentlichen Charakter fehr ähnlich find, welchen
die amerikanifchen Weizenarten als Gegentheil entgegengeftellt werden können;
und zwifchen denfelben, gleichfam in der Mitte, ftehen die Weizenforten Mittel-
europas, namentlich Deutfchlands, fowie auch Englands, fich je nach den Tempe-
ratur- und Feuchtigkeitsverhältniffen des Klimas bald mehr dem einen, bald dem
anderen Typus nähernd.
Die Gerfte (Hordeum L.), die meift einen ficheren und hohen Ertrag
gewährt, wird ebenfalls ziemlich allgemein angebaut. Sie ift Hauptnahrungsmittel
in Sibirien, Schottland, Norwegen, Irland; bei uns ift fie auch eine bevorzugte
Frucht, dient jedoch mehr zur Malzbereitung als zur menfchlichen Speife; im
Süden dient fie zur Fütterung der Nutzthiere, befonders der Pferde, und
hat dafelbt den Hafer zu erfetzen. Als eine fchnell reifende Sommer-
frucht kann die Gerfte wegen der -Kürze ihrer Vegetationszeit noch im
höchften Norden angebaut werden, wo keine edlere Halmfrucht mehr zu reifen
vermag; dort baut man, fowohl auch in Norddeutfchland, überwiegend die
gemeine vierzeilige Gerfte (H. vulgare L.) an, während die fechszeilige Gerfte
(H. hexastichon L.), auch Stock- oder Rothgerfte genannt, im Süden gefäet wird;
feit 300 Jahren bei uns in Cultur, konnte die fechszeilige Gerfte doch niemals zur
allgemeinen Verbreitung gelangen. In Mitteleuropa (Deutfchland, Oefterreich,
England u. f. w.) wird die zweizeilige, grofse Gerfte (H. distichon L.) in ihren ver-
fchiedenen Varietäten als Sommerfrucht allgemein angebaut, und hat dafelbft,
namentlich die Frühgerfte (nutans) in Mittel- und Süddeutfchland, ihr Gebiet in
den letzten Jahren fehr bedeutend vergröfsert, da mit ihrer zunehmenden Ver-
wendung zur Bierbereitung deren Anbau ftetig an Ausdehnung gewinnt, befonders
in einzelnen preufsifchen Provinzen, in Baiern, Heffen, Thüringen u. f. w., fowie
in einzelnen öfterreichifchen Kronländern, vor Allem inBöhmen und Mähren. Die
kleine Gerfte ift in Norddeutfchland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Holland,
Belgien in grofsen Quantitäten den Zwecken der Bierbrauerei dienftbar. Die
zweizeiligen Gerftenarten liefern unftreitig die fchönften Gerftenkörner; weit
geringer find die fechszeiligen, deren anfehnliche Aehren in der Weltausftellung
meift nur zur Decoration Verwendung fanden.
Schöne Gerftenforten ftellte Baiern aus, namentlich Voigtländer, Ober-
franken- und Frankengerfte, fodann nackte Gerfte (H. distichon nudum). Wegen
ihrer Ertragsfähigkeit und des bedeutenden Gewichtes follten die nackten Gerften
mehr gefchätzt und verbreitet fein, als diefs auf der Ausftellung zu fehen war;
allein diefelben verlangen einen fruchtbaren Boden und eine gefchützte Lage,
find auch fehr ftark dem Ausfalle bei der Ernte unterworfen, wodurch ihr Anbau
bedeutend gefchmälert wird. Böhmen war durch fchätzenswerthe Chevalier-,
algerifche, Jerufalem- und Himalayagerfte (H. vulgare nudum), Mähren durch
feine vorzügliche Hannagerfte, dann durch englifche Frühgerfte, fchwarze zwei-
zeilige Gerfte und Reis- oder Pfauengerfte (L. zescriton), welche früher in
—