Die europäifchen Nahrungspflanzen. 109
glasartigen Körner von goldgelber und fuchsrother Farbe hervorftach, und alle
anderen an Schönheit der Körner und ihrem Gehalte und Gewichte. wefentlich
übertraf, da derfelbe 102 Zollpfund per Metzen wog und per Joch einen Ertrag
von 26:2 Metzen abwarf.
Deutfchland , welches hauptfächlich den grofsen und kleinen euro-
päifchen Mais anbaut, hat nur fpärlich Maisproben ausgeftellt; fehr intereflant
war aber die von Profeffor Körnicke (in der Ausftellung der landwirthfchaft-
lichen Akademie in Poppelsdorf) in Kolben und Samen vorgeführte, fehr inftruc-
tive Lehrfammlung der Maisvarietäten mit ihrer vielfach wechfelnden Gröfse und
Geftalt der Kolben und der höchft mannigfaltigen Form, Gröfse und Farbe der
Körner. Bei Betrachtung diefer reichhaltigen Maiskolben-Sammlung konnte man
eine klare Vorftellung von der aufserordentlichen Variabilität der Maispflanze
unter den verfchiedenen Vegetationsbedingungen gewinnen.
Es mag uns erlaffen fein, alle übrigen Länder des füdlichen Europa:
Italien mit feinem fchönen Pignoletto-Mais, dem ı!/, Meter hohen Cinquantino,
dem prachtvollen dunkelbraunen Purpurmais (Zea mays purpureus), Spanien
u.f.w., fowie jene Afrikas, wo der aus Egypten ausgeftellte weifse (Granone
bianco) und gelbliche Mais (Granone giallo) fich befonders auszeichnete, und
Afıens. namentlich anzuführen, welche unter ihren Landesproducten grofse Men-
gen vonMais in Kolben und Samen brachten; ift ja„derMais ein ausgefprochenes
Kind des ungetrübten Sonnenlichtes;; je heifser und heller die Sonne fcheint, um
fo üppiger fchiefst er in Kraut und Kolben, wefshalb er insbefondere für regen-
arme Gegenden ein Segen ift“. (Profeffor R. Brau ngart.) Doch wollen wir zum
Schluffe noch bemerken, dafs die Heimat des Maifes, Amerika, verhältnifsmäfsig
fehr fpärlich an der Expofition des Maifes betheiligt war: einige weifse, gelbe,
othe bis fchwarzrothe Spielarten, breitkörnige und fpitzkörnige Varietäten,
Zahnkorn-, Hühner- und Perlmais, fowie der Cuzumais, die gröfste aller Sorten
mit 1/, Meter langen Kolben, konnte man dafelbft in einigen Proben fehen.
Die Hirfe (Panicum) war in allen ihren Arten ziemlich reich vertreten.
Die gemeine Hirfe (P. miliaceum), welche bis zur Nordgrenze des Weinbaues
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gedeiht, fcheint mehr den nördlichen Theilen, die Kolbenhirfe (P. italicum) mehr
den füdlicheren Theilen diefes Produdtionsgebietes eigenthümlich zu fein. Für
Deutfchland kommt der Anbau von Hirfe wenig in Betracht; auch in Oefterreich
wird die Rispenhirfe im Allgemeinen weniger gebaut, wenn es auch einzelne
Kronländer gibt, wo ihre Cultur eine nicht unbeträchtliche Verbreitung erlangt
hat, beifpielsweife.in den Alpenländern, namentlich in Steiermark und Krain,
befonders in dem letzteren Lande gibt es einzelne Thäler, wo bis 30 Percent der
Sommer-Halmfrucht aus Rispenhirfe befteht; in Niederöfterreich, Galizien, Mähren
und Böhmen, wo jährlich an 20.000 Metzen Hirfe erfechft werden, verfchwin-
det fie allmählig von den Feldern und wird auch in Salzburg, Oberöfterreich und
Nordtirol faft gar nicht gebaut. Schöne weifse, gelbe und rothe Hirfe, Spät- und
Frühhirfe ftellte der Znaimer Landwirthfchaftsverein aus; Ungarn, welches
viele Hirfe ausftellte, führte treffliche Bellye-Hirfe vor. Spanien, Italien, Rufs-
land und die Türkei ftellten fehr viele Sorten der Rispenhirfe aus, mit kleinen
und grofsen Körnern und in allen Farben, weifs, grau, roth, braun bis fchwarz,
der zahlreichen Schattirungen gar nicht zu gedenken. Die Kolbenhirfe wurde
aus den füdlichen Ländern ebenfalls in einer grofsen Anzahl von Proben, zumeift
in Samen, theilweife auch in ganzen Pflanzen mit den grofsen klumpigen Rispen-
ähren ausgeftellt; die italienifche, grofse und kleine, gegrannte und ungegrannte,
gelbe und violete Kolbenhirfe war am zahlreichften vertreten. sine Abart der-
felben, die kleine, orangengelbe Kolbenhirfe, allgemein Mohar (Setaria germa-
nica) bezeichnet, welche ein treffliches Viehfutter liefert, wurde befonders aus
Ungarn und Rufsland häufig ausgeftellt. Der ungarifche Mohar hatte gelbe oder
fchwarze, der ruffifche dagegen gelbe Körner mit einem Anfluge ins
Röthliche.