Die europäifchen Nahrungspflanzen. 113
auch nur in untergeordneter Weife. Gewöhnliche Linfen prachtvoller Qualität ftellte
die Herrfchaft Lobofitz (im Pavillon Schwarzenberg) aus; die mährifche Linfe
Gutsdiredtion Kanitz) wog 90%, Pfund per Metzen: die Bukowina ftellte hübfche
türkifche und fchwarze Linfen, Schlefien die fchwarze kleinfamige Chmietow-Linfen,
welche per Joch angeblich einen Ertrag von ıı Metzen Körner & 93 Pfund und
28 Centner Stroh gewähren. Freiherr von Sina (Mähren) ftellte die ruffifche Linfe
aus. Ungarn, Rufsland, Spanien und Italien haben fehr fchöne Linfen diverfer Art
ausgeftellt; in der egyptifchen Ausftellung fah man neben rothbraunen Angel-
erbfen (vonBir Abu Ballach ausgeftellt) fchöne kleine Linfen von Saidi (ausgeftellt
von Kindineco), dann chinefifche Linfen u. f. w.
Die Wicke (Vicia fativa L.) wird in vielen Varietäten, hauptfächlich als
Grünfutter cultivirt. In der Ausftellung war diefelbe nicht häufig anzutreffen; haupt-
fächlich fah man in den einzelnen Specialexpofitionen die gewöhnliche Wicke,
durch die Gröfse und Farbe des Samens unterfchieden, die weifse kleine rund!iche
Futterwicke und fchwarze Wicke (Dänemark), die Narbonne- und Hopetown-, auch
die polnifche und fibirifche, fowie die norwegifche Wicke, die letzteren jedoch
ziemlich felten.
Die Buffbohne (Vicia Faba L.), eine Culturpflanze vom kaspifchen
Meer, wird gegenwärtig als Pferde-, Sau- und Windforbohne angebaut und meift
als Viehfutter zur Maft verwendet. In der Weltausfi ellung war die „grofse Bohne“
in zahlreichen und fehr reichhaltigen Collectionen und faft in gleicher Mannig-
faltigkeit wie die Speifebohne vertreten. Von der fchwarzen Pferdebohne (aus
Baiern ausgeftellt) und fehr fchönen Ackerbohnen (Provinz Sachfen) fah man vor-
liche Exemplare; Steiermark brachte viele Varietäten Buffbohnen, Windfor-,
Wachtel-, grofse Marzipaner-Bohne; Ungarn und Rumänien ftellten vorzügliche
Sammlungen der Buffbohne aus, namentlich aber England, wo das Handlungshaus
Sutton & Sons eine Collection von 24 Bohnenarten exponirte. Portugal undSpanien,
Italien und Frankreich, ja felbft China und Japan brachten fehr fchöne, reichhaltige
Bohnen-Collectionen.
DerWolfs- oder Feigbohne, allgemeinLupine (Lupinus L.), wollen
wir hier nur der nothwendigen Vollftändigkeit wegen Erwähnung thun. Die gelbe
Lupine (L. luteus L.), feit etwa zwanzig Jahren bei uns cultivirt, liefert dem Klee
gleichftehendes Grünfutter, dient aber am häufigften nur als Culturmittel auf ödem
Sande, welcher eigentlich ihr Mutterland ift; die blaueLupine (L. anguftifoliusL.)
baut man zur Körnergewinnung; die gewöhnliche weifse Lupine (L. albus) ift jedoch
in Mitteleuropa die verbreitetfte. Vereinzelt konnte man hie und da einzelne
Proben der Lupine wahrnehmen; tadellos war die weifse Lupine im Pavillon
Schwarzenberg (von der Herrfchaft Wittingau), fowie die in der Colledtivausttel-
lung der k. k. fteiermärkifchen Landwirthfchafts-Gefellfchaft ausgeftellte.
Endlich wäre noch der Bockshornklee (Trigone'la foenum graecum
L.), auch Siebenzeilen genannt, zu nennen, welcher in Südeuropa, Kleinafien
und Nordafrika heimifch ift, untergeordnet auch in Thüringen und um Erfurt als
Arzneipflanze gebaut wird, da er den officinellen Semen Foeni graeci liefert. In der
türkifchen und insbefondere der egyptifchen Abtheilung waren die kleinen, eckig-
kantigen, rinnigen, gelblichen Samen von Trigonella maffenhaft vorhanden und
man rühmt ihnen (nach Leunis) nach, „dafs die Samen im Orient, vorzüglich in
Egypten, mit Milch zubereitet ein beliebtes Gericht geben, welches den hager-
ften Damen in kurzer Zeit die befonders an Weibern des Orientes und nament-
lich des Harems fo hochgefchätzte Wohlbeleibtheit oder Corpulenz verfchafft !“
Für die Gegenden Mitteleuropas hat diefe Pflanze, auch „griechifches Heu“
genannt, wegen des rafchen, ficheren Wachsthumes als Futtergewächs in Gemeng-
faaten eine nicht genug zu fchätzende Bedeutung, welche leider bisher nur
zu wenig gewürdigt ift. In der Colledtivausftellung des Königreiches Böhmen
war hübfcher Bockshornklee ausgeftellt.
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