114 Ant. Adam Schmied.
Der Buchweizen (Polygonum fagopyrum L.), auch Heidekorn genannt,
ift das einzige europäifche Blattgetreide. Be Buchweizen ftammt aus China und
wird gegenwärtig in ganz Europa bis 66 Grad nördlicher Breite, varspahch auf
leichtem Boden Aula, Die Samen liefern Grütze und gutes Mehl; grün dient
die Pflanze als Viehfutter. Für Deutfchland befitzt derfelbe wohl defshalb eine
grofse Wichtigkeit, weil er noch ganz gut auf Aeckern, die zu Roggen keine
Kraft mehr haben, wächft und auf Beer Heideboden beffer vorkommt, als
irgend eine andere Culturpflanze. In der Weltausftellung waren der vöhnliche
and der filbergraue {chottifche Buchweizen, Bas in frühen und fpäten Sorten
am meiften vertreten; den Silberbuchwe »izen traf man faft in einem jeden Lande
an. Dann fah man dort den fibirifchen oder P. tartaricum), fchweren,
rundkörnigen Buchweizen (aus den Niederlanden), galizifchen und toskanifchen,
chinefifchen (P. emarginatum) und japanefifchen Buchweizen, felbftverftändlich
in verfchiedenen Spielarten (z. B. den Moorbuchweizen aus Norddeutfchland), auf
welche nicht näher eingegangen werden foll.
Ohne die zah lreichen Collediv- und Specialausftellungen, welche
in höchft gelungener Weife und inftrudtiver Syftematik an; geordnet waren, nur zu
berühren, fol} lier doch ausnahmsweife der erfchöpf Pr Expofition der Wiener
Frucht- und Mehlbörf,e gedacht werden, we che die gangbaren Cerealien,
Hülfenfrüchte -und Saatgattungen aus allen tea en Productionsg De
der öfterreichifchen EC nehrichie und in allen Arten und wichtig en
Spielarten in gröfseren, das Vergleichen fehr erleichternden Önantitäten ı aus-
geftellt und zugleich die Bewegung der Preife des Roggens und des Weizens
in den Jahren 1823 bis 1872 d jurch eine gelungene graphifche Darftellung verfinn-
licht hat, — fowie der prachtvoll aber mühfam zufammengeftellten Samen-
fammlung des K. Ritfchel (aus Jaifpitz in Mähren), welche aus 000 Arten,
je aus Körnern, Samen und Früchten (£ ehren, Rispen oder Kolben) gebildet,
beftand und als ein fehr werthvolles Lehrmittel von der k. k. Hochfchule für
Bodencultur in Wien’erworben wurde
Knollen und Rüben.
Die Kartoffeln (Solanum tuberofum) nehmen unter den Wurzelfrüchten
die erfte Stelle ein; ihr Anbau hat den durchgreifendften Einflufs auf die gefamm-
ten land- und forftwirthfchaftlichen Zuftände in Nord- und Mitteleuropa ausgeübt.
Aus den Gebirgen Chiles ftammend, wird die Kartoffel in mehr als 430 Varietäten
und Sorten bis 70 Grad nördlicher Breite cultivirt. In keinem Lande des Continents
fpielt fie aber eine fo bedeute nde Rolle, wie in Oefterreich, befonders in deflen
nördlichen Gebieten. Die Kartoffeln find nicht nur die hauptf fächlichfte, ja oft die
ausfchliefsliche Nahrung des kleinen Mannes, fondern überhaupt ein fehr beliebtes
Nahrungsmittel, wenn auch ihr Nahrungswerth ein fehr geringer itt, weil ihnen
die eiweifsartigen Stoffe fehlen; fie enthalten im Mittel 75'9 Percent Wafler, 20'2
Stärkemehl, 2.3 Albumin, ro Salze, 0°4 Zellftoff und o.2 Percent Fett. Nicht min-
der dienen fie für Zwecke der Fütterung (befonders für Schweine) und werden
technifch auf Stärkemehl, Dextrin, Stärkefyrup, Stärkezucker und Spiritus verar-
beitet. In den zum vormaligen norddeutfchen Bunde gehörenden Staaten und in
Südheffen find im Jahre 1871 nach amtlichen Aufftellungen 35,0506.553 Scheffei
Kartoffeln zur Branntweinbrennerei verbraucht worden.
In der agricolen Ausftellung des deutfchen Reiches find fehr fchöne
Zufammenftellungen von Kartoffeln, fchönen Saat-, Speife- und Hauskartofreln,
Spiritus- und F atterkärto@kin vorhanden gewelen. Unter Anderem tellte der land-
wirthfchaftliche Verein Wafferknoden inBaiern hübfche Kartoffeln aus, darunter
Paterfon’sSeedling-Bock, mit einer Ernte von 21.000 Kilogramm per Hektare und
einem Stärkegehalt von 20'5 Percent, Paterfon’s blaue mit einem Ertrage von
24.000 Kilogramm per Hektare und 19'5 Percent Stärkegehalt, dann mittelfri ühe